4 Mio. Euro jährlich für erpressten Gemeindefrieden (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 04.02.2012, 22:44 (vor 4678 Tagen) @ H. Lamarr

Um „mögliche Widerstände in den Gemeinden zu vermeiden“ dürfen im Erzbistum Bamberg in Türmen katholischer Kirchen keine Mobilfunkantennen montiert oder Pachtverträge für derartige Standorte verlängert werden. So hat es die Ordinariatskonferenz 2001 aufgrund der Proteste von Mobilfunkgegnern beschlossen.

Damit entgehen den 367 Pfarreien im Erzbistum pro Jahr geschätzt 4 Mio. Euro an Einnahmen aus Pachtverträgen mit Mobilfunkbetreibern, Geld, das die Kirchengemeinden für ihre bekannten karitativen Einrichtungen mit Sicherheit sehr gut brauchen könnten.

Allein, eine kleine Minderheit von Sendemastengegnern ist dagegen, aufgehetzt von Pseudowissenschaftlern und Anti-Mobilfunk-Vereinen mit teils zweifelhaftem Hintergrund.

Nun ist es aber so, dass ausgerechnet Kirchtürme wegen ihrer Lage und Höhe in aller Regel optimale Standorte für Mobilfunkantennen sind. Und von außen unsichtbar sind sie auch noch. Besser geht es häufig nicht!

Sendemastengegner jedoch machen seit jeher mit mehr oder weniger schräger Argumentation Front gegen Antennen in Kirchtürmen. Die Einwände wegen möglicher gesundheitlich negativer Folgen sind jedoch nicht stichhaltig. Nichts schützt Bürger besser, als wenn Mobilfunkantennen in/auf hohen Gebäuden aufgestellt werden anstatt auf niedrigen Bauten. Um das zu begreifen sind nur geringe physikalische Kenntnisse nötig: Doppelter Abstand zu einer Funkquelle verdünnt die angeblich schädliche Leistungsflussdichte nicht nur auf 50 %, sondern auf 25 %. Abstand (Turmhöhe) ist daher eine der besten Schutzmaßnahmen - dem müssten auch Sendemastengegner zustimmen, die wissen, wovon sie reden. Dass dies nicht passiert ist ein schlechtes Zeichen: Denn wer Kirchtürme als Standorte verteufelt und so dafür sorgt, dass notgedrungen niedrigere Gebäude als Antennenträger herhalten müssen, der fördert bewusst oder unbewusst eine Branche, die mit der (objektiv gesehen völlig unnötigen) Abschirmung von Häusern und Wohnungen gegen das Eindringen elektromagnetischer Wellen ihr Geld macht.

Spätestens seit Ende des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms 2008 ist jedoch klar: Auch wenn überzeugte Mobilfunkgegner es nicht wahr haben wollen, von Sendemasten geht keine Gefahr für Menschen, Tiere und Bäume aus. Niemand muss seine vier Wände abschirmen lassen. Und es ist weitgehend egal, ob Antennen nun in 30 oder 20 Meter Höhe in einem Kirchturm sitzen, Hauptsache der Turm ist profilüberragend.

Bei Handys ist die seriöse Wissenschaft noch nicht so weit mit der Entwarnung, Spätfolgen intensiver Handynutzung lassen sich gegenwärtig nicht mit Sicherheit ausschließen. Bevor aber ein Mensch durch die Antennen im Turm einer Kirche zu Schaden kommt, wird er eher zweimal nacheinander einen Lotto-Jackpot knacken.

Leider beharrt das Erzbistum Bamberg aus Rücksicht auf die Belange aufgeschäumter Anti-Mobilfunk-Wutbürger auch 2012 noch auf seinem Beschluss, pauschal keine Mobilfunkantennen in seinen Kirchtürmen zuzulassen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Wutbürger, Pseudowissenschaft, Kirchturm, Gemeinde, Honorar, Volkswirtschaftlicher Schaden


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