Japanische Senderstudie: Masten weg, Symptome weg (Forschung)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 27.10.2015, 23:37 (vor 3144 Tagen)

Die Zeitschrift UMG publizierte in Ausgabe 4/2014 den Beitrag: Signifikanter Rückgang klinischer Symptome nach Senderabbau – eine Interventionsstudie (PDF, deutsch, 8 Seiten) der japanischen Autoren Tetsuharu Shinjyo und Akemi Shinjyo - darauf weist der Verein für Elektrosensible, München, hin.

Gelesen habe ich die Arbeit nicht, die sonderbaren Begleitumstände dieser Veröffentlichung (Erstpublikation in UMG, Übersetzung finanziert von einem Baubiologen, angebliche Bestätigung alter EHS-Mythen, Vermarktung der Studie durch Memon, Nennung der Studie nur auf mehr oder weniger schrägen Websites, EMF-Portal weiß von nichts ...) haben bei mir jedoch auf Anhieb Alarmstufe Rot ausgelöst: Wenn an dieser Studie nichts faul ist, würde mich das sehr wundern. Da ich derzeit jedoch anderweitig viel zu tun habe wäre es schön, wenn sich diesmal ein anderer erbarmt ...

Einen Einwand lasse ich mal als Schuss ins Blaue los: Infolge des sichtbaren Abbaus der Sendemasten fehlt der Studie das entscheidende Qualitätsmerkmal "Verblindung". Wollten die Autoren halbwegs unverzerrt von Störgrößen wissen, wie die Vorher-Nachher-Situation vor Ort war, hätten sie die echten Sendemasten heimlich durch Attrappen ersetzen müssen. Besser noch wäre es gewesen (doppelblind), wenn auch den Autoren nicht bekannt gewesen wäre, wann die Attrappen montiert wurden. Ohne Verblindung ist die Aussagekraft der Studie nur sehr gering. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass den Autoren so ein Anfängerfehler unterlaufen ist, spätestens die angebliche "Peer-Review" bei UMG hätte dagegen einschreiten müssen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Mythen, Peer-Review, UMG, Memon, Verblindung, Infektionsgefahr Qualitätsmerkmal


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