Folge eines Bürgerentscheids (Allgemein)

Gast, Freitag, 17.04.2009, 09:52 (vor 5640 Tagen)

Handys bleiben oft stumm

Im Herbst vergangenen Jahres hatten fast drei Viertel der Rimstinger ihrer Gemeinde den Auftrag erteilt, neue Mobilfunkanlagen mit allen Mitteln zu verhindern. Vor zwei Wochen wurde der einzige Sendemast im Ort abgeschaltet. Nun klagen vor allem Firmeninhaber über die Folgen.

Der Bürgerentscheid gegen Mobilfunkanlagen könnte zu einem Bumerang werden. Mit der Abschaltung der Mobilfunksendeanlage von T-Mobile in der Ortsmitte Ende März (wir berichteten) ist der Handy-Empfang für D1-Kunden in vielen Teilen der Gemeinde wesentlich schlechter geworden und oft gar nicht mehr möglich. Das ergab eine stichprobenartige Umfrage der Chiemgau-Zeitung.

Am Tag der Landtagswahl im September 2008 hatten sich die Bürger der Gemeinde deutlich gegen neue Mobilfunkanlagen ausgesprochen. Mit 73 Prozent der «Ja»-Stimmen wurde der Kommune der eindeutige Auftrag erteilt, zum Schutz vor möglichen gesundheitlichen Risiken und zur Bewahrung des Orts- und Landschaftsbildes künftig alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um neue Mobilfunk-Sendeanlagen zu verhindern.

Allerdings war dem Gemeinderat dabei auch klar, dass er sich nicht über gesetzliche Regelungen hinwegsetzen kann. Mobilfunkanlagen bis zu zehn Metern Höhe sind genehmigungsfrei. Das Gremium hatte allerdings deutlich gemacht, dass keine Mobilfunkmasten auf gemeindlichen Flächen und Gebäuden aufgestellt werden sollen.

Den Standort für die Sendeanlage in der Ortsmitte hatte der Besitzer des Gebäudes schon im vergangenen Jahr gekündigt. Sie wird in Kürze abgebaut. Im Gemeindegebiet gibt es jetzt nur noch einen 40 Meter hohen Sendemasten auf dem rund drei Kilometer südlich von Rimsting gelegenen Höhenberg, oberhalb des Marktes Prien.

Die Telekom hatte bereits im vergangenen Jahr schriftlich auf die Abschaltung der Anlage in der Ortsmitte hingewiesen und die Gemeinde gebeten, ihr bei der Suche nach einem neuen Standort für eine Sendanlage behilflich zu sein. Die Gemeinde hatte jedoch im Hinblick auf den Bürgerentscheid abgewunken.

Bürgermeister Josef Mayer hatte bereits in der Frühjahrsbürgerversammlung vorsorglich darauf hingewiesen, dass sich der Handy-Empfang verschlechtern werde.

Besonders ungünstige Auswirkungen hat der verschlechterte Handyempfang offenbar für die Betriebe im Norden der Gemeinde bis zum ehrmaligen Bahnhofsgelände. Hans Fritz, Seniorchef des international tätigen Herstellers von Mobilsägewerken, erklärte, dass der eingeschränkte Empfang ein «untragbarer und vorsintflutlicher Zustand» sei. Handy-Gespräche würden jetzt immer wieder unterbrochen, besonders wenn vor dem Betriebsgebäude ein Auto vorbeifahre, hat Fritz festgestellt. Sogar in so genannten Drittländern sei der Handybetrieb wesentlich besser möglich als in Rimsting, ärgerte sich Fritz. Auch Hans Heinz vom Wärmetechnikbetrieb nebenan klagte, dass die Handys oft nur auf «Notruf» schalten. Um Abhilfe zu schaffen, sollte die Gemeinde auf ihren Grundstücken einen Sendemasten aufstellen lassen, meinte Heinz.

Josef Steinberger, der in der Eichenstraße in der so genannten Bahnhofssiedlung einen Betrieb für Elektro-Bootsmotoren leitet, hat in der Werkstatt ebenfalls keinen Empfang mehr, sondern nur vom zweiten Stock seines Hauses aus.

Auch sein Bruder Hans Steinberger, der in der nahen Lärchenstraße einen Betrieb für Funk- und Elektronik führt, klagte über den eingeschränkten Empfang. Steinberger, selbst Spezialist für Funktechnik, kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Es sei doch bekannt, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen nur vom Handy selbst ausgingen und nicht vom Sendemasten.

"Je größer die Entfernung zum Sendemasten, desto höher die Strahlungsleistung, die der Benutzer ertragen muss", erklärte der Fachmann.

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