Rimbach: Widerstandsnest stellt Mobilfunk-Förderantrag (Allgemein)
Schock für die deutsche Anti-Mobilfunk-Szene. Rimbach, eine 2000-Seelen-Gemeinde in der Oberpfalz, die 2004 wegen der Errichtung eines mickrigen GSM-Funkmasten weit vor den Toren des Ortes in Hysterie verfiel und mit medialem Tam-Tam um Bluttests in der Bevölkerung deutschlandweit für Aufsehen sorgte, ist zum Feind übergelaufen.
Die niederbayerische Gemeinde Rimbach ist eine von 52 Kommunen im Freistaat, die im Zuge des Bayerischen Mobilfunk-Förderprogramms einen Förderantrag auf Errichtung eines Mobilfunkstandorts gestellt hat. Wird dem Antrag entsprochen, winken der Gemeinde bis zu 550'000 Euro staatliche Förderung für das Bauprojekt. Diese Förderung gilt pro Gemeinde unabhängig von der Anzahl der geplanten Standorte. Nach Durchführung der Maßnahme muss Rimbach dem staatlichen Mobilfunkzentrum den Verwendungsnachweis mit den tatsächlichen Kosten vorlegen. Anhand der förderfähigen Kosten bewilligt das Mobilfunkzentrum schließlich die Fördersumme. Förderberechtigt sind etwas mehr als 900 bayerische Kommunen, 855 haben bis Ende November 2019 noch keinen Förderantrag gestellt, davon signalisierten jedoch immerhin rd. 330 Interesse, 32 Kommunen haben bislang Förderbescheide erhalten (Quelle).
Rimbach galt nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung ab 1. März 2004 als Widerstandsnest gegen Mobilfunk. Die in Rimbach geplanten Bluttests, einer vor Inbetriebnahme eines unerwünschten Mobilfunk-Sendemasten, weitere nach der Inbetriebnahme, sollten die Schadwirkung der Funkimmission für die Ewigkeit dokumentieren. Die Aktion wurde anfangs mit großer Begeisterung durchgeführt und fand deutschlandweit Beachtung in der Anti-Mobilfunk-Szene. Diese stand seinerzeit in ihrer Blüte. Da den Rimbachern nach der Inbetriebnahme des Sendemasten jedoch nicht massenhaft die Haare ausfielen und auch die Zähne sich nicht lockerten, wich die anfängliche Begeisterung bald der Ernüchterung. Zur Enttäuschung geriet diese, als 2006 erste Ergebnisse der Laboruntersuchungen unspektakulär waren. Der Protest in dem Örtchen flackerte danach nur noch auf Sparflamme. Jahre später sorgten 2011 der ÖDP-Politiker Klaus Buchner und der Mediziner Horst Eger noch einmal mit ihrer "Rimbach-Studie" für ein Strohfeuer, denn ihre Nachuntersuchung an den alten Blutproben erbrachte völlig andere Ergebnisse als die Auswertung von 2006. Die "Rimbach-Studie" schaffte es wegen diverser Mängel jedoch nicht in eine wissenschaftliche Fachzeitschrift von Rang, ebenso wenig hatte sie Einfluss auf die nationale wie internationale EMF-Risikobewertung. Nach der Publikation der Studie in einer unbedeutenden deutschen Verbandszeitschrift (UMG), gingen für die lokalen Mobilfunkgegner abermals die Lichter aus – diesmal bis mindestens heute.
Sollte Rimbach seinen Förderantrag bewilligt bekommen, ist damit zu rechnen, dass der neue Mobilfunkstandort geräuschloser in Betrieb gehen wird als der unscheinbare GSM-Sender, der 2004, obwohl weit außerhalb des Ortes aufgestellt, Teile der Bevölkerung in irrationale Ängste stützte. Die Ereignisse in und um Rimbach sind im IZgMF-Forum detailliert dokumentiert, wer sich dafür interessiert und durch derzeit 118 Postings durchackern möchte, bitte hier entlang und am besten mit den ältesten Postings beginnen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –