8. Diagnose-Funker Gutbier über "Risiken" des Beamformings (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 17.12.2023, 14:05 (vor 347 Tagen) @ H. Lamarr

Abschattungen durch Gebäude sind für 5G im Millimeterwellenbereich ein fundamentales Ärgernis für die zuverlässige Versorgung mit Mobilfunkdiensten. Mit passiven Reflektoren wollen Forscher 5G-Millimeterwellen nun gezielt so um Gebäudeecken herum manövrieren, dass sie über Umwege die auf direktem Weg funktoten Zonen doch noch erreichen. Diagnose-Funker Jörn Gutbier weiß davon nichts.

Doziert ein gelernter Architekt und Mobilfunkgegner vor unbeeindruckten Politikern selbstgewiss über die Ausbreitung von 5G-Funksignalen, sprudeln Halbwahrheiten wie die folgende aus seinem Mund (Quelle):

[...] Ansonsten führt Beamforming dazu, dass es auf Dachstandorten realisiert wird und wir dann das Problem haben, dass jemand erreicht werden soll, aber ein anderes Haus dazwischen steht. Dann richten Sie einen Beam darauf. Das ist konzentrierte Energie, und damit erhöhen Sie die Leistung, die jemand abbekommt.

Die Ausführungen des Diagnose-Funk-Vorstands Gutbier sind falsch. Denn eine der besonderen Eigenschaften von 5G-Basisstationen mit Beamforming ist deren Fähigkeit, Smartphones nicht auf direktem Weg zu erreichen, sondern über einfache oder mehrfache Reflexion der Funksignale beispielsweise an Fassaden. Teilnehmer "Kuddel" hat darauf bereits 2018 hier im Forum anlässlich der Berichtigungen falscher Behauptungen eines anderen Mobilfunkgegners hingewiesen.

Wirkungsvoller als zufällige Signalreflexionen sind gezielt herbeigeführte. Daran arbeiten Forscher der TU Dortmund gemeinsam mit dem 6GEM-Forschungshub. Ihr Konzept Helios bietet einen vielversprechenden Lösungsansatz. Auf Basis eines 3D-Umgebungsmodells können in Computersimulationen mittels Raytracing die Signalausbreitungspfade einer Funkstrecke untersucht und Funklöcher identifiziert werden. Anschließend können für geeignete Anbringungspunkte die Helios-Reflektoren entworfen und parametriert werden. Diese passiven Reflektoren weisen eine modulare Struktur auf und können so produziert werden, dass sie passgenau für den vorgesehenen Anbringungspunkt die Funksignale in die vorgesehene Richtung weiterleiten. Die passive Bauweise erfordert weder eine Integration in die Signalisierungskanäle eines Mobilfunknetzes noch eine Stromversorgung. mehr ...

Architekt Gutbier weiß: "Beamforming bedeutet, man kann fokussieren, man kann folgen, und man kann damit tatsächlich auch Immissionsschutz umsetzen. Dies ist eine Möglichkeit. Das Gute daran ist also, dass wir in der technischen Weiterentwicklung die Option haben, auch mit Beamforming Immissionsschutz umzusetzen." Von dem gönnerhaften "wir" (als ob er z.B. Mitarbeiter der Deutschen Funkturm wäre ...) einmal abgesehen, habe ich an diesen Ausführungen nichts auszusetzen. Doch dann fährt Gutbier mit einer Sprechblase fort: "Das gelingt uns aber nur dann, wenn es eine politische Grundlage gibt, dies zu wollen." Da schau her! Gutbier glaubt anscheinend, die deutsche Bundesregierung müsse Beamforming als Mittel zum Zweck des Immissionsschutzes festzurren. Zumindest verstehe ich seine Sprechblase so. Dass dieses Ansinnen Blödsinn ist, muss wohl nicht weiter erörtert werden. Die Bundesregierung hat gewiss andere Probleme, als sich um die fixen Ideen eines Architekten zu kümmern, der sich für einen Experten in technischen Sachfragen des Mobilfunks hält.

Auch der schweizer Ex-Elektriker und Mobilfunkgegner Hans-U. Jakob hält sich für einen Experten in technischen Sachfragen des Mobilfunks. Er teilt Gutbiers Meinung nicht. Im Gegenteil, für Jakob ist Beamforming Teufelszeug der Mobilfunkindustrie, um Menschen besser verstrahlen zu können. Mehr noch: 2018 behauptete Jakob im Brustton der Überzeugung, Beamforming könne es gar nicht geben, weil es technisch nicht machbar ist. Mutmaßlich glaubte er, in den Massive-Mimo-Antennen von 5G hausten kleine Wichtel, die mit der Aufgabe überfordert wären, kardanisch gelagerte Elementarantennen im Innern mit Kurbeln schnell genug auf 5G-Smartphones ausrichten zu können :-). Das war vor Einführung von 5G. Inzwischen wurde der selbstgewisse Ex-Elektriker von der Realität eingeholt – und verbreitet unbelehrbar anderen Unsinn am laufenden Band.

Fazit: Schuster, auch wenn ihr noch so selbstgewiss seid, bleibt bei eurem Leisten.

Hintergrund
Beamforming mit "Codebook": revolutionäre Antennentechnik
5G-Messstudie in Bern: Unmerklicher Immissionszuwachs
Demo Abstract: Experimental 6G Research Platform for Digital Twin–Enabled Beam Management

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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