Hugo Rüdiger: 12 Fragen & Antworten (Forschung)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 27.05.2008, 10:03 (vor 6046 Tagen) @ H. Lamarr

Im zweiten Anlauf hat der E-Mail-Kontakt nämlich geklappt und Rüdiger schrieb zurück, selbstverständlich würde er alle unsere Fragen beantworten.

Unseren Fragenkatalog haben wir heute früh, Dienstag 27. Mai 2008 um 2:00 an Prof. Rüdiger abgeschickt, gut sieben Stunden später trafen bereits um 9:20 die Antworten ein.

Frage 1) Welche Kritikpunkte seitens Prof. Lerchl sind aus Ihrer Sicht jetzt überhaupt noch gerechtfertigt?

Es gibt 2 Punkte, die aber für die Validität der Daten und für die Schlußfolgerungen unerheblich sind:

1. Die Zeilensummen in Tab. 1 des UMTS papers ergeben nicht überall genau 500. Das hängt mit der Auswertetechnik zusammen und ist für das Ergebnis praktisch unerheblich.

2. Einige Daten wurden nicht wie im Manuskript geschrieben in Dreifachbestimmung, sondern sogar in Vierfachbestimmung erhoben.


Frage 2) Wie ist der aktuelle Stand in Bezug auf die Forderungen der Med. Universität, Wien, hat der Rektor eingelenkt?

Bisher nicht, aber ich habe heute wieder ein Gespräch in der Uni. Dabei wird es hoffentlich auch um die unzutreffenden und teilweise herabsetzenden Äußerungen in der Presseerklärung des Rektors gehen, sowie um die wirklich unglaubliche Tatsache, daß die dreiköpfige Prüfungskommission unter dem Vorsitz eines Juristen der Telekom zu ihren Empfehlungen gekommen ist.


Frage 3) Wie stehen Sie zu folgender Äußerung von Prof. Lerchl: "Was den konkreten Fall so schlimm macht, ist die Tatsache, dass bereits an der 2005er Studie (Mutation Research, 1800 MHz GSM) schriftlich starke Zweifel angemeldet wurden (Leserbrief), und zwar genau wegen der so verdächtig hohen Übereinstimmung der Werte. Trotzdem wurde weitergemacht als wäre nichts geschehen. Weder die anderen Autoren noch die Gutachter oder die Zeitschrift haben die Daten mit der angebrachten Vorsicht betrachtet."

Zu dem angeführten Leserbrief von Vijayalaxmi et al, gibt es eine Antwort, welche die dort geäußerten Zweifel entkräftet. Diese Antwort wurde von Mutation Research zusammen mit dem genannten Leserbrief abgedruckt.


Frage 4) Wie stehen Sie zu folgender Äußerung von Prof. Lerchl (bezieht sich auf die jüngere Studie, siehe auch: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=21429): "Die jeweiligen Mittelwerte und Standardabweichungen wurden aus 12 und nicht, wie in der Publikation angegeben, aus 3 Einzeldaten berechnet. Die Angaben und die statistische Analyse in der Publikation sind also allein aus diesem Grund ganz sicher falsch."

Das stimmt so nicht.


Frage 5) Gibt es neue Erkenntnisse über die Motivation der Laborantin, die Verblindung aufzudecken und 2008 sogar Daten zu fälschen?

Sie selber gibt vor der Kommission dafür kein plausibles Motiv an - warum auch immer.


Frage 6) Gehe ich recht in der Annahme, dass die Datenfälschungen der Laborantin im April 2008 nichts mit den beiden Mobilfunk-Studien zu tun haben?

Ja, bei den Fälschungen, die im April 2008 und nicht mehr unter meiner Verantwortung erfolgt sind, handelt es sich um Experimente zum Einfluß von Sauerstoffradikalen auf gentoxische Parameter.


Frage 7) Drohen der Laborantin möglicherweise zivil- und strafrechtliche Konsequenzen?

Das kann ich nicht beurteilen.


Frage 8) Sind die Proben, die die Laborantin auszuwerten hatte, in irgendeiner Weise archiviert worden, so dass nachträglich geprüft werden kann, ob es zu einer Manipulation gekommen ist?

Hoffentlich. Immerhin sind aber alle Rohdaten im Labor vorhanden. Sie wurden aber von der Kommission gar nicht angeschaut.


Frage 9) Was wäre aus Ihrer Sicht jetzt notwendig, um den Konflikt im Rahmen wissenschaftlicher Gepflogenheiten "sauber" auszutragen?

Es wäre bereits ein großer Fortschritt, wenn eine neue unabhängige Prüfungskommission eingesetzt würde, und wenn seitens der Universität keine unzutreffenden Informationen verbreitet würden.


Frage 10) Sehen Sie einen Weg, die positiven Bescheide der prüfenden Statistiker zu veröffentlichen, denen zufolge aus Ihren Statistiken nicht zwangsläufig auf eine unkorrekte Datenerhebung zu schließen wäre?

Das statistische Gutachten habe ich nur lesen können, ich habe aber selber keine Kopie erhalten. Ein schriftlicher Prüfungsbericht der Kommission liegt mir ebenfalls nicht vor (gibt es den überhaupt?), und ich bin von der Kommission bisher auch nicht gehört worden.


Frage 11) Wie geht es Ihnen? Steht Ihre ehemalige AG zu Ihnen?

Es war immer üblich, daß alle beteiligten Mitarbeiter auch auf den Publikationen stehen. Das würden sie ja nicht gewollt haben, wenn die Zweifel an den Daten gehabt hätten.


Frage 12) Wären Sie bereit, eine Podiumsdiskussion mit Prof. Lerchl zu führen?

Für faire Diskussionen bin ich als Wissenschaftler immer zu haben.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Anfrage, Vijayalaxmi, Analyse, Rüdiger, Laborantin


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