Kometenpanik (1910) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 13.03.2024, 22:01 (vor 159 Tagen) @ H. Lamarr

Selbstmorde, Sexorgien, Sakramente: Als im Mai 1910 der Halleysche Komet erschien, geriet die Welt auch ohne Einschlag aus den Fugen. Die Medien schürten Massenpanik, die Wissenschaft nur Verwirrung. Postkarten zeugen von den Phantasien jener Zeit – zwischen Untergangsängsten und Ausschweifungen.

Der Weltuntergang war für die frühen Morgenstunden des 20. Mai angekündigt. Solange aber wollte Mr. Lord aus Alabama nicht warten. Nachdem er zunächst erwogen hatte, sich zu erschießen, stieg er auf das Dach seines Hauses. Beim Herunterspringen verletzte er sich schwer und schlug sich sämtliche Zähne aus, woraufhin er sich aus Verzweiflung ein Messer an den Hals setzte und schließlich in einen Brunnen sprang. Nach vier vergeblichen Selbstmordversuchen befinde sich W.J. Lord nun "in einem erbärmlichen Zustand", berichtete die "Washington Post" Anfang Mai 1910.
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Schaurige Unglücke, skurrile Todesmeldungen und Beinahe-Katastrophen füllten damals nicht nur die Presse in den USA. Die Menschheit schien verrückt geworden zu sein - und auch den Grund dafür zu kennen: die Wiederkehr des Kometen Halley, möglicher Auslöser eines unmittelbar bevorstehenden Weltuntergangs. Dabei war bis zu diesem Zeitpunkt kaum ein anderes astronomisches Phänomen von der Wissenschaft derart umfänglich und präzise prognostiziert, beobachtet und beschrieben worden. Schon zwei Jahrhunderte zuvor hatten die Astronomen Halley als eine reguläre, berechenbare Naturerscheinung erkannt - umso erstaunlicher, dass am Beginn des aufgeklärten 20. Jahrhunderts ein solches Ereignis weltweit Panik und Hysterie auslöste. Was war passiert? weiter ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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