Flieden ist dabei, Mobilfunkgegnern auf den Leim zu gehen (Allgemein)
Wenn überzeugte Mobilfunkgegner Erfolgsmeldungen verbreiten, weckt das den Jagdtrieb in mir. Denn so gut wie immer ist an diesen Meldungen etwas faul.
Heute: Flieden: Gemeindevertreter wollen Mobilfunkvorsorgekonzept
"Hesse", der die Meldung dort eingestellt hat, ist lediglich Wasserträger für Markus Hofmann, den "Vorstandsvorsitzenden" des Vereins "Mobilfunksenderfreie Wohngebiete Flieden (mowo)". Für einen kleinen Ortsverein legt sich "Hesse" wahrscheinlich nicht so ins Zeug, sondern eher deshalb, weil Hofmann in Hessen zugleich Statthalter eines weiteren Anti-Mobilfunk-Vereins ist, nämlich Diagnose Funk. Und wir erinnern uns: Im Januar 2012 schluckte Diagnose Funk den Verein, in dem "Hesse" als sogenannter "Pressesprecher" wirkte. "Hesse" und Hofmann sind damit Vereinsmeier desselben Vereins, Brüder im Geiste. Jetzt ist der Eifer von "Hesse" in einer Nebensache vielleicht etwas verständlicher.
Die Jubelmeldung startet mit dem Satz:
"Fliedens Gemeindevertreter/Innen haben sich auf der vergangenen Sitzung am 08.10.2013 im Ortsteil Rückers für ein Mobilfunkvorsorgekonzept für Flieden ausgesprochen."
Und da ist auch schon der erste Fehler: Die Sitzung war am 09.10.2013, wie sich dem Protokoll der Sitzung (PDF) leicht entnehmen lässt. Und wenn man sich in dem Protokoll den Tagesordnungspunkt ansieht, der Herrn Hofmann zu seiner Meldung inspiriert hat, dann liest sich das dort doch merklich anders und weniger dramatisch:
Der Gemeindevorstand wird gebeten zu prüfen, welche Möglichkeiten der planerischen Gestaltung von Mobilfunksendeanlagen im Rahmen der Bauleitplanung bestehen. Ziel muss sein, die gemeindliche Standortplanung für Mobilfunksendeanlagen so zu beeinflussen, dass die Belastung für Mensch und Umwelt so gering, als möglich gehalten wird. Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes vom 30.08.2012 (BVerwG 4 C 1.11) ist eine solche gemeindliche Standortplanung für Mobilfunksendeanlagen zulässig.
Die Brötchen, die Mobilfunkgegner backen, sie werden kleiner und kleiner. "Hesse" sendet jetzt schon "Glückwunsch nach Flieden!!!" nur weil dort der Gemeindevorstand gebeten wird, etwas zu prüfen .
Flieden, rund zehn Autominuten entfernt von Schlüchtern, einem alten Widerstandsnest gegen Mobilfunk, ist eine Streugemeinde im Landkreis Fulda (Hessen), deren rd. 9000 Einwohner sich auf neun Ortsteile verteilen. Auf dem Gemeindegebiet befinden sich, wenn ich die EMF-Datenbank der BNetzA richtig ausgewertet habe, sage und schreibe 3 Standorte für Mobilfunk-Sendeanlagen, wobei einer dieser Standorte auch noch außerhalb liegt (Autobahnversorgung). Zum Vergleich: München hat mehr als 1000 solcher Standorte.
Was also geht in den Köpfen der Gemeindevertreter dort vor, dass die SPD-Fraktion ohne jegliche Not ein "Mobilfunkvorsorgekonzept" ins Gespräch bringt? Eine saubere Erklärung dafür gibt es nicht, denn inzwischen sollte es sich sogar bis nach Hessen herumgesprochen haben, dass Mobilfunk-Sendemasten gesundheitlich nur dann bedenklich sind, wenn man sich frei von jeglichem Sachverstand künstlich darüber aufregt - und gesundheitliche Gründe anführt, statt die Hässlichkeit von Sendemasten.
Was aber könnte dann diesen überflüssigen Antrag der SPD ausgelöst haben? Die desolate Website der Fliedener SPD hilft nicht weiter, der Antrag glänzt dort durch Abwesenheit. Andererseits wirbt die Site noch immer fröhlich für die Wahlen am 22. September 2013. Da klemmt etwas. Bleibt mir nur zu spekulieren: Diagnose Funk ist mMn ein verdeckt operierendes Marketinginstrument für Profiteure der Mobilfunkdebatte. Zu den Profiteuren zähle ich auch die Anbieter von "Mobilfunkkonzepten", denn diese Konzepte sind nicht nur nutzlose Geldverschwendung, sondern in aller Regel sogar schädlich für Anwender von Mobiltelefonen. Dass 19 der 21 am 9. Oktober anwesend gewesenen Gemeindevertreter den Antrag der SPD abnickten belegt mMn nur, wie leicht sich Lokalpolitiker in EMF-Angelegenheiten vom Munkeln & Raunen der Anti-Mobilfunk-Flüsterpropaganda einwickeln lassen. Durchblick hatten offenkundig nur die Beiden von der FDP.
Lange Rede, kurzer Sinn: Das eigentliche Zielobjekt ist in Flieden mMn nicht die Bauleitplanung, sondern das damit gekoppelte "Mobilfunkkonzept", das einen voraussichtlich 4-stelligen Umsatz für einen Anbieter solcher Konzepte bringen wird. Ob Provisionen fließen, und wenn ja in welcher Größenordnung, darüber ist bislang nichts bekannt geworden. Und damit der richtige Anbieter zum Zuge kommt, vielleicht auch gleich noch dazu ein Diagnose Funk verbundener Anwalt, verspricht (sich) Herr Hofmann:
"Die Gemeindevertreter wollen nun die Kosten für ein solches Konzept ermitteln lassen. Ob und wie dann ein Mobilfunkvorsorgekonzept umgesetzt wird, muss dann geklärt werden. Unser Verein MOWO bietet der Gemeinde Flieden und den politischen Fraktionen ihre [sik!] Hilfe bei der Planung an."
Ja wenn das so ist, dann kann es ja nur schief gehen .
Achso, wer sich wundert, warum diesmal die SPD ran musste: "Die Grünen" sind in der Gemeindevertretung von Flieden nicht vertreten.
Hintergrund
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Flieden ist dabei, Mobilfunkgegnern auf den Leim zu gehen
"Fliedens Gemeindevertreter/Innen haben sich auf der vergangenen Sitzung am 08.10.2013 im Ortsteil Rückers für ein Mobilfunkvorsorgekonzept für Flieden ausgesprochen."
Tja. Aber warum eigentlich?
Flieden hat seit Mai 2009 eine "Leitlinie für Mobilfunk- und DSL-Versorgung".
Wozu zusätzlich ein "Mobilfunkvorsorgekonzept"?
Meine Antwort: Es gibt nur eine handvoll private Einzelkämpfer und Vereine, die sich auf Standortkonzepte für Mobilfunk-Sendemasten spezialisiert haben. Nicht weil dies sinnvoll und vorsorglich richtig wäre, sondern weil sich damit mit wenig Aufwand viel Geld verdienen lässt. Es muss nur gelingen, einen Gemeinde- oder Stadtrat soweit zu bringen, dass er ein solches überflüssiges Konzept in Auftrag gibt. Die dazu erforderliche Überzeugungsarbeit in der Glaubensfrage "Sender raus aus dem Dorf" leisten in aller Regel organisierte Mobilfunkgegner vor Ort, nicht selten auch Referenten der ödp. Der Rest ist Routine, die Texte in den Konzepten sind Textbausteine, die Immissionsberechnungen erledigt eine Software. Spekulation: Die Auftragnehmer bedanken sich mit einer Provisionszahlung oder einer Parteispende bei den Missionaren, denen sie den Auftrag zu verdanken haben. Denn aufwendige Akquise müssen die Anbieter von Standortkonzepte für Mobilfunk-Sendemasten keine machen, die Kunden kommen von ganz alleine.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –