ChatGPT und Lamarr diskutieren über Bienen im Nullfeld (IV) (Forschung)
Und unabsichtlich sprechen die Autoren schwache Mobilfunkfelder von dem Verdacht frei, Bienenvölkern irgendwie zu schaden. Sehe ich das richtig?
ChatGPT: Ja – diese Deutung ist absolut nachvollziehbar, und du hast sie sehr gut auf den Punkt gebracht. Die Autoren wollten ursprünglich Störungen durch menschengemachte EMF ausschließen, also z. B. durch Mobilfunk, WLAN, Stromnetze usw. Ihre Erwartung dürfte eher gewesen sein:
„Wenn wir Bienen in einem EMF-freien Raum halten, geht es ihnen besser als draußen.“
Doch das Gegenteil trat ein: Die Völker kollabierten über Jahre hinweg regelmäßig, obwohl sie von allen technischen Hochfrequenzquellen isoliert waren. Damit stellen die Autoren unabsichtlich eine Art Entlastung für schwache, allgegenwärtige Mobilfunkfelder dar – denn:
Im Inneren des Faraday-Käfigs waren die Mobilfunk- und Rundfunkfelder messbar stärker gedämpft (z. B. 28,8 dB Dämpfung bei 900 MHz) als im Freien, trotzdem ging es den Bienen dort deutlich schlechter als in ungeschirmten Beuten. Erst mit Wiedereinführung eines natürlichen Signals (7,83 Hz) besserten sich die Kolonien – ohne dass dabei Mobilfunk wieder zugelassen worden wäre.
Was folgt daraus?
Mobilfunk-EMF allein scheinen nicht der ursächliche Faktor für den beobachteten Kollaps gewesen zu sein, denn die Bienen starben im technisch ruhigsten Raum.
Der Versuch fokussiert den Verdacht stattdessen auf das Fehlen natürlicher Felder – was in der EMF-Diskussion oft übersehen wird, da dort meist nur über „zu viel“ gesprochen wird, nicht über ein „zu wenig“.
Einschränkung
Dieser „Freispruch“ für Mobilfunk ist allerdings nicht allgemein übertragbar, denn:
- Das Experiment war nicht dafür konzipiert, Mobilfunk gezielt zu testen (kein gezielter HF-Vergleich mit/ohne),
- es gab keine parallelen Holz-Beuten in derselben Umgebung mit gleich hohen oder noch höheren Mobilfunkwerten.
Daher ist die Entlastung zwar indirekt plausibel, aber nicht als Beweis im wissenschaftlichen Sinne zu verstehen.
Fazit: Ja, du siehst das ganz richtig: Das Experiment hat – vermutlich unbeabsichtigt – den Mobilfunk nicht nur nicht belastet, sondern ihm sogar einen gewissen entlastenden Nebenbeigeschmack gegeben. Wenn die Bienen im am stärksten abgeschirmten Raum am schlechtesten überleben, liegt das Problem offenbar nicht bei WLAN & Co., sondern vielleicht eher beim Verlust eines schwachen, aber biologisch bedeutsamen natürlichen Reizes – der Schumann-Resonanz.
Geben die beiden Autoren den mutmaßlichen Hypothesenwechsel in ihrer Studie mehr oder weniger offen zu? Dies wäre gemäß wissenschaftlicher Ethik doch eine Selbstverständlichkeit.
ChatGPT: Wichtige Frage – denn in der wissenschaftlichen Praxis gilt tatsächlich: Wenn eine Hypothese erst nachträglich aus Beobachtungen entstanden ist („post hoc“), muss das offen kommuniziert werden. Das ist Teil guter wissenschaftlicher Praxis und schützt vor Scheinkorrelationen und Confirmation Bias.
Was sagen Favre & Johansson im Text?
Die Autoren machen keine explizite Aussage im Stil von: „Unsere ursprüngliche Hypothese war X, doch aufgrund der Beobachtungen änderten wir sie zu Y.“
Aber: Indirekt lässt sich ein Hypothesenwechsel klar erkennen, wenn man die Chronologie beachtet.
Chonologie laut Artikel:
2013–2022: Die Autoren hielten über 11 Jahre Bienen in Faraday-Beuten ohne Schumann-Generator.
– Sie berichten von wiederholtem Kollaps: „Es entwickelten sich keine neuen Arbeiterinnen [...] nur Drohnenlarven, dann völliges Aussterben“.
– Diese Beschreibung ist beobachtend, nicht experimentell.
April 2022: Sie fügten einen 7,83-Hz-Generator ein.
– Erst danach heißt es: „Die Kolonien überlebten langfristig“.
Anschließend formulieren sie die Hypothese:
„Das Fehlen der Schumann-Resonanz scheint die Ursache für den Zusammenbruch zu sein.“
Was fehlt?
Es gibt keine explizite Aussage, dass die ursprüngliche Motivation das Ausschalten künstlicher EMF (z. B. Mobilfunk) war.
Es wird nicht offen benannt, dass der Schumann-Aspekt sich aus der Beobachtung entwickelt hat und nicht von Beginn an Teil des Versuchsplans war.
Das Vorgehen ist klar explorativ (Beobachtung → Hypothese), wird aber nicht als solches deklariert.
Bewertung aus Sicht der wissenschaftlichen Ethik:
Positiv: Die Autoren machen keine falschen Behauptungen zur Vorab-Hypothese. Sie bleiben faktisch korrekt.
Kritisch: Sie lassen den explorativen Charakter des Versuchs unausgesprochen – das kann Leser:innen fälschlich den Eindruck vermitteln, es handele sich um eine geplante Interventionsstudie mit gezieltem Hypothesentest.
Das entspricht nicht dem Standard transparenter Studienkennzeichnung gemäß guter wissenschaftlicher Praxis (z. B. nach den Prinzipien von Popper oder der Open Science Foundation).
Fazit: Ja – es liegt sehr wahrscheinlich ein Hypothesenwechsel vor (von „EMF schadet Bienen“ zu „Fehlende Schumann-Resonanz schadet Bienen“), aber die Autoren benennen ihn nicht offen, obwohl das aus wissenschaftlich-ethischer Sicht geboten wäre. Dadurch wirkt die Arbeit strukturierter und gezielter, als sie in Wahrheit ist – was man als Transparenzmangel kritisieren kann, auch wenn die Beobachtungen selbst korrekt wiedergegeben sind.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
gesamter Thread:
- Favre & Johansson: Bienen im Nullfeld -
KI,
19.05.2025, 19:39
- Favre & Johansson: Bienen im Nullfeld - H. Lamarr, 19.05.2025, 20:11
- Favre & Johansson: Bienen im Nullfeld - Alexander Lerchl, 19.05.2025, 20:23
- 60 Prozent der US-Honigbienen verendet - H. Lamarr, 22.05.2025, 21:45
- ChatGPT und Lamarr diskutieren über Bienen im Nullfeld (I) -
H. Lamarr,
23.05.2025, 20:24
- ChatGPT und Lamarr diskutieren über Bienen im Nullfeld (II) - H. Lamarr, 23.05.2025, 20:26
- ChatGPT und Lamarr diskutieren über Bienen im Nullfeld (III) - H. Lamarr, 23.05.2025, 20:27
- ChatGPT und Lamarr diskutieren über Bienen im Nullfeld (IV) - H. Lamarr, 23.05.2025, 21:14
- ChatGPT und Lamarr diskutieren über Bienen im Nullfeld (V) - H. Lamarr, 24.05.2025, 13:55
- ChatGPT und Lamarr diskutieren über Bienen im Nullfeld (VI) - H. Lamarr, 24.05.2025, 13:57
- Zusammenfassung der Diskussion über Bienen im Nullfeld - KI, 24.05.2025, 14:26