Pressemitteilungen von Diagnose-Funk (Allgemein)
H. Lamarr , München, Freitag, 29.11.2024, 18:14 (vor 2 Tagen)
Seit eh und je macht sich das IZgMF über "Pressemitteilungen" des Stuttgarter Vereins Diagnose-Funk lustig. Mal weil sie lustig, abwegig oder dämlich sind, immer weil sie fachlich unprofessionell sind und die Zielgruppe (Journalisten) so gut wie nie erreichen. Der Verein lässt sich von den Fehlschlägen nicht beirren. Unverdrossen fabriziert er weiter "Pressemitteilungen". Von den Medien verschmäht werden diese ersatzweise in den Echokammern der Anti-Mobilfunk-Szene als Beifutter verfüttert, um wenigstens dort den Stern der Stuttgarter ein bisschen heller leuchten zu lassen.
Bislang würdigte das IZgMF "Pressemitteilungen" der Stuttgarter unsystematisch nach Lust und Laune. Dieser Strang will das ändern. Künftig sollen hier a) alle neuen "Pressemitteilungen" von Diagnose-Funk mit Titel und minimaler Inhaltsangabe vorgestellt werden und b) nach einer angemessenen Reaktionszeit von z.B. einer Woche die Trefferquote in der von Google-News gepflügten Medienlandschaft ermittelt werden.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
2024-11-19: Handystrahlung schädigt Zellen im Mund
H. Lamarr , München, Freitag, 29.11.2024, 18:38 (vor 2 Tagen) @ H. Lamarr
Publikationsdatum: 19. November 2024
Titel: Neue Studie: Handystrahlung schädigt Zellen im Mund schon nach wenigen Stunden
Inhalt: An der Med. Uni Wien gefundene Ergebnisse deuten darauf hin, dass mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen nicht auf genetische Schäden zurückzuführen sind.
Kommentar: Die "neue" Studie ist seit 6. März 2024 online.
Google-News: Abfrage am 29.11.2024 mit Suchbegriff "Handystrahlung schädigt Zellen im Mund" ergab null relevanten Treffer bei einem Medienhaus und zwei Treffer in der schweizerischen Echokammer (diagnose-funk.ch, zeitpunkt.ch).
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
2024-11-25: Bruterfolg von Störchen
H. Lamarr , München, Freitag, 29.11.2024, 19:19 (vor 2 Tagen) @ H. Lamarr
Publikationsdatum: 25. November 2024
Titel: Studie: Storchen-Nachwuchs klapp(er)t nicht in der Nähe von Mobilfunkmasten
Inhalt: Mit dem Abstand zu Funkmasten wächst bei Störchen der Bruterfolg.
Kommentar: Die Forderung "Bundesregierung muss Falschinfo im Internet beenden" ist mMn neurotisch.
Google-News: Abfrage am 29.11.2024 mit Suchbegriff "Storchen-Nachwuchs Mobilfunkmasten" ergab null relevanten Treffer.
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2024-11-25: Bruterfolg von Störchen
H. Lamarr , München, Samstag, 30.11.2024, 16:30 (vor 1 Tag, 10 Stunden, 21 Min.) @ H. Lamarr
Titel: Studie: Storchen-Nachwuchs klapp(er)t nicht in der Nähe von Mobilfunkmasten
Da der Volltext der Studie frei zur Verfügung steht, habe ich ein bisschen darin herumgestochert. Erwartungsgemäß kann ich die helle Begeisterung von Diagnose-Funk für das Paper nicht ganz teilen.
► Na ja ... immerhin scheinen die fünf Autorinnen keine algerischen Mobilfunkgegnerinnen zu sein, sondern Angehörige einer Universität. Das ist ja schon was, auch wenn die Korrespondenzautorin Nadia Ziane in der Studie anstelle der E-Mail-Adresse ihres Instituts aus unerfindlichen Gründen ihre private E-Mail-Adresse bei Yahoo nennt.
► Schaut man sich auf Researchgate z.B. die Publikationslisten der Autorinnen Rym Ghalem und Sakraoui Dadci Rym, fehlt dort die Storchenstudie. Das finde ich merkwürdig. Die übrigen Autoren habe ich nicht geprüft.
► Google Scholar zufolge wurde die Studie bislang kein einziges Mal zitiert.
► Die Autoren zitieren Alfonso Balmori und Cornelia Waldman-Selsam, was aus meiner Sicht auf eine gewisse Anspruchslosigkeit bei der Quellenauswahl hinweist.
► Wenn ich mich nicht irre, besteht die Autorengruppe aus Biologen/Ornithologen. Einen mit Funkfeldausbreitung vertrauten Techniker konnte ich nicht ausmachen.
► Die Autoren behaupten: "Die Ergebnisse unserer Feldstudie deuten auf einen Zusammenhang zwischen einem Rückgang der Storchenbruten und der Exposition gegenüber elektromagnetischen Wellen hin." Ich behaupte: Diese Aussage ist falsch, weil die tatsächliche Exposition der Storchennester den Autoren nicht bekannt ist, sprich, sie nicht gemessen wurde. Die Autoren gehen offenbar stillschweigend von der Annahme aus, dass die HF-EMF-Exposition mit geringerem Abstand zu den Antennen stetig zunimmt. Diese Annahme ist jedoch nur im ungestörten Fernfeld von Antennen zutreffend. In den untersuchten Bereichen G1 (max. 2 m Distanz zu den Antennen), G2 (max. 200 m Distanz) und G3 (300 m und mehr Distanz) ist der Abstand besonders bei G1 und G2 kein verlässliches Maß für die Exposition. Expositionsmessungen an den Nestern wären im Frühjahr nach dem Verlassen der Nester möglich gewesen, mutmaßlich wegen der damit verbundenen Umstände wurde darauf jedoch verzichtet. Ohne Messungen mag zwar die Prämisse stimmen, dass mit zunehmendem Abstand von Storchennestern zu Funkmasten der Bruterfolg wächst, die Schlussfolgerung, dass dies etwas mit der abnehmenden Funkstrahlung zu tun hat, ist jedoch mit einiger Wahrscheinlichkeit falsch.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
2023-11-16: LTE-Strahlung schädigt Hühnerembryonen
H. Lamarr , München, Sonntag, 01.12.2024, 13:43 (vor 13 Stunden, 8 Minuten) @ H. Lamarr
Publikationsdatum: 16. November 2023
Titel: Studie zeigt: LTE-Mobilfunkstrahlung schädigt Hühner-Embryos – uns Menschen auch?
Inhalt: Unter Einwirkung von zwei LTE-Handys zeigt eine Fallgruppe von 60 Hühnerembryonen Blutungen, Gewicht und Größe verringert, Fehlfunktion bei Niere und Leber, Fehlbildungen im Gehirn und ein geschädigtes Immunsystem.
Kommentar: Jugend forscht hätte wahrscheinlich glaubhaftere Ergebnisse hervorgebracht. Die Dosimetrie der Studie ist haarsträubend.
Google-News: Abfrage am 01.12.2024 mit Suchbegriff "LTE-Mobilfunkstrahlung schädigt Hühner-Embryos" ergab null relevanten Treffer.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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2023-11-16: LTE-Strahlung schädigt Hühnerembryonen
H. Lamarr , München, Sonntag, 01.12.2024, 16:12 (vor 10 Stunden, 39 Minuten) @ H. Lamarr
Titel: Studie zeigt: LTE-Mobilfunkstrahlung schädigt Hühner-Embryos – uns Menschen auch?
Eigentlich hatte ich nicht vor, mir "Pressemitteilungen" von Diagnose-Funk auch noch rückwirkend anzutun. Das vorliegende Exemplar disqualifiziert den Verein aber so nachdrücklich als ernst zu nehmenden Gesprächspartner, dass ich nicht daran vorbeigekommen bin.
► Vereinsvorstand Jörn Gutbier bläht sich populistisch auf: "Diese neue Studie liefert Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke einen guten Anlass zum Handeln. Schwangere müssen dringend über die Gefahren für ihr werdendes Kind aufgeklärt werden, die von der Nutzung von Mobilfunkgeräten während der Schwangerschaft ausgehen. Was wir im Tierversuch bei Hühnerembryos sehen, passiert sehr wahrscheinlich auch beim Menschen. Doch niemand will, dass Kinder schon vor der Geburt Schäden davontragen. Daher brauchen wir eine Aufklärungskampagne zum gesundheitsverträglichen Umgang mit Mobilfunk. Wenn die Ministerin jetzt weiter schweigt und tatenlos bleibt, versündigt sie sich an der zukünftigen Generation. Das sind harte Worte, doch sie passen zu den dramatischen Ergebnissen der Studie."
Und jetzt schauen wir mal, auf welcher atemberaubenden Grundlage sich Gutbier so stark aufbläht.
► Auszug aus der Studie: [...] To experiment, 120 fertile Indian River breed chicken eggs were used. These eggs were collected from VIP Shahadat Hatchery located in Rangpur-5400 and had an average weight of 60 g. The 60 eggs were separated into two groups. [...] Nein, nicht 60 Eier wurden in zwei Gruppen aufgeteilt (Fall- und Kontrollgruppe), sondern 120 Eier. Kein schlimmer Fehler, dass er gedruckt vorliegt, wirft aber kein gutes Licht auf die Sorgfalt der Autoren und der Redaktion.
► Die 60 Eier der Fallgruppe (A) wurden zu je 30 Stück auf zwei Eierhalter aufgeteilt, die sich in einem Inkubator alle zwei Stunden einmal um die eigene Achse drehten. Als Strahlungsquelle für die Fallgruppe verwendeten die Autoren zwei handelsübliche Mobiltelefone vom Typ Samsung Galaxy J5, die ins Zentrum der Eierhalter gelegt wurden. Der Maximalabstand zwischen Telefon und einem Ei betrug 12 cm. Die Telefone weisen einen SAR-Wert von 1,4 W/kg aus und wurden im Expositionszeitraum (14 Tage) täglich 4-mal für 15 Minuten mit einem Videoanruf zum "strahlen" gebracht.
► Ist oben die Expositionsapparatur noch halbwegs nachvollziehbar beschrieben, wird es nun kryptisch, heißt es doch im Original: "The SAR of each chicken embryo in Group A was not calculated. Instead, determining the average exposure level that all of the embryos in Group A experienced using the cell phone's SAR value." Die Autoren sind offensichtlich von der Annahme ausgegangen, jedes Ei der Fallgruppe habe im Mittel 1,4 W/kg Strahlungsleistung aufgenommen.
► Die Dosimetrie der Studie ist mMn eine einzige Katastrophe. Da stimmt nichts. Ein handelsübliches Handy darf nicht als Strahlungsquelle verwendet werden, da die Sendeleistung des Geräts allein von der Basisstation bestimmt wird, in die das Handy momentan eingebucht ist. Situationsabhängig buchen Basistationen Handys auf andere Funkkanäle oder sogar andere Basisstationen um, was fallweise gravierende Auswirkungen auf die Sendeleistung des Handys haben kann. Auf diese Weise lässt sich niemals eine kontrollierte Exposition gewährleisten, sondern nur eine unkontrollierte, was wiederum mit nachvollziehbarem wissenschaftlichen Handeln nichts zu tun hat.
► Völlig neben der Spur sind die Studienautoren mit ihrer Annahme, die Eier hätten 1,4 W/kg Leistung aufgenommen, nur weil dies der SAR-Wert der verwendeten Handys sei. Die Annahme wäre nur dann tendenziell für Eier mit Berührungskontakt zum Handy zutreffend, wären die Handys auf maximale Sendeleistung dirigiert worden. Mit einem Funkmessplatz anstelle einer öffentlichen Basisstation wäre dies gezielt machbar gewesen, nicht aber mit der Expositionsmethode der Studienautoren. Ein Messplatz allein aber hätte nicht gereicht. Zusätzlich hätte geprüft werden müssen, ob Galaxy-J5-Handys ihren maximalen SAR-Wert überhaupt im LTE-2100-Frequenzband und nicht in einem ganz anderen Frequenzband verursachen.
► Völlig neben der Spur sind die Autoren, die Handys einfach auf die Eier im Zentrum der Eierhalter zu legen. Eine homogene Bestrahlung aller Eier, gut für die Aussagekraft der Studie, lässt sich so niemals erreichen. Abhängig von Trägerfrequenz/Wellenlänge sind bei Mobiltelefonen Mindestabstände einzuhalten (Fernfeld), um halbwegs homogene Wellenfronten zu erzielen. Im Nahfeld und im reaktiven Nahfeld gelten andere physikalische Gesetze als im Fernfeld. So wie die Autoren die Eier befeldet haben, wurde jedes Ei anders exponiert.
► Von allen guten Geistern verlassen waren die Autoren, die Sendeleistung der beiden Mobiltelefone mit einem Messgerät vom Typ "TriField 100XE" zu überwachen (Originaltext: [...] a TriField Meter, model 100XE, was used to verify the phones’ EMF output). Denn dieses Zeigerinstrument hat eine obere Grenzfrequenz von 100 kHz und ist deshalb für die Messung von 2,1-GHz-Signalen völlig ungeeignet. Das hätte mMn sogar Gutbier erkennen können.
Damit lasse ich's gut sein, obwohl noch längst nicht alles gesagt ist.
Die Autoren der Studie mögen gute Pathologen oder Anatomen sein, von Dosimetrie verstehen sie nichts und hätten deshalb besser einen Funktechniker mit ins Boot geholt. Da sie dies versäumt haben, sehe ich ihre Studie als wissenschaftlich wertlos an. Anscheinend wollten die Autoren auf Biegen und Brechen eine alarmierende Studie abliefern. So zumindest verstehe ich das alles andere als ergebnisoffene "Objective" im Abstract: "The study was designed to determine the harmful effects of 4G mobile phone radiation [...]".
Was unterscheidet nun den Diagnose-Funk-Vorstand Gutbier von den Autoren einer Studie, der ich mit allem Respekt das Prädikat "Schrottstudie" verleihe? Gutbier ist kein guter Pathologe und kein guter Anatom, sondern Architekt. Ob ein guter oder schlechter kann ich nicht beurteilen, wohl aber, dass er Qualitätsstudien nicht von Schrottstudien unterscheiden kann.
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