Wie Mobilfunkgegner mit Erwin Schliephake Ängste schüren (V) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 13.09.2019, 00:34 (vor 1766 Tagen) @ H. Lamarr

2019 – Prof. Karl Hecht
Schliephake hat es dem 95-jährigen Karl Hecht offensichtlich angetan. Auch 2019 konnte er nicht die Finger von ihm lassen, obwohl er ihn zuvor bereits 2-mal verwurstet hat. In einer im Januar 2019 von der sogenannten Kompetenzinitiative veröffentlichten Dokumentation schreibt Hecht (Quelle):

Im August 1932, also vor 75 Jahren, veröffentlichte der deutsche Arzt Erwin Schliephake in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift wissenschaftliche Daten über die von Radiosendeanlagen hervorgerufene „Mikrowellen-“ oder „Radiowellen-Krankheit“ mit folgenden Symptomen: starke Müdigkeit und Erschöpfung am Tage, unruhiger Schlaf in der Nacht, Kopfschmerzen bis zur Unerträglichkeit, hohe Infektanfälligkeit.
Diese Symptomatik, die auch bei der Neurasthenie (Nervenerschöpfung) beobachtet wird, war nach Auffassung von Schliephake nicht auf die thermischen Wirkungen, sondern auf die athermischen Effekte von hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung zurückzuführen. In tausenden von Untersuchungen wurde die gesundheitsschädigende Wirkung von hochfrequenter elektromagnetischer und elektrischer Strahlung reproduziert.

Mit zunehmenden Alter findet Hecht immer neue Interpretationen des nur wenige Sätze umfassenden Schliephake-Originals. Starten tut er jedoch mit einem simplen Rechenfehler, den die schludrigen Lektoren der "Kompetenzinitiative" wieder einmal übersehen haben: Statt "vor 75 Jahren" hätte es "vor gut 86 Jahren" heißen müssen, es sei denn, Hecht hatte sein Manuskript nicht erst im Januar 2019 fertig, sondern schon 2008 – und dann reifen lassen. "Wissenschaftliche Daten" klingt zwar gut, doch genau die (z.B. Feldstärkeangaben) fehlen bei Schliephake leider komplett, so wie er in seinem Aufsatz auch weder über die "Mikrowellen-" noch über die "Radiowellen-Krankheit" ein Wort verliert. Das für Millionen zutreffende Symptom "hohe Infektanfälligkeit" hat sich der Professor kurzerhand ausgedacht, Schliephake hingegen nennt es nicht. Gelogen ist auch Hechts Behauptung, Schliephake verorte die Ursache der Symptome nicht bei thermischen Wirkungen, sondern bei athermischen. Denn Schliephake schreibt ohne Wenn und Aber: "Durch Wärmewirkung allein lassen sich diese Erscheinungen nicht erklären" (siehe auch Teil IV). Und wer nun hofft, für Hechts wuchtigen Schlusssatz die Bestätigung in der Alarmstudiendatenbank von Diagnose-Funk zu finden, der wird von den heute dort angebotenen mageren 490 Alarmstudien anstelle Tausender enttäuscht. Dass Hecht sich selbst im dritten Anlauf noch immer nicht dazu durchringen konnte, die aufgezählten Symptome offen und ehrlich dem Personal am Senderstandort zuzuordnen, ist eine letzte für ihn wenig schmeichelhafte Randnotiz.

Hervor zu heben ist die Kreativleistung des "Weltraumediziners", bei jeder Interpretation von Schliephakes Aufsatz zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Das kann nicht jeder und baut erwartungsvolle Spannung auf, was Hecht bis zu seinem 100sten noch alles einfallen wird.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Lüge, Mikrowellensyndrom, Hecht, Schliephake


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