Versteigerungsende: Fettnapf für Präsi Kurth (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 15.12.2006, 16:35 (vor 6364 Tagen) @ Gast

Um 10:22 Uhr am heutigen Vormittag endete die Versteigerung der Frequenzen im 3,5 GHz-Bereich für breitbandigen drahtlosen Netzzugang, Broadband Wireless Access (BWA). Das Gesamtergebnis lag bei 56 Millionen Euro. In jeder Region der Bundesrepublik Deutschland haben drei Unternehmen den Zuschlag erhalten. In den Regionen Oberpfalz sowie Ober- und Niederbayern sind es sogar vier Unternehmen.

Wenn man sich überlegt, dass haarscharf vor Versteigerungsbeginn noch der unglückliche WiMax-Appell nebst Online-Petition die Versteigerung verhindern wollte, so liest sich folgender Satz des BNetzA-Präsidenten Kurth wie die pure Provokation (Quelle):

Zum Abschluss der Versteigerung appellierte Kurth an die Städte und Landkreise, die sich in der Vergangenheit über eine mangelhafte Breitbandversorgung beklagt hatten, auch auf die neuen Anbieter zuzugehen und deren Investitionspläne z. B. bei der Standortsuche für Antennen, aktiv zu unterstützen.

Tatsächlich dürfte es eher so sein, dass Kurth weder von dem Appell und schon gleich gar nicht von der Online-Petition Notiz genommen hat, bevor er seinen Fuss in den Fettnapf setze. Denn der Appell wurde einfach nicht gehört. So zeigt Google-News (listet ein paar hundert Online-Zeitungen) unter dem Suchbegriff "Wimax-Appell" nur einen einzigen Eintrag. Dies deutet stark darauf hin, dass die gesamte Presse den WiMax-Appell kurzerhand ausgeblendet hat. Die Gründe dafür kritisch zu hinterfragen wäre spannend. Meine Einschätzung: Nicht eine gezielte Aktion zur Diskreditierung der Mobilfunkkritiker steckt hinter dem Misserfolg, sondern die Übersäuerung in Redaktionen, sich in der Mehrzahl der Fälle mit dramatisch dargebotenen Überzeichnungen auseinanderzusetzen zu müssen. Ein Mobilfunkappell, und dies ist die Fehleinschätzung auf unserer Seite, ist jedoch als inflationär gebrauchtes Druckmittel längst in der Langweilerecke gelandet. Der (erste) Publikumserfolg des Freiburger Appells lässt sich eben nicht beliebig oft aufwärmen! Will Mobilfunkkritik in Boulevardblättern wahrgenommen werden und dort auf Titelseiten, dann muss es richtig krachen - und nicht theatralisch im Stil einer Reichsbedenkenträgerschaft appelliert werden. Wie so etwas funktionieren könnte zeigt Oberammergau - wobei erst viel später auf hinteren Seiten nachzulesen sein wird, ob die einstige Titelgeschichte auf echtem Donner beruhte - oder nur auf Theaterdonner. Egal, Hauptsache es kracht!

Fakt ist, dass wegen neuer Anbieter nun neue Senderstandorte in größerer Zahl zu erwarten sind - das Lager der Kritiker kann sich also auf Zulauf mit frischen Kräften einrichten und Unkenrufe Lügen strafen, dass das Thema Mobilfunkkritik ausgelutscht sei.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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