5G-Mobilfunk auf 28 GHz könnte heiße Ohren verursachen (Forschung)
5G-Funkstrecken im Bereich von 26 GHz bahnen sich zwar auch hierzulande an, von öffentlichem Mobilfunk in diesem Frequenzbereich ist weltweit jedoch weit und breit nichts zu sehen, die Anwendungen sind von industrieller Art. Beispielsweise will die Autoindustrie über fabrikinterne 26-GHz-5G-Funknetze die üppige Firmware für die zahllosen Steuergeräte in Autos während der Produktion drahtlos einspielen. Denn auf 26 GHz geht das wegen der dort möglichen sehr hohen Datenraten schnell und ganz ohne Gefummel mit Kabeln und Steckern. Die Wissenschaft aber kümmert sich bereits heute um 28-GHz-Mobiltelefone – und sieht prompt heiße Ohren kommen.
An der Georgia Southern University, USA, untersuchten zwei Wissenschaftler mit Simulationsmodellen, welche Exposition Menschen von 5G-Basisstationen und 5G-Endgeräten zu erwarten haben, wenn die Trägerfrequenz im 28-GHz-Band ist. Das Ergebnis publizierten sie im April 2020 unter dem Titel Human Electromagnetic Field Exposure in 5G at 28 GHz und verglichen dabei die 28-GHz-Exposition mit der älterer Mobilfunkstandards (3,9G und 4G).
Das Ergebnis für 5G-Endgeräte wird Mobilfunkgegner entzücken, denn die Autoren schreiben:
Also, it is significant to notice that no regulation existsat 28 GHz where this article investigates for 5G. As such, we refer to the ICNIRP’s guideline that is set to be 2W/kg by the [13] at a frequency ‘below 10 GHz.’ In Fig. 3d, it provides a “inferred” understanding on SAR in an uplink. The zoom-in look shown in Fig. 3d suggests that in 5G, use of a handheld device within the distance of 8 cm causes an EMF absorption exceeding 2 W/kg, which would have been prohibited if the carrier frequency was lower than 10 GHz. This implies the gravity of human EMF exposure in an uplink of 5G.
(Und jetzt auf deutsch: Es ist auch wichtig zu erkennen, dass, während wir für diesen Artikel 5G untersucht haben, es [in den USA] keine Regulierung für 28 GHz gab. Daher beziehen wir uns auf den Grenzwert von ICNIRP, der auf 2 W/kg bei einer Frequenz "unter 10 GHz" festgelegt wurde. In Abb. 3d erlaubt dies ein "abgeleitetes" Verständnis der SAR in einem 5G-Uplink. Die in Abb. 3d gezeigte Detailvergrößerung lässt vermuten, dass bei 5G die Verwendung eines Handgerätes im Abstand von [weniger als] 8 cm eine EMF-Absorption von mehr als 2 W/kg verursacht, was bei einer Trägerfrequenz von weniger als 10 GHz noch verboten gewesen wäre. Dies impliziert das Ausmaß der EMF-Exposition von Menschen bei einem Uplink von 5G [im 28-GHz-Band]).
Sieht man sich die technischen Daten der Simulation in dem Artikel an, wird schnell klar, wo der Hase im Pfeffer liegt: Für 3,9G- und 4G-Handys nahmen die Autoren noch einen mickrigen Antennengewinn von 1 dBi an, für das simulierte 28-GHz-5G-Handy jedoch einen von 20 dBi (entspricht etwa 80-Mal mehr Strahlungsleistung). Warum so viel? Mobilfunkgegner jaulen uns seit zwei Jahren die Ohren voll, wegen der kurzen Reichweite hoher 5G-Frequenzen müssten schrecklicherweise x-Mal mehr Funkmasten errichtet werden, damit diese 5G-Handys überhaupt noch erreichen können. Nun, was für die Funkmasten gilt, gilt auch für 28-GHz-Handys. Auch sie benötigen (winzige) Richtantennen mit hoher Strahlungsleistung, damit ihrerseits sie die Funkmasten noch erreichen können ...
Die winzigen Richtantennen wollen auf den ersten Blick so gar nicht mit der Angabe "antenna height" = 1,5 Meter zusammenpassen. Doch gemeint sind mit der Angabe nicht die Höhe (Länge) der Antenne, sondern deren Abstand zum Erdboden. Handliche 28-GHz-5G-Handys mit auf 1,5 Meter ausziehbaren Teleskopantennen fände ich allerdings schön retro, Derartiges wird es aber wohl nur in den Zirkeln strickender Mobilfunkgegner geben .
Prinz Charles ist auf natürliche Weise davor geschützt, möglicherweise kommende 28-GHz-5G-Handys zu nahe an seinen Kopf zu halten. Alle anderen müssen darauf hoffen, dass die mit dem verwendeten Simulationsmodell einhergehenden Annahmen und Randbedingungen früher oder später zu der Erkenntnis führen werden, dass wir nichts so heiß essen wie es gekocht wird.
Hintergrund
Prof. Achim Enders über 5G-Mobilfunk auf 26 GHz: "mal sehen"
Frankreich: ANFR ertappt Gigaset bei Überschreitung des SAR-Grenzwerts
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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H. Lamarr,
24.11.2020, 01:32
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Kuddel,
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- 5G-Mobilfunk auf 28 GHz könnte heiße Ohren verursachen - H. Lamarr, 29.11.2020, 00:44
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