Niederländischer Gesundheitsrat sorgt sich um 5G bei 26 GHz (Allgemein)
H. Lamarr , München, Dienstag, 08.09.2020, 13:02 (vor 1518 Tagen)
Was hierzulande die Strahlenschutzkommission (SSK) ist, ist in den Niederlanden der Gesundheitsrat. Dieser hat am 2. September 2020 aufgrund eines parlamentarischen Auftrags eine Stellungnahme "5G und Gesundheit" veröffentlicht, in der er der Politik Handlungsempfehlungen ans Herz legt.
Die Empfehlungen des Fachausschusses EMF im Gesundheitsrat sind unspektakulär bis auf eine, die besagt, das 26-GHz-Frequenzband für 5G so lange nicht zu nutzen, bis potenzielle Gesundheitsrisiken in diesem Frequenzband untersucht worden sind.
Der finnische Wissenschaftler und Icnirp-Kritiker Dariusz Leszczynski hat die Stellungnahme am 5. September aufgegriffen und ausführlich kommentiert: Significant discrepancy of opinions on 5G and health between ICNIRP and the Health Council of the Netherlands. Dabei unterlief ihm ein typischer Wahrnehmungsfehler, mit dem er die Vorbehalte von Alexander Lerchl ihm gegenüber befeuert. Denn Leszczynski verzerrt mit einer ungenauen Interpretation eine Aussage des Gesundheitsrates. Der Rat schreibt:
For the majority of other biological processes it has neither been demonstrated nor is it probable that changes in them are associated with exposure to radiofrequency electromagnetic fields, although this cannot be excluded.
Leszczynski macht daraus:
[...] it [the committee; Anm. Postingautor] cannot exclude possibility of certain health effects but, in the same sentence claims the opposite that the health effects are neither proven nor possible
Es sind zwar nur Nuancen, die "neither been demonstrated nor is it probable" unterscheiden von "cannot exclude possibility", diese aber geben Leszczynskis Interpretation eine tendenziöse Färbung, die in der Anti-Mobilfunk-Szene häufig zu beobachten ist. Spricht das Bundesamt für Strahlenschutz z.B. die Empfehlung aus, wenn möglich Kabel statt Funk zu verwenden, verwandeln Mitglieder der Szene diese Empfehlung gerne in eine Warnung des Amts. Mit derart unterschwelligen Verzerrungen tatsächlicher Aussagen von Autoritäten versucht die Szene seit eh und je die Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Dariusz Leszczynski ist Wissenschaftler und kein von missionarischem Eifer beseelter Wutbürger oder Geschäftemacher, an seine Faktentreue dürfen deshalb höhere Ansprüche gestellt werden.
Entdeckt hat Leszczynskis tendenziöse Interpretation Thomas Whitney, nachzulesen in seinem Kommentar vom 8. September am Fuß des Blogs.
Hintergrund
Stellungnahme (niederländisch) des Gesundheitsrates zu "5G und Gesundheit"
Zusammenfassung der Stellungnahme (englisch)
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Warnung, Leszczynski, Niederlande, Gesundheitsrat, Beeinflussung, Autorität, Wahrheitsillusion, Verzerrung
Niederländischer Gesundheitsrat sorgt sich um 5G bei 26 GHz
H. Lamarr , München, Dienstag, 08.09.2020, 18:02 (vor 1518 Tagen) @ H. Lamarr
Die Empfehlungen des Fachausschusses EMF im Gesundheitsrat sind unspektakulär bis auf eine, die besagt, das 26-GHz-Frequenzband für 5G so lange nicht zu nutzen, bis potenzielle Gesundheitsrisiken in diesem Frequenzband untersucht worden sind.
In Deutschland ist es so, dass Frequenzen im 26-GHz-Band nicht Bestandteil der Frequenzauktion waren, die 2019 hierzulande stattfand und dem flächendeckenden Aufbau von 5G-Netzen für öffentlichen Mobilfunk galt. Versteigert wurden 2019 bei uns 5G-Frequenzen in den Bändern 2 GHz und 3,6 GHz.
Frequenzen im 26-GHz-Band (24,25–27,5 GHz) werden in Deutschland nicht versteigert, sondern künftig an Antragsteller für lokale und regionale 5G-Netze vergeben. Gegenwärtig ist dies in Deutschland noch nicht der Fall, denn die dazu erforderliche Verwaltungsvorschrift "VV Lokales Breitband 26 GHz" wird derzeit von der BNetzA in der endgültigen Fassung ausgearbeitet. Die Anhörungsfrist "interessierter Kreise" zum Entwurf der VV endete am 31. August 2020. Frühestens in einigen Wochen oder Monaten können daher erste Anträge für lokale/regionale 26-GHz-Netze eingereicht werden.
Tappen im Dunkeln: Was sind lokale/regionale Netze?
Konkrete Angaben, welchen Geschäftsmodellen wir aufgrund lokaler/regionaler 5G-Netze künftig begegnen werden, sind in den Medien äußerst rar. Hinweise darauf geben die Stellungnahmen, die interessierte Kreise 2018 anlässlich erster Überlegungen zur "VV Lokales Breitband 26 GHz" der BNetzA vorgelegt haben. Dort tauchen u.a. die Namen von Autoherstellern auf, von Energieversorgern, Airbus, Bosch, Telekom, Vodafone und Samsung.
Die Stellungnahme von BMW habe ich mir etwas genauer angesehen. Das ist schon interessant: Der Autohersteller beabsichtigt das bislang kabelgebundene umständliche und zeitraubende Einspielen der etliche Gigabyte umfassenden Firmware für die vielen Steuergeräte seiner Modelle künftig über eine breitbandige 26-GHz-Funkverbindung zwischen Fahrzeug und einem zentralen Server abzuwickeln und dadurch den Produktionszyklus zu verkürzen.
Dass sich offenbar auch Betreiber öffentlicher Mobilfunknetze für 5G auf 26 GHz interessieren, könnte zu der Behauptung führen, es seinen flächendeckende öffentliche Mobilfunknetze in diesem Frequenzband in Planung. Der Interessenverband Bitkom befeuert solche Spekulationen mit seiner Forderung, die BNetzA solle nicht nur lokale/regionale 26-GHz-Netze zulassen, sondern auch "bundesweite Geschäftsmodelle".
Doch wie soll öffentlicher Mobilfunk auf 26 GHz mit Smartphones funktionieren und wer benötigt, wenn er mobil unterwegs ist, die dort möglichen gewaltig großen Bandbreiten/Datenübertragungsraten? Smartphone-Antennen für 26 GHz kann ich mir nur schlecht vorstellen, die Funkfelddämpfung in diesem Band lässt nur kurze Reichweiten zu und jedes Hindernis in der Sichtlinie zwischen Smartphone und Basisstation würde die Verbindung wahrscheinlich abbrechen lassen oder zumindest empfindlich stören.
Prof. Achim Enders über 5G-Mobilfunk auf 26 GHz: "mal sehen"
Um diesen Nebel aufzulösen fragte ich bei Achim Enders, Technische Universität Braunschweig (und stellv. Vorsitzender der SSK) nach, was er von flächendeckendem öffentlichen Mobilfunk auf 26 GHz und darüber hält.
Noch vor zwei Jahren, so Enders, hätte er vermutlich gesagt, dieser Frequenzbereich könne ohne Frage nicht für öffentliche Mobilfunknetze wie wir sie heute kennen genutzt werden, aus genau den Gründen/Stichworten, die ich oben angedeutet habe. Richtig war und bleibe aus seiner Sicht, dass die Erstanwendungen für diesen Frequenzbereich bei Spezialanwendungen im professionellen Bereich liegen werden, also bei Industrie- und Telematikanwendungen. Da gäbe es definitiv auch schon sehr weit gediehene Pläne. Was auch richtig bleiben werde sei, dass wegen der Funkfelddämpfung keine vollständige Versorgung in der Fläche, wie für 4G von der Bundesnetzagentur gefordert, realisiert werden könne.
Was aber realistische Anwendungen in bebautem/städtischem Gelände mit der Möglichkeit von Hot-Spots/Mikrozellen alle hundert Meter angeht, ist der Professor vorsichtiger geworden. Ihm erschien es noch vor vielleicht zwei Jahren schon rein kostenmäßig als utopisch, Massive-Mimo-Antennentechnik im Gehäuse heutiger Smartphones beidseitig oder sogar in jeder Seitenfläche integrieren zu können. Ein einziges Array auf einer Seite sei schließlich kaum brauchbar, bei 50 GHz bliebe dann bei Abdeckung mit dem Handballen kaum noch verfügbare Leistung fürs Senden und für den Empfang übrig. Mit mehreren Mimos auf jeder Seite eines Smartphones könne jedoch, wie jetzt schon im UKW-Bereich bei Autos praktiziert, über "Antennen-Diversity" das jeweils beste Mimo-Array ausgewählt werden. Damit sei das Problem der Abschattung mit der Hand keines mehr, selbst dann, wenn im rauen Alltag das Diversity nicht so gut funktionieren werde wie in der Theorie oder im Labor.
Auch das Problem der starken Funkfelddämpfung, das mit steigender Frequenz an Gewicht gewinnt, sieht Enders heute als gelöst an. Die hohe Funkfelddämpfung werde mit dem hohen Gewinn von Mimo-Antennen auf beiden Seiten der Funkstrecke überwunden. Dies funktioniere bei Line-of-Site-Übertragung (Sichtkontakt zur Basisstation) sicher bis einige hundert Meter Entfernung, vielleicht sogar über einige Kilometer hinweg gut. Abstandsradare in Autos arbeiteten häufig im Bereich 76 GHz bis 77 GHz und dort sei die Funkfelddämpfung noch viel größer, da Reflektion am vorausfahrenden Auto keine bündelnde Mimo-Charakteristik aufweist, dennoch schafften selbst diese mindestens 100 Meter Reichweite.
Bleibt das Problem der Non-line-of-Site-Übertragung, wenn also etwas im Weg steht. Dieses Hindernis ließe sich Enders gemäß zumindest ansatzweise mit einer "Umwegreflektion" umgehen, Mimo-Antennen auf beiden Seiten vorausgesetzt. Doch wie beim Autoradar würden dann wegen der nicht gerichteten Sekundärreflektion viel höhere Funkfelddämpfungen zuschlagen. Bei Massenprodukten reiche es dann nur für maximal 100 Meter bis 200 Meter Reichweite.
Enders' Fazit lautet: "Dass so etwas technisch und ökonomisch darstellbar sein soll, da habe ich meine Meinung zumindest von definitiv skeptisch hin zu "mal sehen" geändert. Das liegt bei mir natürlich auch daran, dass ich die Fachliteratur der Ingenieurwissenschaften mitbekomme und zunehmend mehr Publikationen zu machbarer Hand-Held-Mimo-Technik im fraglichen Frequenzbereich von 26 GHz und darüber erscheinen. Was aber nicht zwingend heißt, dass dies in fünf bis zehn Jahren zu einer etablierten Massentechnik führt."
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Niederländischer Gesundheitsrat sorgt sich um 5G bei 26 GHz
Dariusz Leszczynski, Dienstag, 08.09.2020, 18:25 (vor 1518 Tagen) @ H. Lamarr
You, as well as Thomas Whitney alias Doubting Thomas, did some cherry picking.
The Executive Summary is trying to satisfy both sides of the debate. Namely, the ICNIRP-side and the doubting-ICNIRP-side. It is very nicely seen in this quote:
"...the committee recommends using the latest guidelines from the International Commission on Non-Ionising Radiation Protection (ICNIRP) as the basis for exposure policy in the Netherlands. Because it cannot be excluded that exposure under the latest ICNIRP standards also has the potential to affect health, the committee recommends taking a cautious approach and keeping exposures as low as reasonably achievable..."
On the one side the Committee had no choice but to recommend use of ICNIRP guidelines but... there were apparently meaningful doubts and the Committee added that there might be health effects at the ICNIRP guidlines level and cautious approach is recommended.
This doesn't sound like limitless support for the ICNIRP guidelines.
The same approach of satisfying both sides of the debate is in this quote, that Whitney cherry picked:
"...For the majority of other biological processes it has neither been demonstrated nor is it probable that changes in them are associated with exposure to radiofrequency electromagnetic fields, although this cannot be excluded..."
Again claim that effects were not demonstrated and are not probable but... there is a possibility that effects can't be excluded (might be discovered later?).
So, the Committee should have made up their mind and decide that either, the effects are indeed "not probable" or that the effects, however, "cannot be excluded". In this sentence they indicate both "yes" and "no" claim.
Throughout the whole Executive Summary is felt this approach to try to satisfy the both sides of the debate.
The committee had to endorse ICNIRP guidelines but clearly the Committee members had some reservations.
The conflict between what is recommended by ICNIRP and what science says and the Committee has understood, is when 5G 26GHz issue is presented:
“...There has been almost no research into the effects of exposure to frequencies around 26 GHz...”
and...
“...The committee recommends not using the 26 GHz frequency band for 5G for as long as the potential health risks have not been investigated...”
Carte blanche given by ICNIRP to telecom industry is in error, especially the part where research has not been done almost at all - the millimeter-waves of the 5G. In my next BRHP blog will be few words about this issue.
Niederländischer Gesundheitsrat sorgt sich um 5G bei 26 GHz
H. Lamarr , München, Dienstag, 08.09.2020, 19:30 (vor 1518 Tagen) @ Dariusz Leszczynski
You, as well as Thomas Whitney alias Doubting Thomas, did some cherry picking.
The Executive Summary is trying to satisfy both sides of the debate. Namely, the ICNIRP-side and the doubting-ICNIRP-side. It is very nicely seen in this quote:
Dear Dariusz,
Your remarks are interpretations of statements made by the Dutch Health Council. That forces you to use the subjunctive because you, too, have no way of knowing what was going on in the minds of the members of the Council. Are you planning to ask members whether your interpretations are right or wrong? Or do you think they are not allowed to answer you truthfully? But who would be the one these people should fear?
Also consider that on 26 GHz no public nationwide cellular network as we know it today will be technically / economically possible. From today's perspective, there will therefore be no area-wide exposure of the population to 26 GHz. However, short-range microcells (low transmission power) are conceivable in urban areas. What is supposed to happen in the body when the fields penetrate at most 1 millimeter? Skin burns, as the mathematics lecturer Klaus Buchner claims? Not serious, right?
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Lieber Dariusz,
deine Ausführungen sind Interpretationen von Äußerungen des niederländischen Gesundheitsrates. Das zwingt dich zum Konjunktiv, denn auch du kannst nicht wissen, was in den Köpfen der Mitglieder des Rates vorging. Hast du vor, die Mitglieder zu fragen, ob deine Interpretationen richtig oder falsch sind? Oder glaubst du, sie dürfen dir nicht wahrheitsgemäß antworten? Doch wer wäre derjenige, den diese Leute fürchten müssten?
Bedenke auch, dass auf 26 GHz kein öffentliches landesweites Mobilfunknetz wie wir es heute kennen technisch/wirtschaftlich möglich sein wird. Aus heutiger Sicht wird es deshalb keine flächendeckende Exposition der Bevölkerung mit 26 GHz geben. Denkbar sind allerdings in Ballungsgebieten Mikrozellen kurzer Reichweite (geringe Sendeleistung). Was soll da groß im Körper passieren, wenn die Felder höchstens 1 Millimeter eindringen? Hautverbrennungen, wie der Mathematikdozent Klaus Buchner das behauptet? Nicht dein Ernst, oder?
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Fast keine Studien für Frequenzen um 26 GHz: wirklich?
H. Lamarr , München, Dienstag, 08.09.2020, 21:00 (vor 1518 Tagen) @ Dariusz Leszczynski
“...There has been almost no research into the effects of exposure to frequencies around 26 GHz ...”
Sarah Drießen, Hüterin des EMF-Portals sagt dazu:
Sollten für 5G hochfrequente Felder im Millimeterwellen-Bereich (30-100 GHz) genutzt werden, sieht die Studienlage deutlich dürftiger aus als für die bekannten Mobilfunk-Frequenzen. Insgesamt gibt es hier deutlich weniger Studien als zu dem bisher genutzten Mobilfunk-Frequenzbereich. Eine Suchabfrage in unserem EMF-Portal ergibt zum Beispiel, dass es rund 200 experimentelle Studien zu Millimeterwellen im Bereich von 30-100 GHz gibt. Im Gegensatz dazu haben wir über 1200 experimentelle und knapp 300 epidemiologische Studien in dem deutlich enger gefassten Frequenzbereich der bisherigen Mobilfunk-Anwendungen. Allerdings werden die hochfrequenten Felder im Millimeterwellen-Bereich hauptsächlich an der Körperoberfläche absorbiert, so dass vor allem Wirkungen an der Körperoberfläche zu erwarten wären.
Ich wüsste jetzt keinen Grund, warum Frequenzen ausgerechnet "um 26 GHz herum" eine unbekannte spezifische Wirkung auf den Körper haben sollten, die bei tieferen Frequenzen und bei höheren von 30 GHz bis 100 GHz, die bereits erforscht sind, nicht auftreten. Der Mr. Hyde in mir meldet sich prompt mit einem bösen Verdacht zu Wort, warum der Niederländische Gesundheitsrat jetzt speziell den 26-GHz-Bereich erforscht sehen möchte: Damit kann der Rat über ein paar Jahre hinweg ein paar Kollegen mit Arbeit versorgen. Wobei das Ergebnis mMn schon jetzt feststeht und keine unangenehmen Überraschungen parat hat. Dem Dr. Jekyll in mir will dazu momentan keine plausible Entgegnung einfallen .
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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Fast keine Studien für Frequenzen um 26 GHz: wirklich?
H. Lamarr , München, Mittwoch, 09.09.2020, 00:30 (vor 1518 Tagen) @ H. Lamarr
Ich wüsste jetzt keinen Grund, warum Frequenzen ausgerechnet "um 26 GHz herum" eine unbekannte spezifische Wirkung auf den Körper haben sollten, die bei tieferen Frequenzen und bei höheren von 30 GHz bis 100 GHz, die bereits erforscht sind, nicht auftreten. Der Mr. Hyde in mir meldet sich prompt mit einem bösen Verdacht zu Wort, warum der Niederländische Gesundheitsrat jetzt speziell den 26-GHz-Bereich erforscht sehen möchte: Damit kann der Rat über ein paar Jahre hinweg ein paar Kollegen mit Arbeit versorgen. Wobei das Ergebnis mMn schon jetzt feststeht und keine unangenehmen Überraschungen parat hat. Dem Dr. Jekyll in mir will dazu momentan keine plausible Entgegnung einfallen .
In Teil 2 der niederländischen Trilogie des Gesundheitsrates meine ich des Rätsels Lösung gefunden zu haben.
Dort heißt es auf Seite 26 (übersetzt mit Google-Translator):
Der Ausschuss kann die Frage nicht beantworten, ob die Exposition gegenüber den 5G-Frequenzen tatsächlich ein Gesundheitsrisiko darstellt, da zu wenig über die Exposition bekannt ist. Der Ausschuss prüfte daher, ob es Hinweise darauf gibt, dass elektromagnetische Felder mit den Frequenzen 5G gesundheitsschädlich sein können. Dies war für keine der untersuchten Krankheiten oder Zustände wahrscheinlich oder bewiesen, kann jedoch für einige von ihnen nicht ausgeschlossen werden. Auch für die meisten biologischen Prozesse ist es unwahrscheinlich und es wurde nicht nachgewiesen, dass Änderungen in diesen mit der Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern zusammenhängen, obwohl dies auch nicht ausgeschlossen werden kann. Der Ausschuss empfiehlt, die Exposition zu überwachen, mehr Forschung zu betreiben und die Verwendung des höchsten Frequenzbandes von 26 GHz für 5 G zu verzögern, bis mehr über mögliche gesundheitliche Auswirkungen bekannt ist.
Der Rat geht also davon aus, 26 GHz sei das höchste Frequenzband für 5G. Das mag gegenwärtig für die Niederlande zutreffen und erklärt ansatzweise, warum der Rat ausgerechnet dort Klärungsbedarf sieht. Tatsächlich aber ist für 5G bei 26 GHz noch lange nicht Schluss, gemäß einer der bislang bekannten 5G-Spezifikationen endet der Bereich FR2 erst bei 52,6 GHz und glaubt man Nokia, wird das Ende der 5G-Fahnenstange irgendwann bei 90 GHz erreicht. Der Gesundheitsrat ist mit seiner 26-GHz-Obergrenze mMn etwas kurzsichtig, auch wenn es wahrscheinlich noch Jahre dauern wird, bis auch in Europa Frequenzbänder > 26 GHz für 5G frei gegeben werden. Mit dem Blick nach oben hätte der Rat jedoch auch die von Sarah Drießen ins Spiel gebrachten rd. 200 Studien für den Frequenzbereich 30 GHz bis 100 GHz sehen können. Wenn ich Teil 3 der Trilogie auf die Schnelle richtig verstanden habe, hat der Rat zwar auch von 20 GHz bis 40 GHz nach Studien Ausschau gehalten, dort aber nur zwei epidemiologische Radarstudien mit widersprüchlichen Ergebnissen gefunden. Ob Radarstudien nun geeignet sind, das Risikopotenzial von 5G abzuschätzen, nur weil die Frequenzen zufällig die gleichen oder ähnlich sind, wage ich wegen der grundlegend anderen Signalcharakteristiken von Radar gegenüber 5G zu bezweifeln. Doch das muss man sich genauer ansehen, wofür mir jetzt der Antrieb fehlt.
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Niederländischer Gesundheitsrat sorgt sich um 5G bei 26 GHz
Kuddel, Donnerstag, 10.09.2020, 21:46 (vor 1516 Tagen) @ Dariusz Leszczynski
bearbeitet von Kuddel, Donnerstag, 10.09.2020, 22:06
[health commision] "...For the majority of other biological processes it has neither been demonstrated nor is it probable that changes in them are associated with exposure to radiofrequency electromagnetic fields, although this cannot be excluded..."
[Dariusz] So, the Committee should have made up their mind and decide that either, the effects are indeed "not probable" or that the effects, however, "cannot be excluded". In this sentence they indicate both "yes" and "no" claim.
Funny:
When i read the first sentence, i see a redundancy in the wording instead of a "YES-NO" contradiction, which Dariusz interprets into it
The message of the first part of the sentence is:
A hazard has not been demonstrated so far and is judged not to be probable.
The message of the last part of the sentence is:
A hazard can not be excluded.
In scientific thinking, "not probable", inherently implies that it cannot be (fully) excluded, because there is a remaining uncertainty.
So from Scientific point of view, the last part of the sentence expresses the same than the first part, only from the opposite point of view.
In science world, "non-existence" cannot be proven at all, but only "existance" can be proven.
To demonstrate a low risk for a potential hazard can only be done via a sufficient number of failed attempts to demontrate a hazardorous effect.
A proof of "not existence" would require infinite failed attempts and so infinite time and effort.
The question is not YES or NO, but if enough effort was spent on the right experiments with the result "fail".
K
Dariusz Leszczynski verdreht Aussagen
Alexander Lerchl , Dienstag, 08.09.2020, 20:58 (vor 1518 Tagen) @ H. Lamarr
Der finnische Wissenschaftler und Icnirp-Kritiker Dariusz Leszczynski hat die Stellungnahme am 5. September aufgegriffen und ausführlich kommentiert: Significant discrepancy of opinions on 5G and health between ICNIRP and the Health Council of the Netherlands. Dabei unterlief ihm ein typischer Wahrnehmungsfehler, mit dem er die Vorbehalte von Alexander Lerchl ihm gegenüber befeuert. Denn Leszczynski verzerrt mit einer ungenauen Interpretation eine Aussage des Gesundheitsrates. Der Rat schreibt:
For the majority of other biological processes it has neither been demonstrated nor is it probable that changes in them are associated with exposure to radiofrequency electromagnetic fields, although this cannot be excluded.
Leszczynski macht daraus:
[...] it [the committee; Anm. Postingautor] cannot exclude possibility of certain health effects but, in the same sentence claims the opposite that the health effects are neither proven nor possible
Es sind zwar nur Nuancen, die "neither been demonstrated nor is it probable" unterscheiden von "cannot exclude possibility", diese aber geben Leszczynskis Interpretation eine tendenziöse Färbung, die in der Anti-Mobilfunk-Szene häufig zu beobachten ist. Spricht das Bundesamt für Strahlenschutz z.B. die Empfehlung aus, wenn möglich Kabel statt Funk zu verwenden, verwandeln Mitglieder der Szene diese Empfehlung gerne in eine Warnung des Amts. Mit derart unterschwelligen Verzerrungen tatsächlicher Aussagen von Autoritäten versucht die Szene seit eh und je die Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Dariusz Leszczynski ist Wissenschaftler und kein von missionarischem Eifer beseelter Wutbürger oder Geschäftemacher, an seine Faktentreue dürfen deshalb höhere Ansprüche gestellt werden.
Nein, es sind nicht nur Nuancen, das ist ja der Punkt. Ich habe das mal übersetzt:
Rat: "Für die meisten anderen biologischen Prozesse ist es weder nachgewiesen noch wahrscheinlich, dass Veränderungen bei ihnen mit der Exposition in hochfrequenten elektromagnetischen Feldern verbunden sind, obwohl dies nicht ausgeschlossen werden kann."
Leszczynski: "... er [der Ausschuss; Anm. Postingautor] kann die Möglichkeit bestimmter gesundheitlicher Auswirkungen nicht ausschließen, behauptet aber im gleichen Satz das Gegenteil, dass die gesundheitlichen Auswirkungen weder bewiesen noch möglich seien." (fett von mir)
Während der niederländische Expertenrat logisch korrekt argumentiert, verdreht Dariusz das in Wuff'scher Manier so, das der Leser vielleicht auf den ersten Blick gar nicht bemerkt, was da geschehen ist. Und doch ist es so bezeichnend. Dariusz hat offenbar eine Brille auf, die ihn die Realität anders sehen lässt als sie ist. Wunschdenken, Klammer im Kopf, was auch immer. Jedenfalls sehe ich ihn deswegen als nicht neutral an, was er als Wissenschaftler sein müsste.
Danke jedenfalls für die Darstellung, ich werde sie in meine Vorlesungen einbauen.
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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert
Dariusz Leszczynski verdreht Aussagen
Dariusz Leszczynski, Mittwoch, 09.09.2020, 14:22 (vor 1517 Tagen) @ Alexander Lerchl
Thank you Alexander for your critical comments. I was not aware that I know so well nuances of English that I can use it to mislead... Wow!
You, as I, are also a scientist and should aspire, as you said, to higher standards. However, it is not what you do because you have also your "glasses" that distort your own view of the RF arena.
Let's agree that we disagree...
Medienkünstler zweifelt Verlässlichkeit des Gesundheitsrates an
H. Lamarr , München, Montag, 21.09.2020, 22:57 (vor 1505 Tagen) @ H. Lamarr
Was hierzulande die Strahlenschutzkommission (SSK) ist, ist in den Niederlanden der Gesundheitsrat. Dieser hat am 2. September 2020 aufgrund eines parlamentarischen Auftrags eine Stellungnahme "5G und Gesundheit" veröffentlicht, in der er der Politik Handlungsempfehlungen ans Herz legt.
Dariusz Leszczynskis Wissenschaftsblog "Between a Rock and a Hard Place" (auf deutsch etwa "Zwischen zwei Mühlsteinen", "Zwischen allen Stühlen" oder "Zwischen Borke und Stamm") gibt hin und wieder Fremdautoren Gelegenheit zu einem Gastblog. Im aktuellen Gastblog des ereignisgesteuerten niederländischen Medienkünstlers Bardo Frings geht es um den Niederländischen Gesundheitsrat. Vor einigen Jahren analysierte Frings die ersten drei Berichte des Gesundheitsrates über Mobiltelefone und Krebs. Zu seiner damaligen Überraschung hätten diese Berichte, insbesondere der 2013 veröffentlichte erste, aus seiner Sicht zahlreiche Fehler und Ungenauigkeiten enthalten.
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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Lennart Hardell schießt gegen Icnirp & Gesundheitsrat NL
H. Lamarr , München, Mittwoch, 27.10.2021, 01:11 (vor 1105 Tagen) @ H. Lamarr
Was hierzulande die Strahlenschutzkommission (SSK) ist, ist in den Niederlanden der Gesundheitsrat. Dieser hat am 2. September 2020 aufgrund eines parlamentarischen Auftrags eine Stellungnahme "5G und Gesundheit" veröffentlicht, in der er der Politik Handlungsempfehlungen ans Herz legt.
Die Empfehlungen des Fachausschusses EMF im Gesundheitsrat sind unspektakulär bis auf eine, die besagt, das 26-GHz-Frequenzband für 5G so lange nicht zu nutzen, bis potenzielle Gesundheitsrisiken in diesem Frequenzband untersucht worden sind.
In einem Kommentar (Health Council of the Netherlands and evaluation of the fifth generation, 5G, for wireless communication and cancer risks) diskutiert Lennart Hardell die Richtlinien für hochfrequente Strahlung in Bezug auf die jüngste Bewertung durch den Gesundheitsrat der Niederlande. Der Fachausschusses EMF im Gesundheitsrat empfiehlt, dass für die Einführung von 5G das Frequenzband 26 GHz nicht verwendet werden sollte. Für niedrigere Frequenzen empfiehlt er die Richtlinien von Icnirp. Aus Sicht von Hardell beruhen diese Richtlinien jedoch nicht auf einer objektiven Bewertung der Gesundheitsrisiken. In seinem Kommentar begründet der Schwede seine Kritik und hält ein 5G-Moratorium für dringend erforderlich.
Erstaunlicherweise behauptet Hardell auch, die Icnirp-Richtlinien würden "von der Mehrheit der Wissenschaftler auf diesem Gebiet als unzureichend für den Schutz vor Gesundheitsrisiken wie Krebs angesehen". Als Beleg für seine Behauptung verweist er auf den Appell von Martin Blank († 2018) aus dem Jahr 2015. Mit diesem alles andere als überzeugenden Beleg hat sich Hardell mMn hoffnungslos verstiegen, er gibt persönliches Wunschdenken als Tatsache aus. Für einen Wissenschaftler, der ernst genommen werden will, ist dies abträglich. Und die Tatsache, dass ein Sohn von Martin Blank schon vor geraumer Zeit in den USA groß ins Geschäft mit EMF-Schutzprodukten einstieg, ist für die Glaubwürdigkeit des Appells auch nicht gerade förderlich.
Hardell reichte seinen Kommentar beim World Journal of Clinical Oncology bereits im Dezember 2020 ein, die Print-Veröffentlichung war im Mai 2021, online ging der Kommentar im Juni 2021.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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