Gelungene Reflex-Replikation? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 16.02.2013, 20:40 (vor 4085 Tagen) @ KlaKla

Ein Teil der Studien wurde bestätigt, ein anderer Teil nicht.

Au ja, das könnte es sein!

Aber ..., stopp, Moment mal: Welcher "Teil" wurde denn überhaupt bestätigt? "Reflex" ist ja bekanntlich nicht eine einzelne Studie gewesen, sondern eine Sammlung bestehend aus zehn separat geführten Experimenten, für die sich als Oberbegriff die Einteilung in NF und HF anbietet.

Ich habe mal im "Reflex"-Abschlussbericht gestöbert und alle durchgeführten Experimente nachfolgend zusammen gestellt, jedes dieser Experimente könnte als einzelene Studie unter dem Dach von "Reflex" gesehen werden.

1. Experiments with human fibroblasts, lymphocytes, monocytes, melanocytes and muscle
cells and with granulosa cells of rats (Participant 3)

2. Experiments with human HL-60 cells (Participant 2)

3. Experiments with the human neuroblastoma cell line NB69 (Participant 5)

4. Experiments with human lymphocytes and thymocytes and embryonic stem cells of mice
during cardiac differentiation (Participant 8)

5. Experiments with brain cells of different origin and human monocytes and endothelial
cells (Participant 9)

6. Experiments with embryonic stem cells of mice (Participant 4)

7. Experiments with the human neuroblastoma cell line SY5Y (Participant 11)

8. Experiments with Xenopus laevis oocytes, granulosa cells of rats, HeLa cells, Chinese Hamster Ovary (CHO) cells and human fibroblasts (Participant 7)

9. Experiments with the human endothelial cell lines EA.hy926 and EA.hy926v1
(Participant 6)

10. Effects of ELF-EMF and RF-EMF on gene expression in human cells analysed with the
cDNA array (Participant 12)

Von diesen zehn Arbeiten wurde meines Wissens nur eine einzige in einem Journal wissenschaftlich publiziert, nämlich Nummer 1 (Participant 3 ist Prof. Hugo Rüdiger, Wien). Aber selbst das ist schon nicht ganz richtig, denn publiziert wurden 2005 nur die HF-Experimente der AG Rüdiger, nicht deren NF-Experimente. Diese NF-Experimente wurden zwar nicht wissenschaftlich publiziert, dennoch versuchte die AG Primo Schär, Basel, sie zu reproduzieren. Das Ergebnis erschien 2010 (Focke et al.) und während Prof. Kuster an dieser Reproduktion zuletzt keine Zweifel anmeldete (... he succeeded in reproducing the ELF effects), sieht Prof. Lerchl dies ganz anders, ausführlich begründet hier.

Warum den neun anderen Arbeiten des "Reflex"-Projekts nicht die Ehre einer wissenschaftlichen Veröffentlichung zuteil wurde, ich weiß es nicht. Die EU (größter Geldgeber) scheint daran keinen Anstoß genommen zu haben.

Fazit: Wenn man die Arbeit von Focke et al. als erfolgreiche Reproduktion der Wiener-NF-Experimente wertet, dann ist es nicht gelogen, wenn Dr. Adlkofer behauptet, "Reflex" sei erfolgreich repliziert worden. Ob diese Darstellung anständig ist, steht auf einem anderen Blatt. Denn allein schon wegen des ausführlichen ARD-TV-Berichts über Reflex (Bei Anruf Smog) versteht alle Welt unter "Reflex" nicht die Wiener NF-Experimente, sondern die Wiener HF-Experimente. Und diese wiederum sind meines Wissens bis heute nicht erfolgreich repliziert worden.

Schade, stünde das Urteil der Pressekammer des LG Hamburg zur Verfügung, müssten wir hier nicht so spekulativ sein, ich jedenfalls fände es interessant zu sehen, mit welchen Studien Franz Adlkofer das Gericht beeindrucken konnte.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Schär, Rüdiger, Replikation, Arbeitsgruppe Wien, Kuster, Focke, HL-60-Zellen, PubMed, Pressekammer, HF-Exposition, Granulosa, Abschlussbericht, NF-Exposition


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