5G-Mobilfunk auf 28 GHz könnte heiße Ohren verursachen (Forschung)

Kuddel, Dienstag, 24.11.2020, 22:40 (vor 1512 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Dienstag, 24.11.2020, 23:11

Sieht man sich die technischen Daten der Simulation in dem Artikel an, wird schnell klar, wo der Hase im Pfeffer liegt: Für 3,9G- und 4G-Handys nahmen die Autoren noch einen mickrigen Antennengewinn von 1 dBi an, für das simulierte 28-GHz-5G-Handy jedoch einen von 20 dBi (entspricht etwa 80-Mal mehr Strahlungsleistung).

Antennengewinn hat bezüglich SAR bei körpernah betriebenen Endgeräten selten eine schädliche Auswirkung...im Gegenteil, denn mit mehr Antennengewinn verteilt sich die Leistung auf eine größere Strahlungsfläche, womit die SAR gegenüber einer Antenne mit geringem Gewinn sogar geringer ausfällt.

Achtung: "EIRP" und "Antennengwinn" sind Rechengrößen, welche immer einen punktfömigen Strahler voraussetzen, auch wenn dieser physikalisch nicht existiert.

Analogie1: Gegen sie 10 Watt auf eine Lötkolbenspitze (einzelner Dipol) , wird diese mehrere hundert Grad heiss. Geben sie 10Watt auf eine Antenne von der Größe einer Herdplatte (16 Dipole auf einer Fläche verteilt), wird diese gerade mal warm.

Analogie 2: Speisen Sie 100 Millwatt in die Antenne des Radioteleskops in Effelsberg ein (100 Meter Durchmesser) , so erhalten sie rechnerisch mehrere Kilowatt EIRP Strahlungsleistung.
Ein SAR wird hingegen kaum nachweisbar sein, da sich die eingespeiste Leistung von 100mW auf 7000 m² Fläche verteilen.
Selbst in der gefürchteten "Haupkeule" unmittelbar vor der Schüssel betrüge die messbare Strahlungsleistungsdichte weniger als 14 Mikrowatt / Quadratmeter und wären damit trotz ">1000 Watt EIRP" selbst bei "baubiologischer Betrachtung" absolut verträglich :-)


Was mich viel mehr irritiert, ist die Annahme eines Endgerätes, welches angeblich bei 28 GHz mit 3 Watt Leistung senden soll.
Meiner Meinung nach sehr realitätsfern, denn bei realistisch angenommenen 10% Wirkungsgrad des Senders würde bei einer solchen Leistung die Batterie eines Akkubetriebenen Mobiltelfons innerhalb von Minuten leergsaugt werden.
Realistisch wäre allenfalls ein TDMA Betrieb mit sehr kurzen Sendepulsen, wodurch sich aber die SAR entsprechen dem Tastverhältnis auf womöglich 1/10 bis 1/20 el reduziert.

Wo ich hingegen zustimme, ist dass man bei 28GHz über eine Verkleinerung des "Voxel-Volumens " bei der SAR Betrachtung nachdenken muss.

K


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