Schnitzel braten (Allgemein)

Kuddel, Sonntag, 06.04.2008, 16:33 (vor 5937 Tagen) @ Doris
bearbeitet von Kuddel, Sonntag, 06.04.2008, 16:59

Dass er es ironisch meinte, glaube ich eher weniger, weil die Aussage im kleinen Kreis in Anwesenheit des Bürgermeisters und eines Bankvertreters gemacht wurde.

In solchen "Kreisen" sind derbe Scherze genauso üblich, wie in jeder Kneipenrunde. Eine kritisch eingestelle Person mag z.B. eine ironische Bemerkung nicht als solche wahrnehmen (wollen).

Aber es ist nicht die erste derartige Aussage, eine andere Aussage kam von einem Techniker von E-Plus in einer kleineren Gruppe nach einer Gerichtsverhandlung. Der äußerte sich, dass ein 30 W Sender auf Augenhöhe in ca. 50 m Entfernung ein durchaus schlechter Standort wäre, der so nicht sein sollte (auch die Situation in meinem Ort).

Ein Sender, der gegen ein Gebäude strahlt ist auch aus technischer Sicht nicht sehr sinnvoll (Reichweite). Möglicherweise bezog sich die Aussage im Kontext nicht auf "Gesundheitsaspekte", sondern eben auf die "technische Seite" und wurde von einer kritisch eingestellten Person anders verstanden, als sie gemeint war.

Ich muß zugeben, daß ich aus einem instinktiven Bauchgefühl heraus auch nicht scharf darauf wäre, direkt auf Augenhöhe (auf sehr kurze Distanz) mit so einer Antenne zu wohnen.

Allerdings kann sicherlich ausgerechnet werden, wieviel ungefähr in dem Haus ankommt. Das Haus hat sehr viele Fenster und es ist nichts zwischen dem Sender und dem Gebäude. Es sind wahrscheinlich eher weniger als 80 m, gerade mal über die Straße und dann ist das Haus etwas zurückgesetzt.

Rechnerisch ergeben sich bei 80 Meter Abstand in einer Hauptkeule ca 15 mW/m², bei 50 Meter bis zu 40mW/m².

Ein Mensch hat eine Oberfläche von 0,7m² und ein Teil der Funkwellen wird zudem reflektiert. Mit 10..20 Milliwatt Leistung kann man kein "Schnitzel braten", es wird sich nicht einmal meßbar erwärmen. (Im Sommer bestrahlt uns die Sonne mit einigen hundert Watt).

Nochmal zum "Schnitzel braten":

Es gibt m.M.n. 2 Möglichkeiten, wie diese Aussage zu werten ist:
1.)
Es handelt sich um eine rhetorische Hyperbel (Übertreibung).

Die Hyperbel soll postulierte athermische Wirkungen in dramatischer Weise hervorheben.

2.)
Die Aussage resultiert aus Unwissenheit bzw. Unverständnis des Begriffs der äquivalenten Strahlungsleistung.
Das mag in seltenen Fällen auch bei Monteuren (z.B. einem gelernten Elektriker mit Abschlußnote 4,0) von Mobilfunkantennen vorkommen.

Viele Kritiker versuchen ihre Laien-Opfer mit dem Begriff der "äquivalenten Strahlungsleistung" (EIRP) zu übertölpen, indem Sie die Zahlenwerte mit den Leistungswerten eines Mikrowellenherdes assoziieren.

Ein Mikrowellenherd wird mit 500..1000 Watt Leistung gespeist und kann -wie jeder weiß- ein Schnitzel kochen ("braten" wäre schon eine Übertreibung). Es funktioniert aber auch nur, weil im Garraum der Mikrowelle die gesamte eingespeiste Mikrowellenleistung in das Schnitzel konzentriert wird.

Ein Mobilfunksender wird mit 10..30 Watt Leistung (pro Antenne) gespeist.

Techniker haben nun zur vereinfachten Berechnung von Strahlungsleistungsdichten eines Funkfeldes die rein fiktive, rechnerische Hilfsgröße der "äquivalenten Strahlungsleistung" EIRP erfunden. Danach hat eine Mobilfunkantenne eine (fiktive) äquivalente Strahlungsleistung bis zu einem Kilowatt.
Diese Angabe hat rein gar nichts mit einer "realen" Leistung zu tun, wird aber trotzdem gerne von unwissenden Laien oder unseriösen Kritikern aufgegriffen und mit der realen Leistung eines Mikrowellenherdes verglichen.

Fakt ist: Ein Mensch könnte sich in 1 Meter Abstand vor die Antenne stellen und würde keinerlei Erwärmung spüren, weil real weniger als 30 Watt abgestrahlt werden und von dieser Leistung bestenfalls 15 Watt in den Körper gelangen, welche diesen wiederum um weniger als ein zehntel Grad erwärmen.
Ich selbst hätte kein Problem damit, dies zu Demonstrationszwecken zu tun (für einige Minuten).
Wie weiter oben beschrieben, ist die vom Menschen absorbierte Mikrowellenleistung in 80 Meter Entfernung kleiner als 0,015 Watt, also mehr als 1000 fach geringer als 1 Meter vor der Antenne.

Dies zu den thermischen Wirkungen. Ob es nun (geringe) athermische Wirkungen gibt oder nicht, kann ich nicht sagen.

K

Tags:
Bauchgefühl


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