Das Schicksal der Bürgerinitiative Stolzenhagen (Wandlitz) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 14.08.2022, 21:00 (vor 995 Tagen)

Mit dem Namen "5G-Mast im Vorgarten – Nein, Danke!" will die am am 8. August 2022 gegründete Initiative unter anderem einen Baustopp für die geplante etwa 43 Meter hohe Sendeanlage der Telekom erreichen. Sie soll im kommenden Jahr etwa 300 Meter von der alten Dorfkirche entstehen. Das IZgMF will die BI auf ihrem Weg von ihrer Gründung bis zu ihrem Untergang begleiten. Wie üblich, rechnen wir mit einer Lebenszeit der BI von ungefähr zwei Jahren.

Bernau-live berichtet am 12. August 2022 u.a.: In Stolzenhagen (Gemeinde Wandlitz) soll 2023 ein neuer, 43 m hoher 5G-Funkmast der Telekom ganz nahe am Dorfzentrum in den Sendebetrieb gehen. Er wird 10 m höher sein als der Turm der alten Dorfkirche, nur ca. 300 m von ihr entfernt. Und er wird demnächst das erste sein, das Besuchern und Bewohnern des Dorfes ins Auge fällt. Neben den schon vorhandenen 14 Windrädern und div. Hochspannungsmasten mit ihrer Vielzahl von Leitungen, die schon jetzt direkt über den bewohnten Grundstücken liegen.

Zurück auf Los

Die Mitbegründer der Bürgerinitiative fordern einen Baustopp, die Aufhebung und Neudiskussion der Baugenehmigung mit einer Beteiligung des Ortsvorstandes und der Bürger von Stolzenhagen. Mit einer Klage vor dem Landesverwaltungsgericht will der Ortsvorstand von Stolzenhagen den Aktivitäten der Initiative von offizieller Seite Nachdruck verleihen.

Nach der Rücknahme der behördlichen Entscheidung wären eine Diskussion und als Kompromiss eine nachfolgende Einigung mit der Telekom über einen alternativen Standort das bevorzugte Ziel der Bürgerinitiative. Gefunden und realisiert werden soll ein Standort in größerer Entfernung zu den bewohnten Grundstücken, als es der derzeitige ist.

Schwache Argumente

Der Mast wird kein kleiner seiner Art sein, unabhängig von seiner Höhe. „Mit seiner Sendeleistung gehört er zu den Funkanlagen einer Größenordnung, die – inzwischen nachweisbar – erhebliche Auswirkungen auf Gesundheit und Fertilität (Fruchtbarkeit) von Menschen, Tieren und Pflanzen haben. Eine Studie (STOA-Studie), von der EU beauftragt und im Juni 2021 veröffentlicht, bestätigt das. Die Autoren der Studie empfehlen sogar, den 5G-Ausbau zu stoppen und auf Glasfaserausbau zu setzen„, heisst es seitens der Bürgerinitiative.

Weiterhin heisst es: „Der Mast wird in einem Gebiet stehen, in der eine reiche Vogelwelt (z.B. der Schreiadler, Wiedehopf, Grünspecht uvm.) zu Hause sind. Er wird nur in ca. 750 m Luftlinie von 2 Kindertagesstätten und nur wenig mehr vom viel frequentierten Stolzenhagener See entfernt stehen.“

„Die Planungen für die Errichtung des 5G-Mastes an diesem Standort begannen bereits 2018. Eine Baugenehmigung wurde erteilt, der Bau wurde im Juni 2022 begonnen und wird derzeit fortgeführt. All das geschah, ohne den Ortsbeirat und die Bürger*innen auch nur ansatzweise zu informieren oder anzuhören. Und das obwohl der Bau mit seiner Größenordnung und seinen Auswirkungen definitiv nicht als Geschäft der laufenden Verwaltung und deshalb u.E. zu den beteiligungspflichtigen Vorhaben gehört.“ [...]

Missglückter Versuch, die Lage des geplanten Funkmasten zu bestimmen.
[image]
Bild: Google Earth, Grafik: IZgMF

Das Bild sollte eigentlich die Lage des geplanten Funkmasten an einem der zwei Schnittpunkte der Kreise zeigen. Die Kreise wurden gemäß der Entfernungsangaben der BI um die Dorfkirche (300 m) und eine Kita (750 m) gezogen. Offensichtlich stimmen die Angaben der BI nicht, denn am Remater Weg liegt keiner der beiden Schnittpunkte. Immerhin lässt sich jetzt erahnen, wo der Funkmast stehen wird, Vorgärten sind dort allerdings nicht erkennbar ...

Was wird das nächste Lebenszeichen der BI sein? Die obligatorische "Informationsveranstaltung" mit einem Gesinnungsgenossen aus Stuttgart liegt in der Luft :lookaround:.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Januar 2022: Start einer Online-Petition

H. Lamarr @, München, Sonntag, 14.08.2022, 22:10 (vor 995 Tagen) @ H. Lamarr

Was wird das nächste Lebenszeichen der BI sein? Die obligatorische "Informationsveranstaltung" mit einem Gesinnungsgenossen aus Stuttgart liegt in der Luft :lookaround:.

Daneben! Bereits am 12. Januar 2022, also viele Monate vor Gründung der BI, startete eine Einwohnerin eine inzwischen beendete Online-Petition. Manuela K. schreibt:

Es spricht nichts gegen die Planung es eines 5G-Sendemast der Telekom, es soll lediglich ein andere Standort dafür gesucht und gefunden werden, der nicht in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern bzw. des Ortskernes ist.

Leider verweist K. zur Begründung auf einen Medienartikel, der hinter einer Bezahlschranke platziert ist.

Als Münchener bin ich von tausenden mehr oder weniger hässlichen Mobilfunkantennen umgeben und tue mich mit der Beanstandung daher etwas schwer. Aus Sicht einer Landbewohnerin ist der Einwand aber wohl verständlich.

Stolzenhagen ist ein Ortsteil der Gemeinde Wandlitz, die rd. 21'000 Einwohner hat. Davon haben 58 die Petition unterschrieben, mit Auswärtigen kam die Petition auf 79 Unterstützer.

Einer der Unterstützer leistete sich in seinem Kommentar eine lustige Verwechslung: "Ich hoffe die Spedition wird beim Mobilfunkbetreiber zur vernünftigen Korrektur beitragen." :-)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Januar 2022: Start einer Online-Petition

KlaKla, Samstag, 20.08.2022, 09:59 (vor 989 Tagen) @ H. Lamarr

Einer der Unterstützer leistete sich in seinem Kommentar eine lustige Verwechslung: "Ich hoffe die Spedition wird beim Mobilfunkbetreiber zur vernünftigen Korrektur beitragen." :-)

Ein anderer Unterstützer schreibt folgende: Auch ein Bürgermeister muss seine
Bürger informieren und deren Interessen vertreten. Leider vergessen die Politiker nach der Wahl alles was sie vorher versprochen haben.

Ein Bürgermeister muss keine Unterstützung leisten bei offensichtlichen Unsinn einer übereifrigen Minderheit. Nicht die Minderheit wählt den Bürgermeister sondern die Mehrheit, auch wenn diese hier schweigt. Wer Angst vor Funkwellen hat, kann sich schützen, indem er selbst in seinen Geldbeutel greift. Dann erst schaut diese "besorgte Minderheit" genauer hin und verlassen den Durchlauferhitzer.

Hinweis: Warum Lobbyvereine wie Diagnose-Funk eine abweichende Risikobewertung haben und mehr Vorsorge verlangen.

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Meine Meinungsäußerung

Bürgerinitiative Stolzenhagen (* Ende 2021 † Mitte 2022)

H. Lamarr @, München, Montag, 15.01.2024, 21:09 (vor 476 Tagen) @ H. Lamarr

Das IZgMF will die BI auf ihrem Weg von ihrer Gründung bis zu ihrem Untergang begleiten. Wie üblich, rechnen wir mit einer Lebenszeit der BI von ungefähr zwei Jahren.

Nein, die prophezeiten zwei Jahre wurden nicht erreicht. Nach geschätzt zehn Monaten war schon Schluss. Das genaue Gründungs- und Sterbedatum der Bürgerinitiative "5G-Mast im Vorgarten – Nein, Danke!" ist nicht bekannt. Mutmaßlich wurde die BI Ende 2021 gegründet, denn Anfang Februar 2022 hatte sie bereits 300 Unterschriften gegen das Bauvorhaben der Deutschen Telekom gesammelt. Ihre letzten Erwähnungen hatte die BI in den Lokalmedien vom August 2022, da war der umstrittene 40-Meter-Funkmast bereits seit gut zwei Monaten im Bau.

Über den Protest der BI berichteten außer einigen Lokalmedien die beiden Anti-Mobilfunk-Vereine Bürgerwelle und Diagnose-Funk. Über das Ende des Protests und die Inbetriebnahme des Funkmasten berichtete niemand. Das liegt wohl an der alten Medienweisheit "only bad news are good news". Wo der Hase langlaufen wird, darüber gab jedoch schon am 2. August 2022 die Deutsche Telekom mit einer Pressemitteilung Auskunft:

[...] Die Deutsche Funkturm baut den Mobilfunkmast im Auftrag der Telekom. "Wandlitz bekommt einen modernen und zukunftsfähigen Mobilfunkstandort. In erster Linie werden Kundinnen und Kunden der Telekom von unserem Mast profitieren, wir bieten unseren Standort aber auch allen anderen Mobilfunkanbietern an, so dass keine zusätzlichen Masten errichtet werden müssen", sagt Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer Deutsche Funkturm. In der Regel geht ein Standort sechs bis zwölf Monate nach dem Bau in Betrieb und kann von den Kund*innen der Telekom genutzt werden. Der Mobilfunkmast in Wandlitz ist auch geeignet, um zukünftig 5G-Dienste zu senden. [...]"

Spätestens seit Mitte 2023 hat der Funkmast, bestückt mit derzeit 27 Funksystemen, also den Regelbetrieb aufgenommen. Schön ist der Gitterturm mit den beiden Plattformen gewiss nicht, doch es gibt mMn Schlimmeres und er ist der Preis, den die Region Wandlitz für gute und zeitgemäße Mobilfunkversorgung zahlen muss.

Vergeblicher Protest: Der Funkmast steht an der geplanten Stelle.
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Bild: BNetzA

Sicht auf den Gitterturm von der Zehlendorfer Chaussee (L29) aus gesehen.
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Bild: Google

Im August 2022 mussten die BI und der widerspenstige Ortsvorsteher Jürgen K., er hatte eine Klage vor Gericht erwogen, erkannt haben, dass ihr Widerstand vergeblich war und dem Gemeinwohl abträglich ist. Seitdem meldeten sie sich in der Causa Funkmast nicht wieder zu Wort. Am Ende hat die Vernunft gesiegt und nicht der teils auf systematischer Desinformation beruhende Starrsinn. Für Telekom-Sprecher Georg von Wagner war das seinerzeit nicht absehbar. In einem Interview mit der Märkischen Oderzeitung richtete er noch am 10. August 2022 einen Appell an die schweigende Mehrheit der Region:

[...] Politik muss dem Allgemeinwohl dienen. Wenn – wie berichtet – die 300 Wandlitzerinnen und Wandlitzer, die gegen den Standort sind, das Allgemeinwohl repräsentieren, hat der Ortsbeirat alles richtig gemacht. Ich bezweifele das allerdings. Auch in Wandlitz und selbst in Stolzenhagen nutzt die Mehrheit jeden Tag das Handy – privat und beruflich. Aber leider schweigt diese Mehrheit, weil sie sich darauf verlässt, dass die Dinge in die richtige Richtung laufen. In Stolzenhagen wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, dass sich auch diejenigen zu Wort melden, die sagen: Ich brauche das Handy. Es gibt nur noch sehr wenige Orte, in denen sich ein Teil der Einwohner so quer zum Mobilfunk stellt wie in Stolzenhagen. Es gibt genügend Gemeinden, die sich dafür einsetzen, dass ihre Bewohner und Gewerbetreibenden auch eine bestmögliche Mobilfunkversorgung erhalten. [...]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Stolzenhagen im Strahlenmeer (* 1955 † 2015)

Schutti2, Dienstag, 16.01.2024, 17:56 (vor 475 Tagen) @ H. Lamarr

Sicht auf den Gitterturm von der Zehlendorfer Chaussee (L29) aus gesehen.
[image]
Bild: Google

Anzumerken wäre vielleicht:
In gerade mal 3 km Entfernung von Stolzenhagen strahlte 60 Jahre lang einer von Deutschlands stärksten Funksendern.
500 Kilowatt an einer 300 m hohen Antenne!!!:surprised:
Jemals irgendwas gehört über Gesundheitsstörungen durch diesen Sender?

Und da komme keiner mit Digital=Böse Analog=Gut:
Der Langwellensender wurde am 29. August 2005 als erster deutscher Großsender auf DRM-Betrieb umgestellt. Er sendete zeitweise nachts drei Stunden täglich im DRM-Modus.

Zehn Jahre digitaler Dauerfunkstress, ein halbes Megawatt, stundenlang in der Nacht! :surprised:
Jemals irgendwas gehört über Schlafstörungen durch diesen Sender?

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