Elektrokrebs-Report versucht IARC-Wertung auf 2A umzudeuten (Allgemein)
Kommentierter Auszug aus einer wirren Vorschau auf den Elektrosmog-Report Ausgabe Juni 2013. Das Kampfblättchen der Anti-Mobilfunk-Szene versucht sich auf üble Weise an einer Umdeutung der IARC-Wertung aus dem Jahr 2011. Es muss in der Szene chronischer Mangel an bemerkenswerten Alarmmeldungen herrschen, wenn zu solchen Tricks gegriffen werden muss:
Die schwedischen Wissenschaftler Hardell, Carlberg und Mild fanden in einer neuen Analyse epidemiologischer Studien erneut heraus, ...
Hä? Eine neue Analyse epidemiologischer Studien? Das dürfte im Klartext wieder auf das Kernproblem der Hardell-Gruppe hinauslaufen, dass sie nämlich einmal erhobene Daten nur ständig wiederkäut, und ihr so in den Daten enthaltene Fehler auf ewig verborgen bleiben.
... dass Strahlung von Mobil- und Schnurlostelefonen bei häufiger Nutzung von mindestens 10 Jahren wahrscheinlich Krebs erregend ist.
Die Betonung liegt wahrscheinlich auf "wahrscheinlich".
Damit wird die Einstufung durch die IARC im Jahr 2011 bestätigt.
Was seid ihr doch für kleine Strolche! Die IARC hat nicht auf "wahrscheinlich krebserregend" (2A) entschieden, sondern auf "möglicherweise krebserregend" (2B). Ihr versucht diese Wertung klammheimlich zu verdrehen, ganz schön verlogen.
Personen, die vor dem Alter von 20 Jahren Funktelefone benutzen, haben ein signifikantes 4-fach erhöhtes Risiko, auf der „Telefon-Seite“ des Kopfes an einem Gliom zu erkranken.
Schön, doch warum zeigt sich dieser angeblich so signifikante Trend dann nicht wenigstens ansatzweise z.B. in dieser Studie von Little et al?
Kinder sind stärker gefährdet aufgrund des höheren Wassergehaltes, da die dielektrischen Eigenschaften des Gewebes anders sind als beim Erwachsenen.
Verstehe ich nicht. Wasser dämpft gut, höherer Wassergehalt verringert die Eindringtiefe ins Gewebe und das wäre doch eher als Vorteil zu sehen.
Krebs ist nur die Spitze des Eisbergs, andere Teile des Körpers sind durch Einwirkung der Strahlung ebenfalls betroffen.
Wer bei euch lässt sich nur solche sinnfreien Sätze einfallen?
Hardells Arbeitsgruppe beschreibt sehr genau die Vorgehensweise in den einzelnen Studien und stellt die Unterschiede heraus. Dabei kommen Unzulänglichkeiten und Ungenauigkeiten bei der Interphone- und der Dänischen Kohortenstudie klar zutage.
Ach, die nächste Runde. Diese systematischen Unzulänglichkeiten sind seit Jahren bekannt, sie wurden teilweise von den Autoren selbst in die Diskussion eingebracht. Von der Mobilfunkgegnerei werden diese "Unzulänglichkeiten und Ungenauigkeiten" wie Gammelfleisch umetikettiert und als vermeintlich neue Entdeckung in den Informationskreislauf eingespeist.
Diese Übersichtsarbeit wurde von einer Wissenschaftlergruppe aus Australien, Kanada, Israel und den USA zusammengefasst und kommentiert, die Gefahr von Hirntumoren noch einmal bestätigt.
Wie bitte was? Die Metastudie von Hardell wurde noch einmal zusammengefasst und es kam noch immer nichts anderes dabei heraus, obwohl "Friedensnobelpreisträgerin" Devra Davis mit analysierte? Allerhand! Oder könnt ihr euch einfach nur nicht verständlich ausdrücken und "diese Übersichtsarbeit" ist nicht das jüngste Werk der Hardell-Gruppe?
(Hardell L, Carlberg M, Mild KH (2013)
Nicht einmal Lennart Hardell himself berichtet derzeit etwas von dieser Arbeit. Und deshalb hüllt sich auch Pubmed (noch) in Schweigen über eine Arbeit der Hardell-Gruppe aus dem Jahr 2013. Was wollt ihr uns da unterjubeln?
Pandora sammelt übrigens noch immer fleißig viersprachig Spenden für die lang erwartete "neue" Hardell-Studie. Dies deutet darauf hin, dass Hardells neue Studie eben noch nicht fertig ist und folglich auch noch nicht zur Publikation eingereicht sein kann.
Davis DL, Kesari S, Soskolne CL, Miller AB, Stein Y (2013)
Kurios. Diese "Zusammenfassung + Bestätigung" der vermissten Hardell-Arbeit von 2013 gibt es tatsächlich. Hardell erwähnt sie am 16. Mai in seinem Blog und zitiert ein paar Sätze aus dem Abstract - mehr nicht. Im Abstract wird von 2A (wahrscheinlich krebserregend) nicht gesprochen, Hardell weist in seinem Blog-Eintrag dennoch darauf hin, und dürfte damit den Elektrosmog-Report zu seiner falschen Darstellung inspiriert haben.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –