Beim Jupiter, was brachte Ron Melnick zur IARC? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 15.10.2011, 23:09 (vor 4789 Tagen)

Die meisten Kommentare zum Fall des Reporters Marc T., der an einem Hirntumor erkrankt ist und glaubt, sein intensiver Handygebrauch wäre daran schuld, sind nicht der Rede wert. Unter den vielen Giftpilzen habe ich aber einen Steinpilz entdeckt, den Kommentar von "Jupiter" am Spätnachmittag des 15. Oktober. Der Unbekannte, der Insider sein muss, schreibt dort über das IARC-Monographie-Meeting vom Mai 2011:

"Jetzt wird übrigens erst bekannt, dass es in der Gruppe in Lyon tatsächlich einen gab (Ronald Melnick, Ron Melnick Consulting, LLC), auf den das Argument des Interessenkonfliktes wirklich zutraf. Er wurde aber nicht ausgeschlossen (so wie Anders Ahlbom), sondern gleich noch zum Leiter der Gruppe "Exposition" bestimmt! (Siiehe IEEE Antennas Propagation Magazine 53 (3), 202-203).

Da taucht also aus dem Nichts plötzlich ein neuer Name auf, den hierzulande kaum jemand auf dem Schirm haben dürfte: Ronald Melnick. Auf der Teilnehmerliste (PDF) des IARC-Meetings wird er ohne jede Fußnote geführt, wie sie etwa Martin Röösli zuteil wurde. Der Mann sollte also ganz & gar unverdächtig sein. Publiziert hat er laut Website "BiomedExperts" 70 Arbeiten, wir haben deren Titelzeilen alle durchsucht nach "field", "electromagnetic", "radiation", "magnetic", "mobile" und "phone" - ohne einen einzigen Treffer. Melnick erforschte, bevorzugt mit Ratten und Mäusen, welche Wirkung Butadiene und Karzinogene haben. Warum ausgerechnet er von der IARC eingeladen und mit dem Vorsitz der Arbeitsgruppe "Exposition" betraut wurde, erschließt sich anhand der Informationen von "BiomedExperts" in keiner Weise. Die "Bürgerwelle" (PDF) aber weiß: "Melnick, vormals höherer Beamter im Nationalen Toxikologieprogramm der USA bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren, entwarf die weltgrößte Studie zur Abklärung, ob Mobilfunkstrahlung Krebs in Ratten und Mäusen erzeugen kann. Deren Resultate
werden erst in ein paar Jahren erwartet." Naja, viel lässt sich auch damit nicht anfangen.

Der von "Jupiter" erwähnte Artikel hat den Titel "The peculiar circumstances of the iarc working group on radio-frequency electromagnetic fields and cellular telephones" (deutsch: "Die eigenartigen Umstände der IARC-Arbeitsgruppe über HF-Felder und Mobiltelefone"), erschienen bereits im Juni 2011 in dem IEEE-Magazin "Antennas and Propagation" (Antennen und Wellenausbreitung). Verfasser ist James C. Lin von der Univ. of Illinois in Chicago, der in Lyon nicht Teilnehmer am IARC-Meeting war, jedoch vom Fach ist, wie ein Blick ins EMF-Portal zeigt (dort einfach auf Schaltfläche "Starte Suche" klicken). Auch Melnick taucht im EMF-Portal auf, wird dort jedoch nur mit einer einzigen Studie aus dem Jahr 1982 gelistet.

Leider ist der Artikel von Lin nicht frei erhältlich, wer ihn lesen will muss bei der IEEE ein Konto anmelden und 30 Dollar für das Papier locker machen. Das muss ich mir erst noch mal überlegen. Bis auf weiteres bleibt es (hier) also im Dunkeln, was Lin an der Mitwirkung von Melnick am IARC-Meeting im Mai 2011 so gestört hat, dass er darüber mit einem Artikel an die Fachöffentlichkeit ging.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
IARC, Interessenkonflikt, Monographie, Melnick


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