Also doch: 5G könnte zu Coronaviren in Hautzellen führen (Forschung)
Eine Arbeitsgruppe Wissenschaftler schockiert die Fachöffentlichkeit mit der Studie "5G Technology and induction of coronavirus in skin cells" (5G-Technologie und Induktion des Coronavirus in Hautzellen). Noch im Mai 2020 beteuerten WHO und Icnirp, 5G hätte mit Corona nichts zu tun, um sich anzustecken, müsste man körperlich mit dem Virus in Kontakt kommen. Eine Story aus dem Reich der Pseudowissenschaften vom elektrisierenden Anfang bis zum absehbaren Kurzschluss am Ende.
Bereits zu Beginn der Coronakrise kamen im März 2020 Behauptungen auf, 5G könne das Immunsystem von Menschen schwächen und so der Verbreitung des Coranvirus Vorschub leisten. Wenig später kursierten in den sogenannten sozialen und alternativen Medien sogar Gerüchte, das Coronavirus könne sich huckepack auf 5G-Funkwellen ausbreiten. Faktenchecker bemühten sich umgehend, derartigen Unterstellungen die Grundlage zu entziehen. Die Aufregung um Corona & 5G legte sich und mit dem Abklingen der ersten Erkrankungswelle geriet das Thema aus den Schlagzeilen. Von der Öffentlichkeit unbemerkt bahnte sich jedoch seit 13. Mai 2020 ein wissenschaftlicher Paukenschlag an. Denn seinerzeit reichte eine Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern aus Italien, USA und Russland bei der Fachzeitschrift Journal of biological regulators and homeostatic agents ihr Manuskript für ein Editorial ein, das am 9. Juni die Eingangsprüfung überstand, den Segen der Redaktion erhielt und am 16. Juli online veröffentlicht wurde.
Der Abstract der Arbeit (übersetzt mit deepl.com) übertrifft sogar die schlimmsten Befürchtungen aus der Gerüchteküche, denn 5G-Funkwellen könnten nach Ansicht der Autoren in Hautzellen möglicherweise Coronaviren produzieren:
Mit dieser Forschungsarbeit zeigen wir, dass 5G-Millimeterwellen von dermatologischen Zellen, die wie Antennen wirken, absorbiert werden könnten, auf andere Zellen übertragen werden und die Hauptrolle bei der Produktion von Coronaviren in biologischen Zellen spielen. Die DNA ist aus geladenen Elektronen und Atomen aufgebaut und hat eine Wendelstruktur. Diese Struktur ließe sich in lineare, ringförmige und runde Spulen (Induktoren) unterteilen. Induktoren interagieren mit externen elektromagnetischen Wellen, erregen sich und erzeugen einige zusätzliche Wellen innerhalb der Zellen. Der Verlauf dieser Wellen ähnelt den Formen der hexagonalen und pentagonalen Basen ihrer DNA-Quelle. Diese Wellen bewirken in Flüssigkeiten innerhalb des Zellkerns einige Löcher. Um diese Löcher zu füllen, werden zusätzliche sechseckige und fünfeckige Basen erzeugt. Diese Basen wiederum könnten sich miteinander verbinden und virusähnliche Strukturen wie das Coronavirus bilden. Um diese Viren innerhalb einer Zelle zu produzieren, ist es notwendig, dass die Wellenlänge der externen Wellen kürzer als die Größe einer Zelle ist. Daher könnten 5G-Millimeterwellen gute Kandidaten für den Aufbau virusähnlicher Strukturen wie Coronaviren (Covid-19) innerhalb von Zellen sein.
Das englische Original des Abstracts gibt es auf Research Gate zu sehen, ebenso den Impact Factor des Journals.
Stellvertretend für die Reaktionen der Weltpresse sei auf den renommierten Schweizer Blog legitim.ch verwiesen, Redakteur Jan Walter titelte dort am 23. Juli PAUKENSCHLAG: US-Behörde (NIH) bestätigt: 5G-Strahlung kann Corona-Erkrankungen verursachen! Weiter schreibt er: Diese brandneue und hochbrisante Studie bestätigt vieles, was in unabhängigen Medien über 5G und Corona bis anhin in Erfahrung gebracht wurde. Auch bekannte Persönlichkeiten wie Woody Harrelson, John Cusack oder die britische Sängerin M.I.A. vertreten ähnliche Thesen und argumentieren mit wissenschaftlichen Quellen. Besonders interessant ist auch, dass die bahnbrechende Forschung im Rahmen einer russisch-amerikanischen Kooperation entstanden ist. Noch interessanter ist, dass sich die Studie inhaltlich von der korrupten und limitierten Mainstream-Wissenschaft abhebt. Nachdem sich Präsident Trump im Rahmen der Corona-Krise bereits für alternative Therapien, die nota bene aktuell klinisch getestet werden, stark machte, liegt mit der Veröffentlichung dieser Studie ein weiteres Indiz vor, dass der langersehnte Paradigmenwechsel endlich stattfinden wird und die gestohlenen Technologien von Nikola Tesla demnächst freigegeben werden.
Ähem ... Moment mal?!
Insidern zufolge bereitet Diagnose-Funk bereits einen "Brennpunkt" zu den sensationellen Ergebnissen der internationalen Arbeitsgruppe vor. Sobald dieser erschienen ist, will der Verein angeblich bundesweit für einen Protestmarsch nach Berlin werben, um Gesundheitsminister Jens Spahn vor tausenden von Anhängern und unter Trompetenstößen öffentlich die Forderung nach einem 5G-Moratorium zu überreichen. ARD und ZDF sind eingeladen, das Event in Farbe zu übertragen.
Zurück auf Los!
Also gut, ich räume ein, meine Zeilen über Diagnose-Funk mögen in Anbetracht von deren Großspurigkeit plausibel klingen, dennoch sind sie frei erfunden. Der Stuttgarter Verein hat das große Glück zu träge zu sein, um die vermeintliche Sensationsstudie auf seinen Websites zu verwursten. Was für ein Dusel: Noch bevor die Alarmisten wussten was überhaupt los ist, hat die Zeitschrift Journal of biological regulators and homeostatic agents die Arbeit der Arbeitsgruppe bereits wieder rückstandsfrei aus dem Verkehr gezogen, auf der Website des Blattes ist das PDF mit dem Volltext der Studie spurlos verschwunden. Jan Walter ist darüber so enttäuscht, dass er bis jetzt nicht imstande war, das klägliche Ende des Aufregers seinen Lesern mitzuteilen. Das muss das "Alternative" an seinem Gruselblog sein: Berichtigungen sind dort ebenso verpönt wie bei Gigaherz-Jakob.
Momentan gibt es <hier> noch eine Kopie des Volltextes. Wer sich dafür interessiert sollte schnell handeln, da die Kopie mutmaßlich nicht autorisiert wurde, ist ihr Bestand nicht gesichert.
Warum das Papier (wahrscheinlich am 23. Juli) zurück gezogen wurde, darüber schweigen sich das Journal und PubMed aus. Immerhin räumt PubMed im Gegensatz zu dem Journal wenigstens die Retraktion ein. Auch Retraction Watch steht heute noch auf dem Schlauch. Die Site kennt zwar 25 zurückgezogene Studien zum Coronavirus, den geschassten Corona-5G-Knaller aber kennt sie (noch) nicht.
Wer mehr über die Hintergründe des Vorfalls erfahren möchte, ist derzeit bei der Bloggerin Elisabeth Bik (Science Integrity Digest) am besten aufgehoben. Möglicherweise war sie es, die den Stein ins Rollen brachte. Denn am 23. Juli kritisierte sie in ihrem Blog die Studie und deren Autoren unter der Titelzeile Worst paper of 2020? 5G and Coronavirus induction ziemlich deutlich.
Hintergrund
Begünstigt 5G Hautkrebs?
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –