5G-Antennen: Ericsson-Experte Törnevik widerlegt Hans-U. Jakob (Technik)
Seit Herbst 2017 gibt Gigaherz-Präsident Jakob den 5G-Experten. Zentraler Dreh- und Angelpunkt seiner alarmierenden Behauptungen ist eine Präsentation des Netzwerkausrüsters Ericsson, aus der sich Jakob Grafiken herauskopiert hat. Das Original der Präsentation hält der Ex-Elektriker bis heute unter Verschluss. Doch ein jetzt bei der ITU entdecktes Original zeigt: Jakob hat die Grafiken aus dem Zusammenhang gerissen und präsentiert sie auf seiner Website völlig falsch.
Das IZgMF-Forum hat den technischen Blödsinn, den Jakob unermüdlich über 5G verbreitet, von Anfang an in diesem Strang kommentiert. Ausgenommen von der Kritik blieben bislang die Grafiken des Netzwerkausrüsters Ericsson, die Jakob eigenen Angaben zufolge "Verkaufsunterlagen" der schwedischen Firma entnommen haben will. Eine Prüfung war nicht möglich, denn der greise Ex-Elektriker stellt seine Quelle weder ins Netz, noch gibt er einen Link zur Quelle preis.
Doch heute stieß ich zufällig auf eine Präsentation, die der Ericsson-Mitarbeiter Christer Törnevik am 5. Dezember 2017 anlässlich eines ITU-Arbeitstreffens in Warschau zeigte. In dieser Präsentation sind nahezu alle Grafiken enthalten, derer sich Jakob für seine Alarmmeldungen bedient. Darüber hinaus zeigt die Präsentation erhellende kurze Begleittexte zu den Grafiken, die der Gigaherz-Präsident wohlweislich verschweigt. Denn diese Begleittexte machen deutlich, wie dreist Jakob seine Leser für dumm verkauft. Absicht möchte ich ihm nicht unterstellen, dazu versteht der Ex-Elektriker viel zu wenig von Nachrichtentechnik, er glaubt den technischen Blödsinn, den er aus fremden Quellen herausdestilliert und anderen vorträgt, mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst.
Jakobs Meisterstück in 5G-Desinformation lieferte er am 25. Juli 2018 mit seinem Beitrag ab:
In diesem Machwerk verwurstet er am häufigsten die Grafiken, die er zuvor aus einem Ericsson-Papier abgegriffen hat. Auch der bald 100-Jährige Prof. Karl Hecht, der nicht aus dem Fenster stieg und verschwand, sondern anlässlich seines 95. Geburtstags ein ziemlich wirres Pamphlet verfasste, fand für sein Papier Gefallen an den Grafiken von Ericsson (siehe Seiten 73 und 74). Da auch Hecht die Originalquelle nicht finden konnte, bediente er sich kurzerhand heimlich bei Gigaherz-Jakob, nennt jedoch Ericsson als Quelle. Unpassenden Text in einer der Grafiken pinselte der greise Professor und Bildmopser mit Tipp-Ex mehr schlecht als recht weg.
Jakobs oben verlinkten Beitrag muss man zur Vorbereitung nicht lesen, es genügt schon, sich die Grafiken kurz anzuschauen. So geübt kann man sich jetzt Törneviks Original-Präsentation zuwenden:
Impact of EMF limits on 5G networkroll-out
Die bescheidene Kunst Jakobs Desinformation zu erkennen besteht nun darin, Törneviks Begleittexte zu einer Grafik mit dem Geschreibsel zu vergleichen, das Jakob sich zur gleichen Grafik auf seiner Website abgerungen hat. Manches wird fachliche Laien ins Schwitzen bringen, anderes dürfte auch für sie auf Anhieb klar sein.
Zur Orientierung ein kleiner Wegweiser. Dieser nennt zu Jakobs geklauten Grafiken (bei ihm heißen sie "Folien") die passende Seite in Törneviks Präsentation:
Jakob-Folie 1 ► nicht enthalten
Jakob-Folie 2 ► Seite 4
Jakob-Folie 3 ► Seite 7
Jakob-Folie 4 ► Seite 8 (abweichende Werte)
Jakob-Folie 5 ► Seite 3
Jetzt möge bitte jeder selbst vergleichen, was der echte Experte Törnevik an Begleitinformationen liefert, und was der selbsternannte Experte Jakob in die Grafiken hineingedichtet hat.
Beispiel: Jakob benutzt Folie 2, um mit den erkennbar sehr großen Sicherheitsabständen irrationale Ängste gegenüber 5G zu schüren. Törnevik zeigt die gleiche Grafik auf Seite 4 und fügt in der Fußzeile hinzu: Very large exclusion zone due to unrealistic power (sehr großer Sicherheitsabstand wegen unrealistisch großer Sendeleistung). Päng!
Für Jakob besonders peinlich: Auf Seite 3 seiner Präsentation zeigt Törnevik die technischen Daten einer 5G-Kleinzellenantenne im 28-GHz-Band. Diese 60 cm x 30 cm x 9 cm große Antenne enthält 512 Antennendipole. Gemäß Jakobs grundfalschem Verständnis einer solchen adaptiven Antenne gehen von ihr ebenso viele (512) Strahlenkeulen aus, die erbarmungslos auf die Bevölkerung eindreschen. Doch weit gefehlt. Die 512 Antennendipole formen lediglich acht steuerbare Strahlenkeulen (für mindestens*) acht Teilnehmer), die sich horizontal um maximal ±60 Grad schwenken lassen, vertikal um maximal ±15 Grad. Päng!
Forumteilnehmer "Kuddel" hat mit diesem Posting schon vor einem Jahr versucht, Jakob von seiner falschen Interpretation der Strahlenkeulen adaptiver Antennen (auch Massive Mimo genannt) abzubringen. Vergeblich, Jakob beharrt bis heute auf seinem Fehler. Jetzt widerlegt ihn Christer Törnevik von Ericsson, also von der Firma, deren Grafiken Jakob so eifrig verwendet und falsch deutet. Wird der Gigaherz-Präsident seinen Fehler nun endlich einräumen? Selbstverständlich nicht! Der Altersstarrsinn des Ex-Elektrikers lässt diese Einsicht nicht mehr zu. So wird er weiter seinen Stuss überall dort verbreiten, wo noch weniger Wissen über nachrichtentechnische Details vorzufinden ist, als bei ihm selbst. Das muss man in einem Rechtsstaat wohl aushalten. Bis der liebe Gott ein Einsehen hat und den Sünder zum Rapport einbestellt .
Hintergrund
5G-Antennentechnik kompetent erklärt
*) Nachtrag vom 26.11.2020: Wird das Zeitmultiplexverfahren (TDMA) eingesetzt, können auch mit nur acht Beams deutlich mehr als acht Teilnehmer am Zellenrand versorgt werden. Sind keine oder nur wenige Teilnehmer am Zellenrand zu versorgen, können die "freien", der 512 Elementarantennen, zu erheblich mehr als acht Beams (dann aber mit geringerer Reichweite) zusammen geschaltet werden, um (mit TDMA) hunderte Teilnehmer zu versorgen.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –