Wissenschaftliche Arbeit oder eher Test mit Bordmitteln? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 10.05.2011, 16:22 (vor 4948 Tagen) @ H. Lamarr

Den Volltext der Studie (englisch) gibt es hier:

http://www.springerlink.com/content/bx23551862212177/fulltext.pdf

Warum hat Favre zwei Handys in die Bienenkästen gelegt? Gemäß der Beschreibung des Versuchsaufbaus (Seite 3) entsteht der Eindruck, Favre habe die GSM-Telefone wie zwei Funkgeräte gesehen, zwischen denen eine Funkverbindung aufgebaut wurde. Die Beschreibung des Versuchsaufbaus macht nicht deutlich, dass sich Favre über die Rolle der Basisstation im klaren war, über die er sein Experiment abwickelte.

Nicht geheuer ist mir die "NF-Signalisierung" des aus Sicht von Favre "sendenden" Handys, das Favre via Headset mit dem Tonsignal eines gewöhnlichen Radios speiste! Gut möglich, dass den Bienen diese NF-Töne missfielen und sie deshalb reagierten. Ein Radio als Signalquelle sieht nach einem der Bordmitteltests aus, die wir hier im Forum zuweilen diskutieren, eine wissenschaftliche Arbeit würde ich mir damit nicht machen trauen.

Die SAR-Werte, die Favre nennt, sind augenscheinlich lediglich die vom Hersteller der Handys genannten Maximalwerte, mit seinem Versuch haben diese Werte nichts zu tun, es gibt bei der Versuchsbeschreibung keine Angaben zur Emission der Handys und zur Immission der Bienen. Das alles wirkt auf mich nicht gerade fachkundig und seriös, sondern - mit Verlaub - laienhaft. So wie zuletzt diese Bienenstudie aus Indien, wo auch Drauflosexponiert wurde wie in einem Physik-Leistungskurs der Unterstufe.

Noch ein Einwand: Die hier im Forum diskutierte Bienenstudie der Uni Landau hatte eine DECT-Basisstation mitten in einem Bienenhaus. Der von Favre berichtete Effekt wurde von den Landauern nicht beobachtet, jedenfalls erwähnten sie ihn, wenn ich mich richtig entsinne, in ihrer Studie nicht. DECT ist allerdings auch nicht GSM.

@Kuddel: Wie ist denn die Einstrahlfestigkeit eines Audiorecoders, der wie auf Seite 3 gezeigt sehr dicht zwischen zwei sendenenden Handys steht? Ich meine könnte es sein, dass unter Feldeinfluss der Recorder anders funktioniert als ohne (Frequenzversatz) und Favre dadurch einem Artefakt aufgesessen ist?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Bienenstock, Favre


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