Athem 3: Kleiner Streifzug ins Reich der Spekulationen (Forschung)

H. Lamarr @, München, Freitag, 07.06.2024, 02:03 (vor 31 Tagen) @ H. Lamarr

[...] Chromosomenaberrationen wie dizentrische Chromosomen (p=0,007), Chromatidenlücken (p=0,019), Chromosomenfragmente (p<0,001) und die Summe der Chromosomenaberrationen (p<0,001) waren in der exponierten Gruppe signifikant höher.

Chromosomenaberrationen nachzuweisen ist mutmaßlich nichts, was jeder Oberprimaner mit einem Chemie-Baukasten bewerkstelligen kann. Auch ChatGPT meint, die Erkennung von Chromosomenaberrationen erfordert spezialisierte Techniken und Ausrüstungen. Allein die Methode "Karyogramm" ließe es zu, Chromosomenaberrationen mit geübtem Blick auf Anhieb zu erkennen. Das Labor in Bratislava verwendete jedoch die Methode Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH). Darüber weiß die KI: Bei schwierigeren Fällen, wie Mikrodeletionen, kann die Durchführung einer FISH erforderlich sein. Diese Methode verwendet fluoreszierende Sonden, die an das Ziel-DNA-Molekül in einem Chromosom binden.

Mich beschäftigte nun die Frage, welche Erfahrung die elf Autoren darin hatten, in Blutproben von 24 Personen, von denen zwölf stärker mit Mobilfunk befeldet waren als die anderen, nach Chromosomenaberrationen (CAs) zu suchen. Mir ist klar, dass dies Spielerei ist, da das Labor nur die Aufgabe hatte CAs zu suchen, völlig unabhängig von deren Ursache. Wenn aber die Blutproben nach der Blutentnahme sechs Stunden mit dem Auto nach Bratislava gefahren wurden, passierten sie viele Mobilfunk-Basisstationen in geringem Abstand. Da könnte mit dem Blut vielleicht unbemerkt etwas geschehen sein, was erfahrene Laboranten nicht überrascht hätte. Zugegeben, die Vermutung ist ziemlich weit hergeholt, völlig abwegig scheint sie mir aber nicht zu sein. Bei homogener Befeldung aller 24 Blutproben wäre der denkbare Effekt faktisch bedeutungslos, bei inhomogener Befeldung jedoch nicht.

Weil es nicht viel Mühe machte, habe ich meine Schnapsidee weiter verfolgt und im EMF-Portal für jeden der elf Autoren die im Screenshot gezeigte Abfrage durchgeführt. Ziel der Aktion: Wie viele der Autoren haben im Verlauf irgendeiner experimentellen Studie mit HF-EMF (Mobilfunk) schon einmal im Blut von Probanden nach Chromosomenaberrationen (Chromosomal aberrations) gesucht?

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Ergebnis: keiner.

Ohne jede Eingrenzung auf einen Autor spuckte die ansonsten unveränderte Abfrage diese 33 Treffer aus. Der älteste ist von 1974, der jüngste von 2024. Heißt: CAs infolge HF-EMF-Befeldung beschäftigen die Wissenschaft seit 50 Jahren. Der lange Zeitraum deutet darauf hin, dass die Ergebnisse der Forschung widersprüchlich sind und sich noch immer keine Konsensmeinung herausgeschält hat.

Mit Hinzunahme epidemiologischer Studien zu den experimentellen wirft die Abfrage momentan übrigens nur eine einzige zusätzliche Studie aus, eine aus dem Jahr 2022.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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