Leszczynski's EHS Review (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 11.07.2021, 00:53 (vor 1235 Tagen) @ Dariusz Leszczynski

Der Abstract von Dariusz' EHS-Review zeigt, worauf er hinaus will:

Ein Teil der Bevölkerung betrachtet sich selbst als empfindlich gegenüber der vom Menschen verursachten elektromagnetischen Strahlung (EMF), die von Hochspannungsleitungen, elektrischen Leitungen, elektrischen Haushaltsgeräten und den drahtlosen Kommunikationsgeräten und -netzwerken ausgeht. Die Sensibilität ist durch eine Vielzahl von unspezifischen Symptomen gekennzeichnet, die die sensiblen Personen angeben zu erleben, wenn sie EMF ausgesetzt sind. Während die erlebten Symptome derzeit als reale Behinderung im Leben angesehen werden, bleibt der Auslöser dieser Symptome unklar. Bisher waren Wissenschaftler nicht in der Lage, einen kausalen Zusammenhang zwischen den von empfindlichen Personen erlebten Symptomen und der Exposition gegenüber EMF zu finden. Wie in dieser Übersichtsarbeit dargestellt, sind die bisher durchgeführten wissenschaftlichen Studien, die die Sensibilität gegenüber EMF untersuchen, von unzureichender Qualität, um den Zusammenhang zwischen EMF-Expositionen und Sensibilitätssymptomen einiger Betroffener zu finden. Es ist naheliegend, dass eine Empfindlichkeit gegenüber EMF existiert, aber die wissenschaftliche Methodik, die verwendet wurde, um sie zu finden, von unzureichender Qualität ist. Es ist an der Zeit, psychologisch orientierte Provokationsstudien aufzugeben, die nach gefühlsbasierten, unspezifischen Symptomen fragen, die von Freiwilligen unter EMF-Exposition erlebt werden. Ein solcher Forschungsansatz produziert nur subjektive und daher höchst unzuverlässige Daten, die nicht ausreichen, um einen Kausalzusammenhang zwischen EHS und EMF zu beweisen oder zu widerlegen. Es besteht die Notwendigkeit einer neuen Richtung bei der Untersuchung der Empfindlichkeit gegenüber EMF. Die Grundlage dafür ist die Vorstellung eines allgemein bekannten Phänomens der individuellen Empfindlichkeit, bei der die Reaktionen des Einzelnen auf EMF von den genetischen und epigenetischen Eigenschaften des Einzelnen abhängen. Es wird hier vorgeschlagen, dass neue Studien, die den Provokationsansatz mit modernen Technologien der Transkriptomik und Proteomik kombinieren, verwendet werden, um objektive Daten zu gewinnen, die biochemische Reaktionen des menschlichen Körpers auf EMF auf molekularer Ebene nachweisen.

Auf Twitter diskutieren Dariusz Leszczynski, Frank de Vocht, Martin Röösli und andere kontrovers, welche Wirkung die Medien auf der Prävalenz von "Elektrosensiblen" haben.

Bemerkenswert ist aus meiner Sicht, dass einige lokal von der Anti-Mobilfunk-Szene gefeierte EHS-Forschungsgrößen in der Review entweder gar nicht vorkommen (z.B. Lebrecht von Klitzing, Deutschland) oder nur am Rande erwähnt werden (z.B. Magda Havas, Kanada). Mehr Aufmerksamkeit schenkt Leszczynski dem Franzosen Dominique Belpomme, der EHS mit biochemischen Besonderheiten der Betroffenen zu erklären versucht. Im Gegensatz zu wohlgefälligen Besprechungen von "Alarmstudien", wie sie Diagnose-Funk auf EMF-Data verbreitet, sind die Ausführungen Leszczynskis zu den Ergebnissen der Arbeitsgruppe Belpomme von ganz anderem Kaliber. Obwohl der Finne an die Existenz von EHS glaubt, zeigt er davon unbeirrt auch Schwächen in den Studien dieser AG auf. Der Kompetenzvorsprung Leszczynskis gegenüber dem Personal des Stuttgarter Vereins befähigt ihn dazu.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
EHS, Kausalzusammenhang, Provokationstest, Leszczynski, DNA, Transkriptomik, Genom, Protein, Proteomik


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