Athem 3: Nicht sooo schlecht, aber keineswegs ein Game-Changer (Forschung)

Gast, Freitag, 07.06.2024, 22:14 (vor 30 Tagen) @ H. Lamarr

Habe schon schlechtere Studien gesehen, aber ein Game-Changer wird das bei weitem nicht. Die Hautprobleme sind:

Ein Zweigruppendesign ist immer anfällig für Confounder. Die beiden Gruppen können sich im Prinzip in unendlich vielen Merkmalen unterscheiden. Die Autoren haben sich das zwar einigermaßen angeschaut, aber was ist mit Pestiziden, Air Pollution, Noise, Nitrat im Trinkwasser etc.? Das kann man unmöglich alles in den Griff bekommen. Dazu bräuchte es ein Studiendesign, das die Untersuchung beider Gruppen vor und nach Exposition vorsieht. Selbst dann kann man Confounder nicht komplett ausschließen, wäre jedoch etwas mehr auf der sicheren Seite, vorausgesetzt, die Gruppen waren vor Befeldung tatsächlich identisch.

Die Autoren geben sich überraschend wortkarg, auf welche Weise die Probanden ausgewählt wurden und wann die Studie durchgeführt wurde. So waren in der Gruppe der Exponierten anscheinend mehr EHS als in der Kontrollgruppe. Bei einer so geringen Gruppengröße ist es nicht erstaunlich, dass die Unterschiede zwischen den Gruppen statistisch nicht signifikant sind (v.a. für binäre und kategoriale Variablen). Dennoch könnten sie die Analyseresultate beeinflusst haben.

Natürlich ist es ein Problem, dass die Handynutzung der Probanden nicht erfasst wurde. Was ist, wenn in der Kontrollgruppe Leute sind, die zu Hause ihr Handy nutzen und wegen der schlechteren Netzversorgung stärker exponiert sind als die Handynutzer der Verumgruppe? Möglicherweise ist dann in Bezug auf die absorbierte Dosis die Kontrollgruppe die stark exponierte Gruppe und die Schlussfolgerung wäre dann genau umgekehrt.

Auch ich weiß nicht genau, was die Autoren mit Peak etc. meinen, finde die Informationslücken der Expositionserhebung aber nicht so tragisch. Immerhin wurde überhaupt gemessen, wahrscheinlich während der Probennahme und in Bezug auf die gemessenen Felder bin ich zuversichtlich, dass da ein Unterschied zwischen den Gruppen besteht.

Mehr Zweifel habe ich bezüglich der biologischen Plausibilität. Chromosomenaberrationen sind ja ein ziemlich massiver Effekt, doch auf der anderen Seite sind subtile Wirkungen wie oxidativer Stress nicht unterschiedlich. Da ist es schon schwierig, sich vorzustellen, wie solche Ergebnisse nur durch Mobilfunkexposition zustande gekommen sein sollen. Auch nicht gerade logisch, dass DECT und WLAN nicht mit den Outcomes assoziiert sind, GSM aber schon, obwohl alle in etwa ähnlich stark waren.


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