Mikrozirkulation der Haut trotzt Magnetfeldeinwirkung (Forschung)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 26.01.2011, 00:17 (vor 5056 Tagen)

Elektrosensibilität ("self-reported electromagnetic hypersensitivity") ist ein noch immer ungelöstes medizinisches Problem. Betroffene Menschen schreiben zahlreiche Symptome wie Kribbelgefühle, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Reizbarkeit etc. dem Einfluss elektrischer und magnetischer Felder im häuslichen Umfeld, am Arbeitsplatz oder anderswo zu. Nach wie vor existiert jedoch kein verlässlicher medizinischer oder biologischer Indikator mit dem sich die Existenz dieser subjektiv erlebten Befindlichkeitsstörung beweisen ließe, ebenso wenig ein Untersuchungsverfahren.

Wegen der Erfolglosigkeit bisheriger Ansätze suchten Forscher am Wittener Zentrum für Elektropathologie nach einem neuen Verfahren und nahmen dafür die Mikrozirkulation der Haut unter die Lupe. Mit einem Infrarotlaser registrierten sie die Feinströme der roten Blutkörperchen in den Lederhautkapillaren des Daumens, einmal unter dem Einfluss eines zirkulär polarisierten magnetischen Wechselfeldes und einmal ohne dieses. Die dabei gewählte magnetische Flussdichte von 96 Mikrotesla lag knapp unter dem in Deutschland gültigen gesetzlichen Grenzwert von 100 Mikrotesla bei der Frequenz 50 Hz.

Der beschriebene Test wurde bei gesunden Versuchspersonen durchgeführt sowie bei Personen, die davon überzeugt waren, unter Elektrosensibilität zu leiden. Anschließend wurden die Messergebnisse verglichen. Das Ergebnis: Auch bei dieser Versuchsanordnung zeigte sich weder mit noch ohne Einfluss des Magnetfeldes ein Unterschied in der Mikrozirkulation zwischen den subjektiv elektrosensiblen Menschen und den gesunden Kontrollpersonen.

Referenz: "Circularly polarized 50 Hz magnetic flux densities of 96 microtesla cannot influence skin microcirculation of the thumb in healthy volunteers and in persons suffering from self-reported electromagnetic hypersensitivity". (J. Reißenweber, F. Wenzel, E. David, J. Grote), in: Sicherheit im Gesundheits-Dienst: Medizintechnik, Strahlung, Elektrizität, ISBN 92-843-0150-5, S. 122 bis S. 132.

So geschehen anno 2004

Details zu dieser Studie im EMF-Portal.

Kommentar: Die Mikrozirkulation der Haut ist einer der Parameter, die Dr. Lebrecht v. Klitzing für seine Methode einer objektivierbaren EHS-Diagnose verwendet. Allerdings detektiert von Klitzing die Mikrozirkulation nicht am Daumen, sondern am Ohrläppchen, und als Immission nimmt er kein NF-Magnetfeld, sondern das Feld einer DECT-Basisstation oder (ersatzweise) eines W-LAN-Routers. Die nächste Testung auf EHS nach der Methode von Klitzings findet 2011 am Ende der KW9 statt, das ist so um den 3. und 4. März herum.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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