Falsche Schlüsse (2): Katzenflöhe (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 22.07.2009, 16:13 (vor 5611 Tagen) @ H. Lamarr

Fehlschlüsse sind in der Mobilfunkdebatte an der Tagesordnung. Dabei sind sich die Fehlschliesser infolge allgegenwärtiger Desinformation dessen in keiner Weise bewusst. Und deshalb zeigen wir in unserer neuen Reihe "Falsche Schlüsse" anhand plakativer Beispiele, wie leicht man sich doch irren kann ...

Irgendwann im Frühjahr diesen Jahres begab sich meine Schwägerin samt Familie in ein verlängertes Wochenende am Fuß der italienischen Dolomiten. Das Essen war gut, die Betten waren komod und die niedlichen Kätzchen, die um die Unterkunft strichen, waren einfach zu süß. Alles war paletti.

Schon am Tag der Heimkehr aber, kurz nach der Ankunft zuhause, waren bei meiner Schwägerin, sie hört übrigens auf den netten Namen "Berta", am Körper erste Anzeichen kleiner Bisse zu sehen. Innerhalb eines Tages eskalierte die Situation geradezu - bereits am Abend nach der Rückkehr sah Berta ziemlich übel zugerichtet aus.

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Klar, dass nun die Ursachenforschung auf Hochtouren lief und eine Schnellstudie ergab: Berta hatte Flöhe! Da sie sonst nie Flöhe hatte und auch sonst über jeden Verdacht erhaben ist, gerieten die süßen Kätzchen am Urlaubsort in den Mittelpunkt der Nachforschungen. Und als Wikipedia ausplauderte, dass es neben Hunde- auch Katzenflöhe gibt, lag der Fall wie ein offenes Buch da, in dem die gesamte Verwandtschaft kopfnickend las. Dass ich den Auftrag bekam, mit einem von Teilnehmer charles inspirierten USB-Mikroskop die sterblichen Überreste eines dieser Katzenflöhe forensisch zu untersuchen, war eigentlich nur noch Formsache. Allerdings gar keine so leichte, denn weil dem Floh der Hinterleib fehlte - er war beim rabiaten Abmurksen abgetrennt worden - und damit auch die charakteristischen Hinterbeine, konnte ich mich als Nachrichtentechniker nicht so recht entscheiden, ob eine tote Milbe oder ein toter Floh unterm Mikroskop lag. Immerhin konnte ich Berta einige Fotos der Biester, die sie quälten, mailen.

Für zwei, drei Tage wusste also gefühlt halb München: Berta hat sich während des Urlaubs in Italien Katzenflöhe eingefangen!

Doch dies stellte sich wenig später als kapitaler Irrtum heraus. Italien und die Katzen dort waren völlig schuldlos, denn die Brutstätte der Flöhe war zuhause auf Bertas Balkon. Dort hängt nämlich ein Nistkasten für Meisen. Tja, und eines der frisch geschlüpften Meislein hat es eben nicht geschafft, es lag unbemerkt tot im Kasten und wurde zur Brutstätte der Parasiten, die wir für Katzenflöhe hielten. Was es wirklich war - keine Ahnung. Tatsache ist, dass Berta die sprungfreudigen Tierchen irgendwann beim Betrachten des Nistkastens zufällig entdeckte, drinnen wimmelte es dann nur so davon. Das Küken war vermutlich am Beginn des Kurzurlaubs ums Leben gekommen, binnen vier Tage vermehrten sich die Parasiten rasend schnell und sprangen Berta an, als sie vom Urlaub zurückgekehrt ahnungslos die Blumen aufm Balkon inspizierte.

Wie leicht man sich doch irren kann ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Fehlschlüsse


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