Was adaptive Antennen mit Mikrowellenöfen verbindet (Technik)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 05.11.2020, 00:35 (vor 1674 Tagen) @ e=mc2

Auf der anderen Seite werden sich die Strahlenskeptiker bald betrogen fühlen, wenn sie realisieren, dass für adaptive Antennen Erleichterungen gewährt werden.

5G-Rebekka hat mit ihren Worten «Wir sind erleichtert, dass der Bundesrat sein Wort halten will» schon den Grundstein für diese Empörung gelegt. Ganz im Stil einer "selbsterfüllenden Prophezeiung", mit der ein alter Schweizer Mobilfunkgegner schon vor 20 Jahren seine Anhänger aufwühlte:

1. Zuerst setzte Gigaherz-Jakob lupenrein faktenfrei das Gerücht in die Welt, Icnirp würde sich als "Unterorganisation" der WHO ausgeben.
2. Dann fragte er bei der UNO an, ob Icnirp eine "Unterorganisation" der WHO sei.
3. Die UNO reichte die Unterstellung zur Beantwortung an die WHO weiter.
4. Das Vorzimmer des WHO-Generalsekretärs bestätigte wahrheitsgemäß, Icnirp sei selbstredend keine "Unterorganisation" der WHO.
5. Gigaherz-Jakob verbreitete trunken vor Glück weltweit die Nachricht: Er hätte herausgefunden, bestätigt von der WHO, Icnirp sei keine "Unterorganisation" der WHO.

5G-Rebekka folgt diesem Leitfaden 20 Jahre später treu, indem sie vorsorglich den Eindruck erweckt, der Bundesrat habe sein Wort gegeben, die Grenzwertregelung der Schweiz nicht anzutasten. Doch das hat er in dieser Tragweite meiner Beobachtung nach gar nicht getan, sondern er hat sich lediglich darauf festgelegt, die Anlagegrenzwerte nicht zu lockern. Kommt nun für adaptive Antennen ein "Reduktionsfaktor" in der Schweiz zum Tragen, bleibt der Anlagegrenzwert mathematisch effektiv in Kraft, obwohl den Netzbetreibern eine höhere maximale Sendeleistung zugestanden wird. Sollte dieses Szenario Realität werden, wird 5G-Rebekka versuchen, dem Bundesrat das Plus an Sendeleistung als Wortbruch ans Bein zu flicken, obwohl dies faktisch nicht stimmt.

Auch die Mehrheit der Schweizer dürfte zuhause einen Mikrowellenofen (mit Magnetron) stehen haben, bei dem sich die Leistung vermeintlich einstellen lässt. Tatsächlich lässt sich die Leistung eines Magnetrons jedoch gar nicht einstellen, es bläst seine Mikrowellen immer mit voller Leistung in den Garraum. Mit der vermeintlichen Leistungseinstellung wird, Sie wissen es, lediglich periodisch das Magnetron ein- und ausgeschaltet (das kann man meist auch hören), also die tatsächliche Zeitdauer der Mikrowelleneinwirkung verkürzt. Bei auf 50 Prozent verkürzter tatsächlicher Zeitdauer sendet das Magnetron noch immer mit voller Leistung, das Gargut aber wird nur halb so warm.

Im Prinzip ist es bei adaptiven Antennen nicht anders, deshalb begeht der Bundesrat keinen Wortbruch, wenn er für diese Antennen, gegenüber dauerstrahlenden herkömmlichen Antennen, eine höhere Sendeleistung bewilligt, die zeitlich gemittelt die Anlagegrenzwerte dennoch einhält – damit es den Schweizern nicht so warm wird wie den Deutschen, die keinen Anlagegrenzwert haben und deshalb, wenn ich mich nicht irre, künftig von adaptiven Antennen (kurzzeitig) sogar über den Immissionsgrenzwert hinaus strapaziert werden dürfen.

Zudem wäre es nichts als fair explizit zu erwähnen, dass das Festhalten an den jetzigen Antennengrenzwerten nicht gratis kommt. Es bedeutet 2.5-Mal mehr Antennen als zurzeit (+26‘500) und Kosten von 7.7 Mrd. Schweizer Franken, also rund 1000 Franken pro Mobilfunkabonnement. Würde man auch noch auf den Korrekturfaktor verzichten, gäbe es 4-Mal mehr Antennen (+46‘500) mit Kosten von 13 Mrd. Schweizer Franken. Steht übrigens auch im Bericht der Arbeitsgruppe.

Harte Fakten. Nur, was zählen diese in einer Debatte, die offensichtlich stark von alternativen Fakten geprägt ist?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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