Was wurde denn nun gefälscht? (Forschung)

H. Lamarr @, München, Samstag, 24.05.2008, 19:03 (vor 6049 Tagen) @ Alexander Lerchl

Die beschuldigte technische Assistentin hatte ja auch sofort alles gestanden. Was kann es da noch für Zweifel geben?

Aus den bisherigen Verlautbarungen geht mMn nicht klar hervor, was denn nun genau die Assistentin überhaupt manipuliert hat:

a) Sie hat den Code der Verblindung geknackt, sagte Rüdiger gegenüber APA. Die Daten seien aber richtig zustandegekommen.

b) Sie hat nicht nur den Code der Verblindung geknackt, sondern zusätzlich Messdaten "fabriziert" anstatt experimentell auszuzählen, sagt der Rektor der Uni Wien.

Da tut sich ein ziemlich großer Widerspruch auf, denn a) sieht eher nach einem formellen Fehler aus, der die Studie nicht so stark beschädigt, während b) auf eine regelrechte Fälschung hindeutet, deren Folgen Sie ja auch in den statistischen Auswertungen der UMTS-Studie gefunden haben wollen. Es deutet also mehr darauf hin, dass b) zutreffend ist.

Allerdings drückt sich sogar der Rektor der Uni Wien in seiner Presse-Information noch sehr vorsichtig aus und spricht (nur) von einem Verdacht, der durch das Geständnis der Assistentin wesentlich erhärtet worden sei.

Nach wie vor völlig unklar ist die Motivation der Assistentin. Warum setzt jemand mit so etwas seine berufliche Laufbahn aufs Spiel? Ich hätte das gerne von ihr selber gewusst, sie ist aber leider telefonisch unerreichbar. Dieser Mangel an Information lässt Gerüchten freien Lauf. Die an Verschwörungstheorien interessierte Szene kann z.B. mühelos den Verdacht äußern, die Industrie habe die Assistentin heimlich engagiert, um nach einer angemessenen Wartezeit den beiden Rüdiger-Studien den Garaus zu machen. Die Sache mit dem Mobilfunk-Justiziar an der Spitze der Wiener Untersuchungskommission gibt diesem (virtuellen) Gerücht auch prompt Nahrung. Und halten Sie diese Überlegung jetzt bitte nicht für puren Unsinn: Wir haben einige Frontleute der Kritiker auf die Affäre hingewiesen - und Antworten bekommen, dass es einem die Schuhe auszieht. Die obige Überlegung ist für bestimmte Kreise nicht nur möglich, sondern jetzt schon real.

[Ergänzende Informationen Reflex-Replikationen - Sammelstrang / REFLEX - Gutachten und Endbericht / OeAWI - Stellungnahme (PDF)]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Manipulation, Labortechnikerin


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