Alarmgeber ist die Krebsrate, nicht (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 06.01.2009, 22:45 (vor 5560 Tagen) @ caro

Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. In der Raucherstudie wurde die "Dosis" miterfasst, die die Probanden täglich zu sich nahmen.
In der dänischen Kohortenstudie wurden diejenigen erfasst, die einen Handyvertrag abgeschlossen haben. Das besagt überhaupt nichts darüber, ob sie überhaupt selbst telefonieren oder wie viel sie telefonieren. So lange in keiner Studie (auch bei Interphone nicht) tatsächlich die Vieltelefonierer erfasst und statistisch von den Wenigtelefonierern getrennt werden, lassen sich keine aussagekräftigen Ergebnisse erzielen.

Machen Sie da nicht den zweiten Schritt vor dem ersten? Ich meine, ist es denn nicht bemerkenswert, dass die Beobachtung der Dänen an der Kohorte auch nach 8 Jahren noch keinen Krebsanstieg im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigt? Nehmen wir mal an, in 50 Jahren wären die beiden Gruppen im Krebsaufkommen noch immer Kopf an Kopf, dann, caro, ließe sich doch die mühsame Erfassung der Dosis getrost weglassen denn dann wäre auch so schon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit klar: Handys verursachen keinen Krebs. Ja?

Anders wäre es, wenn sich bei den Dänen im 1. oder 2. Zwischenbericht ein Anstieg der Krebsrate in der Kohorte gezeigt hätte. Dies wäre alarmierend gewesen und hätte dazu führen müssen, genauer hinzuschauen - eben mit einer Dosis-Abschätzung. Da dieser Fall aber (bislang) nicht eingetreten ist und die Kohorte sich nicht von der Kontrolle abhebt, halte ich den Vergleich von Äpfeln mit Birnen im Sinne von beides ist Obst bis auf weiteres für zulässig. Denn bei der Raucherstudie war es doch so, dass die Krebsrate im Vergleich zur Kontrolle eben nicht auf gleichem Niveau lag, sondern exorbitant drüber. Die Dosis-Abschätzung war dazu in keiner Weise relevant, diese ließ lediglich nähere Schlüsse zu, nämlich die Erkenntnis: Mit jeder Zigarette mehr steigt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.

Was meinen Sie, caro, ist die oben skizzierte Überlegung denn so falsch?

Übrigens: Den 2. Zwischenbericht zur Kohortenstudie der Dänen gibt es jetzt auch als Volltext unentgeltlich unter:

http://jnci.oxfordjournals.org/cgi/content/full/98/23/1707

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Dänische Kohortenstudie


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