IVUM besteigt Mount Stupid: Leitfaden für Mobilfunk-Pläne (Allgemein)
Neue Besteiger des Mount Stupid rufen ins Tal. Das Echo (Auszug unten) ist in der Pforzheimer Zeitung zu lesen:
Eine umfangreiche Bestandsaufnahme der Mobilfunksender in der Gemeinde Neulingen, aber auch in den Nachbarorten wie Ölbronn-Dürrn, Königsbach-Stein, Kieselbronn und Sprantal hat die Initiative für verantwortungsbewussten Umgang mit Mobilfunk (IVUM) Neulingen-Enzkreis erarbeitet – bei der Informationsveranstaltung am Dienstagabend, 19. November, um 19 Uhr in der Büchighalle im Neulinger Ortsteil Göbrichen werde die Initiative ein Vorsorgekonzept präsentieren, sagt Claudia Braun als Vorsitzender der IVUM.
Claudia als Vorsitzender, das fängt ja schon wieder gut an .
Verein IVUM – Mobilfunkgegner, die niemand braucht
Eine umfangreiche Bestandsaufnahme der Mobilfunksender in der Gemeinde Neulingen, aber auch in den Nachbarorten wie Ölbronn-Dürrn, Königsbach-Stein, Kieselbronn und Sprantal hat die Initiative für verantwortungsbewussten Umgang mit Mobilfunk (IVUM) Neulingen-Enzkreis erarbeitet.
Da muss Frau Braun, 1. Vorsitzende der "Initiative für verantwortungsbewussten Umgang mit Mobilfunk" (IVUM e.V.) ja ganz schön gewerkelt haben. Denn eine Stichprobe bei der EMF-Datenbank der BNetzA hat gezeigt: Die Bestandsaufnahme ist deshalb so umfangreich, weil im genannten Einzugsgebiet der Erhebung erhebliche zwölf Standorte mit Sendemasten anzutreffen sind. Für Frau Braun und die seltsamen Ziele ihres Vereins sind das zwölf potenzielle Kandidaten für drastisch reduzierte Sendeleistungen, denn der Verein weiß zu vermelden:
Senkung geltender Grenzwerte auf Vorsorgeniveau: Die ehemals von der Betreiber freundlichen Organisation ICNIRP festgelegten und durch die Regierung nicht nachgeprüften, lediglich übernommenen Werte im Zusammenhang mit EMF, müssen von technischer und gesetzgeberischer Seite auf wissenschaftlich erwiesen unbedenkliche Werte zum Wohl der Gesundheit für Mensch, Tier und Umwelt gesenkt werden.
Ich sehe in dieser bahnbrechenden Erkenntnis einen weiteren Beleg für meine These: Das größte Problem der Anti-Mobilfunk-Szene ist ihr Personal. Wer schützt die Bevölkerung vor solchen "Aufklärern"?
Auf der einen Seite zwölf Mobilfunk-Standorte und eine überkandidelte Anti-Mobilfunk-Bürgerinitiative im Raum Neulingen. Und auf der anderen Seite? Zum Vergleich: München hat schon lange keine Anti-Mobilfunk-Bürgerinitiative mehr, kann dafür aber mindestens 1160 Standorte für Mobilfunk-Sendemasten (ein Mast oder mehrere) mit insgesamt 6535 Mobilfunk-Antennen vorweisen. Viel Raum für eine wirklich "umfangreiche" Bestandsaufnahme durch Frau Braun.
Und weiter weiß der Verein:
Zulassung und Miteinbeziehung aller existierenden Studien und Forschungsarbeiten: Kritische Arbeiten zu Funktechnologien und deren Anwendungsspektren, die durch eine Anzahl namhafter und nachweislich neutraler unabhängiger Forscher und Mediziner erbracht worden sind, müssen künftig bei der unerlässlichen Neubewertung und Festsetzung zulässiger Grenzwerte ihre Rolle finden. Athermisch biologische Werte müssen stärker als bislang geschehen, bei den zuständigen Ämtern und Behörden zur Kenntnisgenommen und entsprechend berücksichtigt werden. Die ebenfalls erbrachten gentoxischen Effekte durch Einwirkung von EMF sowie die karzinogene Wirkung von Handys durch Langzeitanwendungen müssen in den Fokus und das Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht werden.
Was bringt Mitteleuropäer im Jahr 2014 nur zu derartigen öffentlichen Bekundungen ihrer eigenen Inkompetenz? Wie ist es möglich, dass die erkennbare unerträgliche Selbstüberschätzung sich auch noch bis ins www ausbreiten darf, und niemand in diesem Verein die Zügel der Vernunft zieht? Oder anders gefragt: Wo steckt der Baubiologe, der die ahnungslosen Leute in die Irre führt und zu "nützlichen Idioten" abgerichtet hat? Das Mühlacker Tagblatt weiß in seinem Archiv die Antwort.
Die Hoffnung, der Verein habe sein befremdliches Wirken eingestellt, zerschlug sich leider vor rund einem Jahr, denn da hatte Claudia Braun einen Auftritt bei Abgeordnetenwatch. Sie stellte dort BW-Umweltminister Untersteller zur Rede. Doch wie wenig Sachkenntnis Frau Braun in die Waagschale werfen kann zeigt sich z.B. an der Feststellung:
Der von Ihnen u. der Fraktion im Umweltausschuss des Bundesrates gestellte Antrag zur Senkung der Grenzwerte in BW ist leider mit knapper Mehrheit gescheitert.
Offensichtlich ist sich die Fragestellerin nicht im Klaren darüber, dass der Bundesrat über Bundesangelegenheiten und nicht über Ländersachen mit bestimmt. Untersteller wollte die Grenzwerte nicht in BW senken, sondern in Deutschland. Gottseidank ist er gescheitert, Frau Braun müsste sonst mit 24, statt zwölf Sendemasten in Ihrem Landkreis rechnen.
Noch mehr geballtes Schulwissen Brauns vermittelt die Feststellung:
Zeitgleich ermöglicht ein sogenannte Lex MOFU rein Wettbewerbs- und wirtschaftlich arbeitenden Unternehmen, ihre als privilegiert zu behandelnden Bauvorhaben jederzeit u. überall zu errichten und aufzurüsten.
Lex MOFU - *seufz*
Woher der Verein IVUM seine bemerkenswerten Weisheiten in Mobilfunkangelegenheiten bezieht macht Frau Braun unfreiwillig mit der unnötig ausführlichen Signatur deutlich:
IVUM e.V. - Initiative für verantwortungsbewussten Umgang mit Mobilfunk
Unterstützer RMN Risiko Mobilfunk Nordschwarzwald, DF – Diagnose Funk e.V., Umweltinstitut München e.V.
Womit letzte Zweifel an der Kompetenz des Vereins bei mir verflogen sind und ich die Akte IVUM erleichtert schließe.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –