Amalgam (Allgemein)

Kuddel, Mittwoch, 22.10.2008, 21:38 (vor 5636 Tagen) @ Doris
bearbeitet von Kuddel, Mittwoch, 22.10.2008, 22:24

Ich fasse mal zusammen, wie ich das verstehe:

Eine "Schule für Alternativmedizin" und eine (oder Teil einer?) medizinische(n) Universität haben einen Versuch durchgeführt (Studentenversuch ?)

Studiendesign:
Man hat Studenten (bisher ohne Amalgam-Füllung, alles keine Handynutzer) neue Amalgam-Füllungen gelegt, und die Quecksilberkonzentration im Urin gemessen, vor der Füllung und am 1. 2. 3. und 4. Tag nach der Füllung.

Es gab 2 Gruppen,
"frische" Handynutzer (erstmals innerhalb der Studie)
und die Kontrollgruppe ohne Handynutzung.

Die Ergebnisse sind folgendermaßen:

Tag__Kontrollgruppe__Handynutzer

0:____2,07 ug/l_______ 2,43
1:____2,34___________ 2,71
2:____2,51___________ 3,79
3:____2,66___________ 4,8
4:____2,76___________ 4,5

Folgendes fällt auf:
- Die Personenzahl von 14, verteilt auf für Nutzer und Kontrollgruppe, ist sehr gering (je 7 ?).

- Erwartungsgemäß steigt die Quecksilberkonzentration im Urin nach der Zahnbehandlung langsam an.

- Die Kontrollgruppe hatte schon vor der Amalgamfüllung deutlich niedrigere Quecksilberwerte, obwohl beide Gruppen vor dem Versuch Handyabstinenzler waren (=> ungleiche Voraussetzungen, zu kleine Fallzahl)

-Bei der Kontrollgruppe steigt die Ausscheidung monoton an, bei der Handy-Gruppe fällt sie nach Tag 3 ("Peak") wieder (=> Meßungenauigkeiten ?)

- Trotz der frischen Füllung steigt die Konzentration innerhalb des Untersuchungszeitraumes nicht einmal um Faktor 2.
Der "Peak" ist bei der Kontrollgruppe bei Untersuchungsende noch nicht erreicht.
=> Der Untersuchungszeitraum ist zu kurz.


Die "Forscher" schreiben:
It appears that MRI and microwave radiation emitted from mobile phones significantly release mercury from dental amalgam restoration.
=> Übersetzt: "Es sieht danach aus, daß MRT-Untersuchungen und von Mobiltelefonen freigesetzte Strahlung nach einer Zahnbehandlung, signifikant Quecksilber freisetzen

Fragen:

- Ist die ausgeschiedene Quecksilbermenge ein Maß für die Quecksilberfreisetzung der Füllungen, oder ein Maß für die Fähigkeit, Quecksilber schnell(er) auszuscheiden ?

Prinzipiell es es ja positiv, wenn das Quecksilber schnell ausgeschieden wird.
Daß die Handynutzergruppe am 3. Tag einen "Peak" erreicht, während in der Kontrollgruppe die Konzentration weiter ansteigt, würde diese Annahme stützen.
D.h. man könnte meiner Meinung nach genausogut schließen, bei Mobilfunknutzung werden Gifte schneller ausgeschieden... (was ebenso spekulativ wäre, wie die Schlußfolgerung der Autoren).

- Haben alle 14 Personen exakt die gleichen Füllungen erhalten ?
=> unwahrscheinlich
Logischerweise wird ein Kandidat mit einer großen oder 2 Füllungen mehr Quecksilber ausscheiden, als jemand mit nur einer kleinen Füllung.
Bei derart geringen Fallzahlen kann das große Auswirkungen haben.

- Die ausgeschiedene Quecksilbermenge hängt nicht nur von der Belastung ab, sondern auch davon,
=> wie groß die Füllungen sind,
=> welche Eßgewohnheiten die Probanden haben,
=> weitere individuelle Unterschiede wie sportliche Aktivitäten (Stoffwechselgeschwindigkeit)
=> etc
Daraus folgt: die Fallzahl ist angesichts der möglichen individuellen Unterschiede der Probanden zu klein

Der letzte Satz:
Further research is needed to clarify whether other common sources of electromagnetic field exposure may cause alterations in dental amalgam and accelerate the release of mercury.

...deutet darauf hin, daß man sich mit den offensichtlichen Schwächen des Studiendesigns nicht weiter auseinandersetzt und stattdessen (möglicherweise "blauäugig") von vornherein auf das gewünschte Ergebnis hingearbeitet hat...

Warum wundert mich das nicht ? (Stichwort: "Alternativ-Mediziner")

Tags:
Alternativmedizin, Amalgam


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