Anti-Mobilfunk-Veranstaltung: Inszenierung mit Angereisten (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 05.10.2012, 23:03 (vor 4431 Tagen)

Was am 1. Oktober 2012 im Weiler Balzhausen los war (ein Ortsteil von Grafenhausen), darüber habe ich hier schon einen Strang aufgemacht. Doch jetzt ist ein zweiter Bericht über die Veranstaltung veröffentlicht worden, diesmal im Südkurier, und da kommen interessante Hintergründe hoch.

So wird plötzlich das Interesse des Anti-Mobilfunk-Vereins Diagnose-Funk an dem winzigen Ortsteil mit seinen gerade einmal 16 Haushalten deutlich: Diagnose-Funker Peter Hensinger hat ungefähr 3 km weiter weg in Birkendorf eine Ferienwohnung! Herr Hensinger ist also persönlich betroffen, womöglich´befürchtet er einen Wertverlust seiner Ferienwohnung - ohne zu erkennen, dass er und seine lieben Mitstreiter es wegen Dauer-Panikmache zu verantworten haben, wenn Immobilien im Umfeld von Sendemasten tatsächlich einen Wertverlust erleiden sollten. Sollte also ausgerechnet er sich wegen Wertverlust seines Feriendomizils sorgen, es wäre paradox, der Bock würde zum Gärtner gemacht.

Der folgende Auszug aus dem Südkurier zeigt jedoch etwas weitaus Wichtigeres: Mit nur 60 Zuhörern war die Veranstaltung reichlich klein, doch wer glaubt, selbst diese 60 seien nun alles Ortsansässige, der irrt. Das Wort führten extra angereiste Mobilfunkgegner, womit diese Veranstaltung für mich zur Inszenierung wird. Es ist freilich nur eine von vielen solcher Inszenierungen. Aus meiner Zeit als Mobilfunkgegner kenne ich noch die Sammelrufe, mit denen per Mail auch ortsfremde Szenemitglieder zu Veranstaltungen gebeten wurden, nur um dort "Masse" vorzutäuschen, z.B. bei Gerichtsverhandlungen (auch am 27.10.12 in München wird Diagnose-Funk alles von der Szene aufbieten, was bei drei nicht auf den Bäumen ist):

Trotzdem die Gegner des Funkmastes in der Minderheit sind [...], hat diese Veranstaltung den gegenteiligen Eindruck erweckt. Die Wortführer waren bis auf Karin Tritschler nicht aus Balzhausen. Angereist war beispielsweise Peter Henzinger von der „Diagnose Funk“. Seit 40 Jahren hat er in Birkendorf eine Ferienwohnung, wohnt aber im Stuttgarter Westen. In der anschließenden Diskussion, die er leitete, machte er sich dafür stark, dass Funklöcher quasi als Schutzräume erhalten bleiben.

Aus Niederwhil war Maria-Theresia Ruf gekommen. Sie wollte den Gegnern Mut machen. In ihrem Wohnumfeld war ein solcher Mast gebaut worden. Einer der Protestler von damals sei inzwischen gestorben, zwei andere seien an Krebs erkrankt. Rita Schöbel aus Heidelberg reist seit 1984 nach Grafenhausen und macht seit sieben Jahren Urlaub in Balzhausen. „In Heidelberg ist ringsum alles verstrahlt und mein Sohn hat Migräne“, was hier nicht der Fall sei. Zudem ließ sie das Argument des schlechten Funkkontakts nicht gelten. Mit Mobiltelefonen von zwei verschiedenen Anbietern hätten sie und ihr Mann in Balzhausen keine Probleme.

Übel mitgespielt wird in den beiden Presseartikeln dem armen Peter Hensinger. Wurde er in der Badischen als Peter Enzinger vorgestellt, hat jetzt auch noch der Südkurier mit dem Stuttgarter ein Problem: dort heißt er Henzinger. Endlich einmal in der Weltpresse zu erscheinen, dann aber gleich zweimal unter falschem Namen, das ist schon hart.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Baden Württemberg, Diagnose-Funk, Minderheit, Badische-Zeitung, Inszenierung, Amateur, Hintergründe, Tourismus, Aufmerksamkeit, Balzhausen, Paradox, Birkendorf


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