Südtirol bekommt Tetra: Heinrich sieht Schwarz (Medien)
Heinrich Schwarz hat sich bemüht, in seinem Bericht Gefährlicher Funk? den Sachverhalt halbwegs objektiv darzulegen. Und das ist ihm stellenweise auch gut gelungen, stellenweise dagegen nicht.
Ganze 56 Tetra-Standorte soll es in Südtirol geben, das ist im Vergleich zu Deutschland fast Nichts. Die Situation in Deutschland ist Schwarz deshalb einiges an redaktionellem Platz wert. Er schreibt:
In Südtirol ging das Großprojekt bisher relativ ruhig über die Bühne. Dabei gibt es in anderen Ländern heftigen Widerstand gegen den Tetra-Funk. Bestes Beispiel ist Deutschland. Dort haben sich zahlreiche Bürgerinitiativen und gar Ärzteinitiativen gegründet, die sich gegen den Ausbau des digitalen Funknetzwerks wehren und die Bürger genau über die potenziellen Nachteile desselben informieren. Sogar Gemeinden kämpfen gegen neue Sendeanlagen.
Ja, das war der Stand in Bayern vor ungefähr zwei Jahren. Inzwischen ist, bis auf Bayern, Tetra in ganz Deutschland lückenlos in Betrieb gegangen, von Widerstand ist nichts mehr zu hören. Nur in Bayern grummelt es noch an wenigen Stellen. Die Initiatoren des Widerstands aber haben das Interesse in dem Moment verloren, als sich die Niederlage abzeichnete. Gut zu erkennen an der schönen Karte der Baubiologeninitiative Funkbewusstsein, die ungepflegt ist und einen hoffnungslos veralteten Stand zeigt.
Unter den Initiativen ist im Zusammenhang mit Tetra-Funk von einem veralteten, störanfälligen, wenig effektiven und teuren System die Rede. Das wichtigste Argument gegen Tetra-Funk liege allerdings in der enormen Gesundheitsgefährdung durch die Funktechnik, heißt es auf der Website der Ärzteinitiative „Stoppt Tetra-Funk“.
Es gibt altkluge Kinder und altkluge Initiativen. Es ist mit einiger Sicherheit davon auszugehen, dass die Laien in den Initiativen nicht in die komplexen Entscheidungszenarien eingebunden sind, die mit dem deutschlandweiten Aufbau des weltweit größten Digital-BOS-Netzes einhergegangen sind. Den Initiativen fehlt jegliches kompetentes Personal. „Stoppt Tetra-Funk“ macht dieses Defizit überaus deutlich: Die Aktuellecke dieser Site dämmert in schmerzhafter Bedeutungslosigkeit dahin, die Personalseite macht schmerzhaft deutlich, niemand dort hat einen blassen Schimmer von Tetra-Hintergründen und Tetra-Technik.
Unter anderem könnten die niedrigen Trägerfrequenzen tiefer in den menschlichen Körper eindringen als beim Mobilfunk. Als Folgen werdn etwa Schädigungen des Immunsystems, Neurotransmitterstörungen im Gehirn, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszustände und Depressionen genannt. Laut der Ärzteinitiative ist die Gesundheitsgefährdung abhängig von der Sendestärke, vom Abstand zum Sender und von der individuellen Elektrosensibilität.
Weil bei Trägerfrequenzen um 400 MHz die Eindringtiefe von Funkfeldern in menschliche Körper tatsächlich höher ist als bei den üblichen Mobilfunkfrequenzen, wurden die Grenzwerte bei eben diesen Frequenzen auch merklich tiefer angesetzt als bei Mobilfunk. So einfach ist das. Eine "Gesundheitsgefährdung" durch Tetra hängt auch weder vom Abstand zu einem Tetra-Sendemast ab, noch von der angeblichen "individuellen Elektrosensibilität". Sie hängt aller Erfahrung nach einzig und allein davon ab, wie schlau es ein Profilneurotiker oder Profiteur der Elektrosmog-Angst anstellt, die arglose Anwohnerschaft grundlos gegen einen Terta-Masten aufzuhetzen.
Eine gewisse Skepsis bleibt trotzdem.
Stimmt. Wer nichts weiß muss alles glauben. Wer sich jedoch nicht bei sogenannten Ärzteinitiativen informiert, sondern bei kompetenten Stellen, der verliert die durchaus gesunde gewisse Skepsis schnell.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –