Falsche Schlüsse (100): Ahnenforschung mit DNA-Probe (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 21.02.2018, 20:34 (vor 2472 Tagen) @ H. Lamarr

Es hätte so schön sein können. Für weniger als 100 Euro analysiert ein Labor private DNA-Proben und gibt Auskunft, wo einem seine Urahnen einst hausten.

"Wir alle sind Geflüchtete", hieß es vor einigen Tagen auf "Zeit Online", und mit "alle" waren tatsächlich alle gemeint. Die deutsche Autorin und Kuratorin Emma Braslavsky hatte zwei Speicheltests gemacht und daraufhin eine Art literarische Vision durchlebt. Sie war einem äußerst zweifelhaften Trend gefolgt, bei dem Leute eine DNA-Probe an ein Unternehmen schicken und dann vermeintlich über ihre Herkunft aufgeklärt werden: Zu wie viel Prozent bin ich mitteleuropäisch, wie viel nordafrikanisch, und so weiter. [...]

Zum Sonderpreis von 69 Euro kann man zum Beispiel beim Anbieter "MyHeritage" seine Spucke untersuchen lassen. Man erhält zwei Wattestäbchen, die man eingespeichelt ins Labor schickt. Nach ein paar Wochen gibt es online die Ergebnisse. "Die Wohnorte Ihrer Ahnen sind in Ihrer DNA verschlüsselt", heißt es mäßig seriös auf der Webseite. "Wir bieten 42 verschiedene Ethnizitäten an - die höhste (sic) Anzahl unter allen größeren DNA-Test Anbietern (sic)".
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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