Hans Sturzenegger wird von Hans-Ulrich Jakob widerlegt (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 06.10.2010, 16:56 (vor 4912 Tagen) @ helmut

Wie ich soeben u.a. der Tagespresse entnehme sind die Wanderprediger wieder unterwegs

http://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/download/Mobilfunk/Sturzenegger%20Einladung.pdf

Ein Milchbauer aus der Schweiz auf Tournee durch vier bayerische Orte? Und das alles nur um auf seine angeblich wegen Mobilfunk erblindete Kälber aufmerksam zu machen?

Der wahre Grund, dürfte das Einwerben von Spenden und das Verbreiten von Sorge gegenüber EMF sein.

In dem Einladungsflyer des BUND, den Helga Krause am 4. September 2010 anfertigte, steht:

"Im Jahr 2006 schließlich brach Orange den Mast ab. Einige Zeit später kamen nur noch gesunde Kälber zur Welt."

Diesen Sachverhalt bestätigt eine (für einen Landwirt) ungewöhnlich professionell wirkende "Dokumentation" (PDF) von Sturzenegger, die er im Mai 2010 herausbrachte.

Alles klar? Klingt doch so hübsch logisch: Funk weg, neugeborene Kälber gesund! Wie schon die Altvorderen der EHS-Szene sungen: Funksignal weg, Beschwerden weg.

Also, alles klar!

Denkste!

Auch der Widerspruch gegen Sturzeneggers Geschichte kommt aus der Schweiz. Und, kaum zu glauben, von niemand anderem als Hans-Ulrich Jakob. Der Gruppenführer von Gigaherz nämlich posaunte am 17. Mai 2007 eilfertig in die Welt hinaus:

"Um die Beweiskraft der Studie in Zweifel zu ziehen, das heisst, weiterhin behaupten zu können, dass zwischen der Blindheit von Sturzeneggers Kälbern und der Mobilfunkstrahlung kein Zusammenhang bestehe, mussten die Mobilfunkbetreiber jetzt rasch „Gegenmassnahmen“ ergreifen.
Sie taten dies, indem sie bestehende umliegende Antennen gewaltig aufrüsteten und damit den Sturzenegger-Hof von Osten, von Westen und von Süden her ins Kreuzfeuer nahmen. Hans Sturzenegger soll offensichtlich keine Gelegenheit haben, der Oeffentlichkeit eine Besserung zu präsentieren.
"

Ja was jetzt?! Einer von beiden muss sich irren oder gar lügen.

Jakob sieht im Mai 2007 die EMF-Situation bei dem Milchbauern beihnahe so "schlimm" wie vor der Senderabschaltung durch Orange:

"Durch diese Hochrüstungen bestehen auf dem Sturzenegger-Hof bereits wieder E-Feldstärken von 0.48V/m. Gemessen mit dem Spektrum-Analysator FSH-3 am 4.4.07 im Freien. Darin einbezogen sind auch die Sender im Süden und im Osten, das heisst in Oberwinterthur und in Wiesendangen.
Gegenüber früher, als auf Sturzeneggers Weiden maximal 0.6V/m herrschten, nur noch ein sehr knapper Unterschied. Kommt dazu, dass die Mobilfunkbetreiber von ihren Kommandozentralen aus ihre Sendeleistungen jederzeit ferngesteuert hinauf- und hinunter- schrauben können, wie sie das gerade für gut befinden.
"

Fazit: Da ist grob der Wurm drin, wenn es nach Hans-Ulrich Jakob ginge, müssten beim Bauern Sturzenegger die neugeborenen Kälber nach wie vor mit Grauem Star zur Welt kommen. Gemäß Sturzenegger ist genau dies aber nicht der Fall. Nur, wenn Jakob keinen Quatsch erzählt und die Befeldung von Sturzeneggers Kühen nahezu unvermindert ist, wieso kommen dann seit 2006 (Abschaltung des vermeintlichen Verursachers) mehr Kälber gesund zur Welt?

Der Zusammenhang mit dem Grauen Star der Kälber und der Funkfeldimmission der Muttertiere steht ohnehin schon auf wackligen Füßen und ist keineswegs erwiesen. Kritische seriöse Anmerkungen dazu gibt es hier (PDF). Und wie Studienleiter Prof. Hässig seine Studie über die Kälberblindheit selber gerne gesehen haben möchte, das haben wir im November 2008 von ihm selbst zu hören bekommen.

Zu Schluss als Zuckerl noch eine von Herrn Jakobs Überlegungen der schlichten Art. Er schreibt:

"Es ist nicht gerade salonfähig, eine trächtige Mutterkuh mit einer schwangeren Frau und einen menschlichen Fötus mit demjenigen eines Kalbes zu vergleichen. Aber die Frage muss trotzdem gestellt werden: Unterdessen leben gut 30% der schwangeren Frauen in der Schweiz in Feldstärken, die denjenigen auf Sturzeneggers Weiden gleichkommen. WAS PASSIERT HIER?"

Was hier passiert? Lieber Herr Jakob, die Antwort lautet schlicht: Nichts. Sie übersehen, dass die Vetsuisse-Fakultät der Uni Zürich vom Milchbauern Sturzenegger alarmiert wurde, weil der Mann wegen auffallend vieler blinder Kälber ratlos war (vergl. ratlose Bauern Altenweger und Stengel in Bayern). Gäbe es auch nur ansatzweise ruckartig so viele blinde Neugeborene bei Menschen, Sie können sicher sein, dies würde auffallen und untersucht werden. Nur: Nichts dergleichen geschieht, es gibt keine seit etwa 1993 (Einführung GSM-Funk) sprunghaft in die Höhe geschnellte Anzahl blinder Neugeborener. Ich bin der Meinung, diese Antwort hätten Sie sich auch leicht selber erarbeiten können :wink:.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Jakob, Tiere, Sturzenegger, Kälberblindheit, Linsentrübung, Landwirt, Krause, Kälber, nukleärer Katarakt


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