Replikationen - was ist überhaupt eine Replikation? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 13.01.2012, 11:12 (vor 4545 Tagen) @ H. Lamarr

In einem anderen Strang wurde Prof. A. Lerchl die Frage gestellt, ob das Replizieren einer Studie exakten Verfahrensregeln unterliegt, die zur Anerkennung einer replizierten Studie eingehalten werden müssen. Er antwortete damals ...

Es gibt keine definierten Verfahrenswege, wohl aber Standards. Zunächst muss eine Studie hinsichtlich ihrer Methodik und der Ergebnisse beurteilt werden. Erst wenn bestimmte Mindestanforderungen erfüllt sind, kann überhaupt an eine Replikation gedacht werden.

Beispiel: Eine Veröffentlichung beschreibt negative Auswirkungen, aber die Dosimetrie ist völlig unklar. Dann kann man keine sinnvolle Replikation durchführen.

Konkretes Beispiel: Die Veröffentlichung von De Iuliis et al. aus diesem Jahr beschreibt Effekte von 1,8 GHz Exposition auf menschliche Spermien und findet signifikante, schädigende Ergebnisse. Die "Dosimetrie" ist aber so unklar, dass eine Replikation nicht ohne weitere Informationen möglich ist.

Gegenbeispiel: Die immer wieder von Salford beschriebenen Effekte auf Gehirne (dark neurons, Blut-Hirn-Schranke) konnten trotz vorhandener Daten zu Dosimetrie und Exposition nicht wiederholt werden.

Zur Frage der Finanzierung von Replikationsstudien: Wenn Konsens besteht, dass eine publizierte Studie "relevant" ist (z.B. im Sinne der bestehenden Grenzwerte), sollte sie reproduziert werden. Je nach Aufwand kann das von den zuständigen Behörden relativ kurzfristig beauftragt werden, oder es müssen Ausschreibungen durchgeführt werden. Das ist aber von Land zu Land unterschiedlich. In jedem Fall sollte versucht werden, die Originalstudie so exakt wie möglich zu wiederholen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Replikation


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