Danke, nur ein seichtes Tümpelchen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 01.04.2008, 02:11 (vor 5942 Tagen) @ Doris

Spezialist warnt vor enormem Anstieg von Tumoren

Da ist völlig unklar: Hat es den Anstieg schon gegeben oder steht der uns noch bevor? Nebelwerfer!

Mobiltelefone könnten viel mehr Menschen töten als das Rauchen oder Asbest.

Klar könnten sie, fragt sich nur, unter welchen Bedingungen.

Dazu ist eine Studie eines mit Preisen ausgezeichneten Krebsspezialisten gekommen.

Wozu ist die gekommen?

Er sagt, die Menschen sollten sie wo immer möglich meiden und die Regierungen und die Mobilfunkindustrie müssen sofortige Schritte unternehmen, um die Strahlenexposition zu reduzieren.

Ach nee, "sofortige Schritte" also: Was glaubt der gute Mann eigentlich, was Mobilfunkkritiker die vergangenen zehn Jahre gemacht haben?

Die Studie von Dr. Vini Khurana ist die vernichtendste Anklage, die über Gesundheitsrisiken veröffentlicht wurde.

Selten so einen Blödsinn gelesen.

Sie stützt sich auf einen wachsenden Beweis - exklusiv berichtet in der IoS im Oktober - dass der Gebrauch von Mobiltelefonen während 10 Jahren oder länger das Risiko für einen Hirntumor verdoppeln kann.

Seit wann wachsen denn Beweise? Außerdem ist das ein alter Hut, wer Interphone verfolgt hat, kann da nur gähnen. Warum nur fährt diagnose-funk auf diesen Zeitungsartikel so ab, dass müssten die doch auch erkannt haben.

Krebse brauchen für ihre Entwicklung mindestens 10 Jahre, wobei sich die offiziellen Zusicherungen für Gefahrlosigkeit auf frühere Studien stützen, von denen es wenige gibt bei Menschen, die die Telefone lange benutzt hatten.

Nach 3-mal lesen ahnt man, was damit gemeint sein könnte. Auch das nur ein wiederentdeckter alter Hut.

In diesem Jahr hat die französische Regierung früh vor dem Gebrauch von Mobiltelefonen gewarnt, speziell vor jenem durch Kinder. Deutschland rät ebenfalls seiner Bevölkerung, den Handygebrauch zu minimieren, und die Europäische Umweltagentur hat eine Reduktion der Exposition gefordert.

Wer bitte ist Deutschland? Und bitte nicht vergessen: Die Europäische Umweltagentur selbst hat in Sachen EMF-Risiko kein eigene Kompetenz, sie stützte sich seinerzeit auf den Report der BioInitiative, der gegenwärtig gründlich geprüft wird.

Professor Khurana - ein Spitzenarzt für Neurologie, der 14 Auszeichnungen in den letzten 16 Jahren erhalten hat hat mehr als drei Dutzend wissenschaftliche Veröffentlichungen publiziert - mehr als 100 Studien über die Auswirkungen von Mobiltelefonen nachgeprüft.

Ist ja schon gut, der Mann ist also angeblich wichtig.

Er hat die Ergebnisse auf eine Hirnsprechstunden-Internetseite gestellt, und eine Arbeit, die auf der einschlägigen Forschung basiert, wird in Kürze für die Publikation in einer wissenschaftlichen Zeitschrift peer-reviewed sein.

Evi, für die Wortschöpfung "Hirnsprechstunde" gibt's Bonuspunkte. Und "eine Arbeit" ist wohl das, was oben noch Studie hieß. Igendwie ist das alles reichlich wirr, die "vernichtendste Anklage" scheint offenbar noch nicht einmal den weg in eine Fachzeitschrift gefunden zu haben. Würde mich nicht wundern, wenn wir nie wieder etwas von dieser dramatischen Aktion hören werden, weil sie still und leise im Sand verlaufen dürfte.

Er gibt zu, dass Mobiltelefone in Notsituationen Leben retten können, ...

Was für eine Formulierung: Er gibt zu! (Angeklagter gestehen Sie).

aber er kommt zum Schluss, dass "es da ein einen wesentlichen und zunehmenden Teil von Beweisen für einen Zusammenhang zwischen Mobiltelefongebrauch und Hirntumoren gibt". Er glaubt, dass dies in den nächsten 10 Jahren defintitiv bewiesen sein wird.

Nein, nicht er, sondern die Interphone-Forscher kamen zu dem erwähnten Schluss, er hat ihn nur übernommen. Und was er glaubt, ist nicht sonderlich relevant, wo bleiben denn hier nur die Fakten?

Indem er erwähnte, dass bösartige Hirntumore "eine lebensbeendende Diagnose", bedeuten, fügt er hinzu: "Wir sind dabei, laufend eine reaktive und unkontrolliert gefährliche Situation zu erleben." Er fürchtet, dass "ausser die Industrie und die Regierungen würden sofortige und entscheidende Schritte unternehmen", das gehäufte Auftreten von bösartigen Hirntumoren und die damit verbundene Todesrate global innerhalb von 10 Jahren ab jetzt zu beobachten sein wird, wobei es innerhalb dieser Zeit für ein ärztliches Eingreifen viel zu spät sein wird.

Blubber, blubber, blubber ... Evi, wieso übersetzen Sie so einen Quatsch?

"Es ist zu erwarten, dass diese Gefahr eine weit grössere Ausbreitung auf die öffentliche Gesundheit haben wird als Asbest und Rauchen," sagt Professor Khurana ...

Er glaubt, fürchtet, erwartet - ich dachte es geht hier um eine S t u d i e!

... der dem IoS seine Bewertung mitteilte, die teilweise auf der Tatsache beruht, dass drei Milliarden Menschen jetzt weltweit ein Mobiltelefon benutzen, dreimal mehr als jene, die rauchen. Rauchen tötet jedes Jahr weltweit ca. 5 Millionen und Exposition durch Asbest ist für genauso viele Todesfälle in Grossbritannien verantwortlich wie für solche durch Verkehrsunfälle.

Jährlich 5 Mio. Asbesttote + 5 Mio. Verkehrstote in Großbritannien? Das schafft Platz auf der Insel ... Mensch, denkt Ihr beim Übersetzen eigentlich noch mit?

Letzte Woche hat die Mobil Operator Association (Mobilfunkbetreiber-Gesellschaft) Khuranas Studie als "selektive Diskussion wissenschaftlicher Literatur durch eine Einzelperson" abgelehnt. Sie glaubt, dass er "keine ausgewogene Analyse der veröffentlichten Wissenschaft präsentiert" und "er kommt zu gegenteiligen Schlussfolgerungen der WHO und 30 anderen unabhängigen wissenschaftlichen Expertenberichten."

Dieser Absatz ist mMn noch der Vernünftigste an diesem verunglückten Artikel.

... hört sich alles so dramatisch und bahnbrechend an, das macht mich immer skeptisch.

Wer unentwegt aus Mücken Elefanten zaubern muss (es gelingt ja nur selten), der sollte sich mal fragen, ob dies evtl. auch daran liegt, dass das Quellmaterial schlicht zu seicht ist, um anderweitig Beachtung zu finden.

Fazit: außer Spesen nix gewesen :no:

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Khurana


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