Lennart Hardell vs. ICNIRP (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 29.08.2017, 13:02 (vor 2648 Tagen)

Dass Lennart Hardell kein Freund der ICNIRP ist weiß jeder. Die Intensität der Vorwürfe hat in den vergangenen zwölf Monaten jedoch deutlich zugenommen und erreichte in Hardells Rückblick World Health Organization, radiofrequency radiation and health - a hard nut to crack einen Höhepunkt. Hardell ist Teil einer Gruppe von Mobilfunkgegnern, die der ICNIRP Industrienähe vorwirft und deshalb zwischen WHO und ICNIRP einen Keil treiben möchte. Bislang hält sich die WHO in ihrer Haltung zu biologischen Risiken elektromagnetischer Felder eng an die Empfehlungen der ICNIRP.

In seinem online im Juni 2017 erschienenen Beitrag wiederholt Hardell einen Vorwurf, der erstmals im Dezember 2016 an die Öffentlichkeit drang:

It should be noted that the Ethical Board at the Karolinska Institute in Stockholm, Sweden concluded already in 2008 that being a member of ICNIRP may be a conflict of interest that should be stated officially whenever a member from ICNIRP makes opinions on health risks from EMF (Karolinska Institute diary number: 3753-2008-609). No statement of such conflict of interest can be found in the WHO draft of the Monograph on RF radiation.

Frei übersetzt: Die Ethik-Kommission des Karolinska-Instituts (Schweden) erkannte schon 2008, die Mitgliedschaft bei ICNIRP könne einen Interessenkonflikt bedeuten, auf den immer dann offiziell hinzuweisen ist, wenn sich ein ICNIRP-Mitglied zu Gesundheitsrisiken elektromagnetischer Felder äußert (Karolinska Institute diary number: 3753-2008-609). Ein solcher Hinweis fehlt in dem Entwurf der WHO-Bewertung zu HF-Immissionen.

Starker Tobak. Doch was sagt ICNIRP zu der angeblichen Ächtung durch das Karolinska-Institut (medizinische Universität, die auch den Nobelpreis in Medizin vergibt)?

Das IZgMF hat bei Dr. Gunde Ziegelberger nachgefragt. Der wissenschaftlichen Sekretärin der ICNIRP waren Hardells Zitat und die angebliche Äußerung des Karolinska-Instituts neu. In ihrer Amtszeit als wissenschaftliche Sekretärin (seit 2004) habe ICNIRP kein Schreiben mit einem derartigen Betreff vom Karolinska-Institut erhalten. Was Hardell über den Inhalt des Karolinska-Papiers berichtet, stößt bei Ziegelberger auf Unverständnis. Denn ICNIRP veröffentliche die DoI (Declaration of personal Interests; Erklärung zu Interessenkonflikten) seiner Kommissionsmitglieder, wie auch der Mitglieder der "Scientific Expert Group" auf der Homepage der Kommission. Halte ein ICNIRP-Kommissionsmitglied irgendwo einen Vortrag, sei zudem stets angegeben, ob die Person als ICNIRP-Repräsentant spricht und somit ICNIRP-Meinung vertritt, ob sie als Vertreter ihrer Forschungsinstitution/Behörde auftrete oder als unabhängiger Experte. Diese Transparenz sei in der Wissenschaftsgemeinde allgemein üblich und nicht etwa spezifisch für ICNIRP.

Meine Fragen an Frau Ziegelberger stellte ich in Deutsch. Deshalb sind ihre Auskünfte eine persönliche Mitteilung und keine offizielle Stellungnahme von ICNIRP. Wer es offiziell haben möchte, muss in Englisch anfragen und bekommt Antwort in Englisch. Nur so seien Informationsaustausch und die Abstimmung auf einen gemeinsamen Nenner innerhalb ICNIRP möglich.

Nächster Schritt: Bislang existiert das Karolinska-Papier nur vom Hörensagen, Lennart Hardell hat es öffentlich nicht vorgelegt und auf der Karolinska-Website ist es nicht auffindbar. Also wird die nächste Anlaufstelle wohl die Ethik-Kommission der schwedischen Uni sein.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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WHO, Nachgefragt, Hardell, Karolinska-Institut, Ziegelberger, ICNIRP-Kritiker, Korruptionsvorwurf, 5G-Tea-Party

Mona Nilsson wußte schon 2011 von dem Karolinska-Dokument

H. Lamarr @, München, Dienstag, 29.08.2017, 18:32 (vor 2648 Tagen) @ H. Lamarr

In seinem online im Juni 2017 erschienenen Beitrag wiederholt Hardell einen Vorwurf, der erstmals im Dezember 2016 an die Öffentlichkeit drang:

It should be noted that the Ethical Board at the Karolinska Institute in Stockholm, Sweden concluded already in 2008 that being a member of ICNIRP may be a conflict of interest that should be stated officially whenever a member from ICNIRP makes opinions on health risks from EMF (Karolinska Institute diary number: 3753-2008-609). No statement of such conflict of interest can be found in the WHO draft of the Monograph on RF radiation.

In einem Beitrag der schwedischen Mobilfunkgegnerin Mona Nilsson aus dem Jahr 2011 findet sich dieselbe Dokumentennummer des Karolinska-Instituts, der von Nilsson dem Dokument zugeordnete Text weicht jedoch von der Version Hardells ab, unversehens kommt der schwedische Wissenschaftler Anders Ahlbom ins Spiel:

The council of ethics of the Karolinska Institute concluded in 2008 that the ICNIRP-membership might be considered a conflict of interest and that Anders Ahlbom should consequently disclose his relation to ICNIRP whenever he makes statements on mobile telephony health risks.

Die Version von Nilsson steht noch deutlicher als die von Hardell im Widerspruch zu der Auskunft, die das IZgMF von der wissenschaftlichen Sekretärin der ICNIRP eingeholt hat. Offenkundig herrscht zwischen Karolinska und ICNIRP keine Einigkeit darüber, wie sich Wissenschaftler ordentlich auszuweisen haben, wenn sie Mitglied der ICNIRP sind, eine Stellungnahme jedoch nicht als ICNIRP-Mitglied abgeben, sondern als Vertreter ihrer Universität.

Ahlbom ist Seniorprofessor am Karolinska-Institut und war von 1996 (nicht 1998, wie Nilsson schreibt) bis 2008 Mitglied der ICNIRP. Der Verdacht liegt jetzt nahe, Ahlboms Ausscheiden 2008 habe etwas mit diesem ominösen Dokument mit der Nummer 3753-2008-609 zu tun. Doch der Schein trügt. Ahlbom schied 2008 aus ICNIRP aus, weil er es musste. Denn mehr als drei Wahlperioden zu je vier Jahren darf keiner Mitglied der Kommission sein, die Statuten der ICNIRP lassen dies nicht zu.

Dass es zu einem Dokument mit derselben Nummer zwei unterschiedliche zitierte Inhaltsausschnitte gibt (Nilsson & Hardell), ist nicht unbedingt vertrauenerweckend. Misstrauisch macht mich auch der Umstand, dass derzeit 14 Websites weltweit die besagte Dokumentennummer nennen, keine einzige jedoch das Dokument zum Dowload anbietet. Dies sieht ganz nach der Verbreitungsmethode "Stille Post" aus. Eine bei Nilsson genannte (mögliche) Quelle (http://hudcancer.nu/Beslut.pdf) ist heute versiegt und eine ältere Fundstelle als die bei Nilsson (2011) konnte ich nicht finden. Die Nilsson-Version gibt es nur 1-mal, eben von Nilsson; alle anderen Sekundärquellen berufen sich auf die deutlich jüngere Hardell-Version.

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ICNIRP, Interessenkonflikt, Hardell, Karolinska-Institut, Nilsson, Ahlbom

Lennart Hardell: eigene Interessenkonflikte vergessen?

Alexander Lerchl @, Mittwoch, 30.08.2017, 21:30 (vor 2647 Tagen) @ H. Lamarr

Dass Lennart Hardell kein Freund der ICNIRP ist weiß jeder. Die Intensität der Vorwürfe hat in den vergangenen zwölf Monaten jedoch deutlich zugenommen und erreichte in Hardells Rückblick World Health Organization, radiofrequency radiation and health - a hard nut to crack einen Höhepunkt. Hardell ist Teil einer Gruppe von Mobilfunkgegnern, die der ICNIRP Industrienähe vorwirft und deshalb zwischen WHO und ICNIRP einen Keil treiben möchte. Bislang hält sich die WHO in ihrer Haltung zu biologischen Risiken elektromagnetischer Felder eng an die Empfehlungen der ICNIRP.

In seinem online im Juni 2017 erschienenen Beitrag wiederholt Hardell einen Vorwurf, der erstmals im Dezember 2016 an die Öffentlichkeit drang:

It should be noted that the Ethical Board at the Karolinska Institute in Stockholm, Sweden concluded already in 2008 that being a member of ICNIRP may be a conflict of interest that should be stated officially whenever a member from ICNIRP makes opinions on health risks from EMF (Karolinska Institute diary number: 3753-2008-609). No statement of such conflict of interest can be found in the WHO draft of the Monograph on RF radiation.

Frei übersetzt: Die Ethik-Kommission des Karolinska-Instituts (Schweden) erkannte schon 2008, die Mitgliedschaft bei ICNIRP könne einen Interessenkonflikt bedeuten, auf den immer dann offiziell hinzuweisen ist, wenn sich ein ICNIRP-Mitglied zu Gesundheitsrisiken elektromagnetischer Felder äußert (Karolinska Institute diary number: 3753-2008-609). Ein solcher Hinweis fehlt in dem Entwurf der WHO-Bewertung zu HF-Immissionen.

Der Mann fabuliert über Interessenkonflikte? Ernsthaft? Hat er vergessen, was seine eigene Geschichte angeht??

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

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Wissenschaft, Interessenkonflikt, Hardell, Wissenschaftliches Fehlverhalten, Forschungsskandal, Geldgeber

Lennart Hardell: eigene Interessenkonflikte vergessen?

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 30.08.2017, 22:03 (vor 2647 Tagen) @ Alexander Lerchl

Der Mann fabuliert über Interessenkonflikte? Ernsthaft? Hat er vergessen, was seine eigene Geschichte angeht??

Die Süddeutsche brachte 2012 einen Bericht über die Auseinandersetzung Hardell vs. Lerchl, in der auch der Schwede zu Wort kommt.

Hintergrund
L. Hardell: der (bislang) unveröffentlichte Forschungsskandal

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, Interessenkonflikt, Forschung, Manipulation, Hardell, Schwede

Vorwürfe gegen ICNIRP

KlaKla, Donnerstag, 31.08.2017, 09:17 (vor 2646 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von KlaKla, Donnerstag, 31.08.2017, 09:50

Dass Lennart Hardell kein Freund der ICNIRP ist weiß jeder. Die Intensität der Vorwürfe hat in den vergangenen zwölf Monaten jedoch deutlich zugenommen und erreichte in Hardells Rückblick World Health Organization, radiofrequency radiation and health - a hard nut to crack einen Höhepunkt. Hardell ist Teil einer Gruppe von Mobilfunkgegnern, die der ICNIRP Industrienähe vorwirft und deshalb zwischen WHO und ICNIRP einen Keil treiben möchte.

Das sieht doch alles danach aus, dass hier Wissenschaftler gegen die ICNIRP agieren, die den Höhepunkt ihrer wissenschaftlichen Laufbahn längst überschritten haben. ICNIRP-Kritiker Hardell sowie Dariusz Leszczynski wurden bezahlt von der Stiftung Pandora und Mona Nilsson hat mMn eine Auftragsarbeit für die Stiftung erbracht. Der kleinste gemeinsame Nenner ist die Stiftung Pandora i.P. (Franz X. Adlkofer).

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Meine Meinungsäußerung

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ICNIRP, Interessenkonflikt, Hardell, Spaltung, ICNIRP-Kritiker, Stiftung Pandora, Vereinsform, 5G-Tea-Party

ÖDP gegen ICNIRP

KlaKla, Freitag, 14.06.2019, 07:06 (vor 1995 Tagen) @ KlaKla

[image]
Quelle: Flyer Mobilfunk & Co

"Der Verein wählt seine Mitglieder selbst aus. Das sind "Wissenschaftler", die behaupten, die Strahlung sei unterhalb der Grenzwerte ungefährlich."

Wie Verein Diagnose-Funk oder die ÖDP, auch sie behalten sich das Recht vor. Siehe Diagnose-Funk Satzung §4
... Über die Aufnahme neuer Mitglieder kann der Vorstand aufgrund schriftlicher Beitrittserklärung entscheiden. Ablehnungen von Beitrittsgesuchen sind nicht zu begründen. Normalerweise regt sich darüber niemand auf.

Pseudowissenschaftler oder unabhängige, selbst ernannte Experten, Ruheständler ohne Fachwissen, haben keine Chance von der ICNIRP aufgenommen zu werden. In Anbetracht dessen, was die für eine Verantwortung haben ist das auch gut so. Wie gewohnt, liefert Buchner mit seinem Schaubild keine Fakten. Aber Laien gehen ihm bestimmt auf den Leim. Politische Empfehlungen auszuarbeiten ist anspruchsvoll und kompliziert. Daher dauert vieles unverständlich lange. Aus der Opposition heraus zu hetzen ist ein Kinderspiel, welches Buchner beherrscht. Dumm nur, dass er dies mit olle Karmellen macht. Schlägt heute noch Alarm mit den Resultaten der Naila-Studie und Salford - Bluthirnschranke. Unbelehrbar.

Buchner hätte sich jederzeit in die laufenden Diskussion zu den Themen einbringen können. Tat er nicht. Es setzt seit vielen Jahren auf Desinformation. Ihm scheint der Erhalt der ÖDP so wichtig zu sein, dass er sich sogar öffentlich zum Affen macht. :no:

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Behauptung, Buchner, ÖDP, Lobbyismus, ICNIRP-Kritiker

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