Dimitris J. Panagopoulos vs. Martin L. Pall (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 20.02.2022, 02:26 (vor 1018 Tagen) @ H. Lamarr

Im August 2021 wurde die Liste der Pall-Kritiker auf Dariusz Leszczynskis Blog um Dimitris J. Panagopoulos erweitert. Der Grieche, der durch seine Mitwirkung an Klaus Scheidstegers Märchenfilm "Thank you for Calling" auch dem deutschen Laienpublikum bekannt wurde, wirft Pall vor, er hätte ihm seine Idee eines gesundheitsschädlichen Wirkmechanismus' für EMF geklaut und würde diese Idee als seine eigene ausgeben.

Gemeint ist die Hypothese, elektromagnetische Felder könnten spannungsgesteuerte Kalziumkanäle in Zellmembranen aktivieren. Pall hatte damit in den vergangenen Jahren besonders unter Laien für Furore gesorgt. Panagopoulos reklamiert diese Hypothese jedoch für sich, seit 2000 habe er sie, lange vor Pall, in mehreren wissenschaftlichen Veröffentlichungen beschrieben. Pall wisse davon, er habe Panagopoulos Arbeitsgruppe dafür sogar seine Anerkennung ausgesprochen, jedoch nur bis 2017. Ab dann habe er die Hypothese als seine eigene ausgegeben.

Sollten die Vorwürfe von Panagopoulos zutreffen, schreibt Dariusz auf seinem Blog, hätte sich Pall eines schweren wissenschaftlichen Fehlverhaltens schuldig gemacht, das nur noch mit der Fälschung von Daten übertroffen werden könne. Würden die Anschuldigungen bestätigt, sollten Fachzeitschriften alle von Pall seit 2017 veröffentlichten Arbeiten zurückziehen. Die Schnellprüfung an einigen der betroffenen Pall-Studien hat heute jedoch keine Retraktion ergeben.

Die Anschuldigungen wurden vor einem halben Jahr erhoben. Martin Pall hätte inzwischen also ausreichend Zeit gehabt, sich auf Leszczynskis Blog mit einem Kommentar dazu zu äußern, was jedoch nicht geschah. Ein Schuldeingeständnis lässt sich daraus nicht ableiten, es sieht jedoch ganz danach aus, als ob zahllose Mobilfunkgegner in aller Welt, in Deutschland z.B. die sogenannte Kompetenzinitiative, Diagnose-Funk und Franz Adlkofer, mit Pall auf das falsche Pferd gesetzt haben. Ob die Hypothese sich wissenschaftlich überhaupt bestätigen lässt ist gegenwärtig noch offen, eine kurze Einschätzung des Bundesamtes für Strahlenschutz für die deutsche Bundesregierung zweifelt eher daran. An Pall gingen die anhaltenden Proteste gegen seine Bekundungen nicht spurlos vorüber, seine Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung ging zuletzt auf null zurück.

Hintergrund
Panagopoulos' Letter to the Editor

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Wissenschaftliches Fehlverhalten, Artefakte, Kalzium, Panagopoulos, Pall


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