J. Schüz zur Kritik an der Kohortenstudie Dänemark (Forschung)

H. Lamarr @, München, Montag, 31.10.2011, 13:43 (vor 4748 Tagen) @ H. Lamarr

Ich wollte heute von Schüz wissen, ob bei der 2B-Wertung der IARC denn nun die Kohortenstudie mit/ohne Update eingeflossen ist, doch er ist auf Reisen und kommt erst am 4. November zurück.

Meine E-Mail muss ihn wohl unterwegs erwischt haben. Hier also das Schreiben von Dr. J. Schüz im Wortlaut. Gefragt hatte ich nach der Berücksichtigung der Kohortenstudie in der IARC-Arbeitsgruppe sowie danach, ob er die polemischen Kritiken an der Kohortentudie als Entwertung seiner Arbeit sieht und wie er über die vorgebrachten sachlichen Kritiken denkt (Website Powerwatch: "What do we see as the main problems?").


************** Beginn Stellungnahme J. Schüz **************

Die Veröffentlichung des Updates von 2006 lag der IARC Working Group vor und wurde entsprechend in die Bewertung einbezogen, während das Update von 2011 noch nicht vom Journal akzeptiert war und deshalb der Working Group nicht zur Verfügung stand. Einige Klarstellungen bezüglich der verschiedenen IARC Aktivitäten und deren Zusammenspiel haben wir auf www.iarc.fr in einem Q&A Dokument zusammengestellt.

Die mir bisher bekannten Kritikpunkte beziehen sich vor allem auf Aspekte die wir in unserem Manuskript selbst diskutiert haben. Eine Entwertung sehe ich nicht - die drei Follow Ups der dänischen Kohortenstudie wurden zwei Mal im Journal of the National Cancer Institute und einmal im British Medical Journal veröffentlicht, für Beobachtungsstudien sehr hochrangige Journals, was wir als positives Feedback ansehen.

Als zusätzlichen Punkt möchte ich darauf hinweisen, dass wir bei der Danish Cancer Society seinerzeit eine Forschungsstrategie geplant und dann auch als solche vom Danish Strategic Research Council finanziert bekommen haben. Diese Strategie umfasste Inzidenzstudien (Deltour, JNCI, 2009), die Updates der dänischen Subscriber-Kohorte (Schüz, JNCI, 2006; Frei, BMJ, 2011; Schüz, Am J Epidemiol, 2011), die Fallkontrollstudie zu Hirntumoren bei Kindern, Cefalo (Aydin, JNCI, 2011) und den Start der prospektiven Kohortenstudie Cosmos (Schüz, Cancer Epidemiol, 2011). Diese Studien ergänzen sich gegenseitig sowohl in puncto Stärken und Schwächen als auch ihrer Fragestellungen. Und diese Strategie haben wir ergänzend zu Interphone aufgesetzt - es sei daran erinnert, dass mit Dr. Johansen und mir zwei nationale Interphone Prinicipal Investigators beteiligt waren.

Insofern sollte unsere Strategie auch als solche bewertet werden und für konstruktive Kritik waren und sind wir immer offen. Der Habitus, die einzelnen Elemente immer damit zu kritisieren, dass sie etwas nicht umfassen was aber Bestandteil der anderen Studien ist (z.B. Kinder oder keine Kinder, Langzeit im Fokus oder Kurzzeit im Fokus, etc.) ist auf Dauer etwas ermüdend.

Mit freundlichen Grüßen
Joachim Schüz

Head, Section of Environment and Radiation
International Agency for Research on Cancer (IARC)

************** Ende Stellungnahme J. Schüz **************

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Schüz, Kohortenstudie, Powerwatch


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