Auch Hörgeräte verursachen Elektrosmog (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Montag, 30.01.2023, 00:04 (vor 644 Tagen)

Hin und wieder bringt das Schweizer Verlagshaus Konsumenteninfo AG in seinen Zeitschriften "K-Tipp", "Gesundheitstipp" oder "Saldo" Beiträge zum Thema Elektrosmog. Organisierte Mobilfunkgegner freuen sich darüber, mir hingegen kommt jedes mal die Galle hoch. Warum? Weil die Zeitschriften sich aus meiner Sicht als Mietmaul für die Interessen von Nutznießern irrationaler Ängste gegenüber Elektrosmog betätigen. Diesmal liefert mir "Saldo" den Stein des Anstoßes.

Jüngster Streich des Blatts ist der Beitrag "Auch Hörgeräte verursachen Elektrosmog" vom 25. Januar 2023. Außer einem Appetizer erfahren Neugierige dort jedoch nicht viel, der Beitrag lauert hinter einer Bezahlschranke auf seine Leser. Freundlicherweise unterstützt jedoch Elisabeth Buchs, "elektrosensibles" Vorstandsmitglied von Gigaherz, "Saldo" mit einem verkaufsfördernden Posting im Forum ihres Vereins, das wenigstens in Ansätzen Einblick gibt, was das Blatt seinen Lesern auftischt.

Textpassagen aus dem Beitrag, die meiner Galle nicht gut tun, formatiere ich im Zitatformat des IZgMF-Forums und hänge meinen Kommentar dran.

Auch Hörgeräte verursachen Elektrosmog

Stimmt, Hörgeräte verursachen "Elektrosmog", sogar Modelle ohne Bluetooth. Und das schon seit etwa 2007. Damals kamen "binaurale" Modelle auf, die Funkkontakt zwischen den Hörgeräten fürs linke und rechte Ohr zuließen, z.B. um Einstellwerte von A nach B zu übertragen. Diese Technik, die noch heute angewendet wird, nutzt im 3-MHz-Bereich die magnetische Feldkomponente des Funksignals, da auf diese Weise der Kopf des Schwerhörigen das Funksignal nahezu ungedämpft von Ohr zu Ohr passieren lässt, jedoch mit nur bescheidener Datenübertagungsrate von etwa 100 bit/s. Was für einfache Steuerungszwecke genügte, war für Tonsignalübertragung und komfortable Steuerung (App) mit einem Smartphone jedoch viel zu wenig. Bluetooth LE (Low Energie) löste vor etwa fünf Jahren dieses Problem, wobei schwache Sendeleistungen von 0,01 mW bis maximal 10 mW zulässig sind. Doch wer die winzigen Knopfzellen von Hörgeräten einmal gesehen hat muss kein Techniker sein, um zu kapieren, dass diese Energiequellen über mehrere Tage hinweg nur "Elektrosmog" hervorbringen können, der, – weil lächerlich klein, – keiner ist. Hörgeräten "Elektrosmog" anzudichten ist in etwa so sinnfällig wie ein Tempolimit von 10 Zentimeter pro Stunde als gefahrenbringend abzulehnen.

Funksender in Hörgeräten senden elektro­magnetische Strahlen.

Am Gebrauch des Wortes "Strahlen" ist erkennbar, "Saldo" will mit der Assoziation zu radioaktiver Strahlung Ängste wecken. Bluetooth-Sender emittieren aber keine todbringenden Strahlen, sondern schwache und deshalb harmlose elektro­magnetische Felder, die auch bei "sensiblen Menschen" keinerlei mit statistischer Signifikanz reproduzierbare Beschwerden auslösen können. Wer anderes behauptet, möge dafür ernst zu nehmende Belege beibringen.

Immer mehr Hörgeräte enthalten Bluetooth-Sender. Damit lassen sich der Ton des Fernseh­geräts, der Musikanlage und anderer Tonquellen direkt aufs Hörgerät über­tragen.

Der Autor des Beitrags muss den Physik-Unterricht geschwänzt haben. Seine Aufzählung gilt für Bluetooth-Sender in den genannten Geräten, das Hörgerät muss die Audiosignale nur empfangen und sendet, wenn überhaupt, nur kurze Signalisierungen zurück.

Die Hörgeräte verursachen elektromagnetische Strahlung.

Nein, wirklich? Das ist ja schrecklich!

Das zeigen Messungen des Elektrosmog-Fachmanns Peter Schlegel aus Esslingen ZH.

Peter Schlegel (81) ist studierter Bauingenieur. Um die Jahrtausendwende hat er diesen Beruf aufgegeben und sich voll dem Geschäftsfeld Elektrosmog-Beratung, -Messung und -Schirmung gewidmet. Zudem betreibt er die Website "Bürgerwelle Schweiz". Schlegels Geschäftsfeld beruht auf irrationalen Ängsten gegenüber elektromagnetischen Feldern jeder Art. Er ist einer der medienpräsentesten Warner vor Elektrosmog in der Schweiz und sorgt mit seinen Auftritten dafür, dass die Grundlage seines Geschäftsmodells bei der Bevölkerung nicht in Vergessenheit gerät.

Er hat die Funkstrahlung von vier Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten gemessen. Dabei zeigte sich: Im Standby-Modus, also im normalen Betriebszustand verursachten die Hörgeräte eine Strahlung im Bereich von 0,41 bis 0,7 V/m.

Bestimmungsgemäß gebraucht hat ein Hörgerät direkten Körperkontakt entweder hinter dem Ohr oder im Ohr. Der Abstand der Bluetooth-Antenne im Hörgerät zu Gewebe beträgt nur wenige Millimeter. Unter diesen Umständen ist eine Feldstärkemessung, wie sie Peter Schlegel durchgeführt hat, äußerst fragwürdig, denn es fehlt in dem "Saldo"-Textfragment die Angabe, in welchem Abstand zum Hörgerät er gemessen hat. Dieser Abstand bestimmt den Messwert maßgebend, je größer der Abstand, desto kleiner der Messwert. Da anzunehmen ist, dass Schlegel die aufs Gewebe einwirkende Feldstärke messen wollte hat er wahrscheinlich so nah wie möglich am Hörgerät gemessen, alles andere wäre sowieso irrelevant. Das klingt zunächst logisch richtig, dieser Weg führt jedoch mit Baubiologen-Messtechnik nicht zu korrekten Messwerten. Denn bei der Bluetooth-Trägerfrequenz im 2,4-GHz-ISM-Frequenzband beträgt die Wellenlänge rd. 12 Zentimeter. War der Bauingenieur mit seiner Messantenne deutlich näher als 12 Zentimeter an dem Hörgerät dran, hat er tief im "reaktiven Nahfeld" der winzigen Bluetooth-Sendeantenne gemessen. In diesem Feldbereich gelten jedoch völlig andere physikalische Gesetze als im "Fernfeld", in dem Baubiologen üblicherweise messen, und das bei Bluetooth in rd. 50 Zentimeter Abstand zur Sendeantenne beginnt. Da sich auch bei Smartphones der Kopf eines Nutzers im "reaktiven Nahfeld" befindet nennen alle Hersteller nicht die elektrische Feldstärke als Maß für die "Strahlenbelastung" des Kopfes, des Rumpfes und der Gliedmaßen, sondern SAR-Werte. Diese aber lassen sich mit Baubiologen-Messtechnik nicht ermitteln, sie erfordern SAR-Messplätze, die mit speziellen (kleinen) Messsonden ausgestattet sind und Kosten in der Größenordnung von 300'000 Euro verursachen.

Selbst unter der kühnen Annahme, die Messwerte 0,41 V/m bis 0,7 V/m wären halbwegs zutreffend, stellt sich die Frage, was diese Werte bei einem zulässigen Immissionsgrenzwert von 61 V/m bedeuten. Mit maximal 1,14 Prozent Grenzwertausschöpfung dürfen die Werte getrost als belanglos eingestuft werden, zumal sie auch deutlich unter den Schweizer Anlagegrenzwerten liegen. Sinnvoll sind diese Vergleiche jedoch nicht, da a) Feldstärkewerte für körpernahe Befeldung wie zuvor ausgeführt unzulässig sind und b) die genannten Grenzwerte nicht für Teilkörperbefeldung gelten, was bei einem Hörgerät der Fall ist, sondern für Ganzkörperbefeldung im Fernfeld. Kurzum: Schlegels Messwerte sind irrelevant, nichts lässt sich damit anfangen.

Der Zuger-Hörgeräteakustiker Nico Tomasini hat sich auf elektrosensible Personen spezialisiert.

Vielleicht ist der Tomasini aber auch ein Freund der "Saldo"-Redaktion :-). Dies vermute ich, weil unter "Elektrosensiblen" Tipps, die zu "Helfern" gleich welcher Art führen, hoch willkommen sind. Gefragt sind z.B. Geheimtipps zugunsten von Medizinern, die großzügig "Atteste" für eine "diagnostizierte" Elektrosensibilität ausstellen.

Mutmaßlich ist der gute Mann auf das Märchen hereingefallen, in der Schweiz gäbe es 800'000 "Elektrosensible".

Er sagt, das Ausschalten des Senders funktioniere bei jedem Hörgerät anders bei einigen sei es nicht möglich.

Tja, was bleibt schwerhörigen "Elektrosensiblen" angesichts dieser Warnung anderes übrig, als bei dem ausgefuchsten Herrn Tomasini einzukaufen? In der Schweiz gehen jährlich rd. 90'000 Hörgeräte über den Ladentisch. Und angeblich ist jeder zehnte Schweizer "elektrosensibel". Das wären dann 9000 potentielle Kunden für den Hörgeräteakustiker, 36 pro Arbeitstag. Weil das für einen Einzelkämpfer aber viel zu viele sind, müssen sich mindestens noch zwei weitere Hörgeräteakustiker auf "elektrosensible" Kunden spezialisieren, um den erhofften Ansturm bewältigen zu können :wink:.

Einfacher ist es, die Hörgeräte in den Flugmodus zu versetzen (nicht bei allen möglich). Dann schweigt der Bluetooth-Sender. Allerdings muss man den Flugmodus jeden Tag von neuem aktivieren, wenn man die Hörgeräte einschaltet.

Uff! "Hörgeräte in den Flugmodus zu versetzen" lese ich zum ersten mal. Es scheint aber tatsächlich möglich zu sein, obschon ich dem verlinkten vagen Tipp nicht über den Weg traue, da der Nutzer (ohne technische Hilfsmittel) keinerlei Kontrollmöglichkeit hat. Andererseits eröffnet der Tipp die Gelegenheit zum Blindversuch: Gaukelt er die Abschaltung nur vor und fühlt sich ein überzeugter Elektrosensibler danach dennoch besser, wäre dies ein gelungener Nachweis des Nocebo-Effekts im Selbstversuch. Vernünftige Betroffene könnten auf diese Weise geläutert werden und ihre Hörgeräte künftig stressfreier nutzen.

Hintergrund
Bluetooth LE auf Wikipedia
Bluetooth Reichweite verstehen
Hörgeräte heute und in Zukunft: Signalverarbeitung mit neuen Verbindungen
K-Tipp im IZgMF-Forum
Gesundheitstipp im IZgMF-Forum
Saldo im IZgMF-Forum

[Admin: Falsche Formatierung berichtigt am 31.01.2023, 17:36 Uhr]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Baubiologe, Geschäftsmodell, Nahfeld, Seilschaft, Schweiz, Schlegel, Bluetooth, K-Tipp, Hörgerät

Hörgeräte: "Elektrosensible" mit Ladenhütern glücklich machen

H. Lamarr @, München, Dienstag, 31.01.2023, 21:57 (vor 642 Tagen) @ H. Lamarr

Der Zuger-Hörgeräteakustiker Nico Tomasini hat sich auf elektrosensible Personen spezialisiert.

In einer Ecke seiner Website gibt Herr Tomasini Auskunft, wie das mit "elektrosensiblen" Personen in seinem Kundenkreis so läuft. Tomasini mag ein hervorragender Hörgeräteakustiker aus Leidenschaft sein, ein guter Texter ist er nicht. Andererseits: Hörgeräte ohne Bluetooth werden bald unverkäuflich sein. Auslaufmodelle deshalb in größerem Stil jetzt günstig erwerben, den Ladenhütern das exklusive Etikett "strahlungsfrei" als (teures?) Alleinstellungsmerkmal verpassen und "Elektrosensible" damit rundum glücklich machen, das halte ich für eine pfiffige zukunftssichere Geschäftsidee.

Wie im Startposting sind folgend Textpassagen der Quelle (hier Tomasinis Webseite) im Zitatformat des IZgMF-Forums formatiert und im Folgeabsatz von mir einfühlsam kommentiert.

Ein heikles Thema ist und bleibt die Strahlung. Viele Menschen verdrehen nur den Kopf, wenn sie hören, dass sich jemand über den Elektrosmog beschwert.

Die Augen! Menschen verdrehen nicht den Kopf, sondern die Augen, wenn sie hören, dass sich jemand über Elektrosmog beschwert.

Studien sind sich uneinig und kommen auf keinen grünen Zweig.

Wissenschaftler sind sich uneinig, nicht ihre Studien. Und auf "keinen grünen Zweig kommen" bedeutet erfolglos zu sein. In Icnirp organisierte Wissenschaftler sind jedoch äußerst erfolgreich gewesen, ihre Grenzwertempfehlungen wurden von gut 40 Ländern von Nordamerika bis Australien ohne Änderung übernommen (Stand 2009), auch wenn das einigen Langzeitbesorgten, die auf keinen grünen Zweig kommen, ein Dorn im Auge ist.

Eine Schwierigkeit ist es die korrekte Aussage zu treffen welche Antwort wahr oder falsch ist.

Stimmt, für Laien ist das schwierig. Weltweit gibt es jedoch ungefähr 30 Expertenkommissionen, die regelmäßig prüfen, ob die Icnirp-Grenzwerte noch zeitgemäß sind. Die hatten bislang keine Schwierigkeiten, nach jeder Prüfung grünes Licht zu geben. Unwahrscheinlich, dass die alle gekauft worden sind, wenn auch einige der Experten in mehreren Kommissionen sitzen.

Laut Strahlenschutz haben Bluetoothgeräte eine Strahlung von 200mW. Hörgeräte sind hingegen bei 0.2mW.

Nein, der Maximalwert stimmt hinten und vorne nicht. Bluetoothgeräte "haben" auch keine Strahlung (wie "Saldo" benutzt Tomasini auffällig gerne den Dysphemísmus "Strahlung"), sondern sie erzeugen Funkfelder durch Einspeisen von Sendeleistung (gemessen in Milliwatt) in eine Antenne. Die maximale Sendeleistung ist bei Bluetooth auf 100 mW begrenzt, 200 mW ist falsch (wahrscheinlich verwechselt mit 5-GHz-Wlan), das sollte Herr Tomasini schleunigst korrigieren, wenn ihm sein Ruf wichtig ist. Mehr zu Bluetooth-Sendeleistungen gibt es aus erster Hand bei der Bluetooth Special Interest Group. Wenn einer über Bluetooth Bescheid weiß, dann die.

Ist Strahlung bei Hörgeräten jetzt schädlich? Nico Tomasini, Hörgeräteakustikmeister, stellt sich dieser komplexen Frage. «Fakt ist, dass Menschen diese Strahlung beim Tragen von Hörgeräten spüren. Sie empfinden Kopfschmerzen, Müdigkeit, Spannung im Kiefer und Unwohlsein. Steigt man nun um auf ein strahlungsfreies Hörgerät, so sind diese Symptome verschwunden. Das hat die Erfahrung gezeigt.

Ich finde die Frage gar nicht komplex, sondern simpel. Selbstverständlich ist die Funkemission eines Hörgeräts völlig unschädlich. Und es ist auch kein "Fakt", dass Menschen diese Strahlung beim Tragen von Hörgeräten spüren. Herr Tomasini tischt hier eine unhaltbare Tatsachenbehauptung auf, die seinen Geschäftsinteressen dient, die er aber nicht hieb- und stichfest belegen kann. Wahrscheinlich gibt er lediglich die Meinungsbekundung eines "elektrosensiblen" Kunden ungeprüft als Tatsache aus. In Deutschland könnte ihm mit dem Vorwurf unlauteren Wettbewerbs ein Strick daraus gedreht werden, denn er wirbt mit Angst und beeinflusst auf diese Weise die Entscheidungsfreiheit von (besorgten) Kunden auf sachwidrige Weise (Volker Nickel, Werbung in Grenzen, ZAW 1994). Tomasinis "Erfahrung", nach Umstieg auf ein strahlungsfreies Hörgerät, seien die Symptome verschwunden, ist trivial. Warum, das erklärt der vor rd. 100 Jahren entdeckte Hawthorne-Effekt, der in der Wissenschaft zu einfacher und doppelter "Verblindung" in Studiendesigns geführt hat, um den Einfluss der Psyche als Störfaktor auszuschalten. Wenn der Hörgeräteakustikmeister wollte, könnte er die Wirkung des Effekts mühelos selbst testen, indem er "elektrosensiblen" Kunden ein Bluetooth-Gerät als strahlungsfrei empfiehlt und unter Aufsicht tragen lässt.

Viele, wenn nicht sogar alle Betroffene werden das Gerät im Glauben an dessen "Strahlungsfreiheit" positiv bewerten und keine Symptome entwickeln. Dies funktioniert jedoch nur unter Aufsicht, denn nahezu alle "Elektrosensible" haben einen oder mehrere Elektrosmog-Detektoren, mit denen sie, z.B. wenn sie sich unbeobachtet fühlen, Funkimmissionen technisch feststellen können. Entlässt Tomasini seine Spezialkunden samt Hörgerät nicht nachhause, sondern behält sie in seinem Laden, ließe sich auch so eine Mogelei ggf. mühelos beobachten. Ethisch anständig wäre dies jedoch nicht. Würde Tomasini auffliegen und publik, dass er seine "elektrosensiblen" Kunden "ausspioniert", seiner Umsatzkurve dürfte ein Knick nach unten sicher sein. Ergo wird er die Finger von solchen Tests lassen. Ersatzweise könnte er zwar mit offenen Karten spielen und seine Kunden einweihen, doch das ist wieder eine ganz andere Geschichte, die komplizierter ist als es scheint und mit den Geschäftsinteressen eines Hörgeräteakustikers schwerlich in Einklang zu bringen ist.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Hörgeräte mit Bluetooth verursachen Elektrosmog

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 09.02.2023, 21:52 (vor 633 Tagen) @ H. Lamarr

Klassenprimus Diagnose-Funk darf natürlich nicht fehlen, wenn es darum geht, die Bevölkerung mit Blödsinn über nicht belegte, sondern nur erzählte Elektrosmog-Gruselgeschichten zu verunsichern.

Der Stuttgarter Verein verwurstet auf seiner Website die fadenscheinige Story von "Saldo", als wäre diese kein Märchen für Erwachsene. Und wir erfahren, der "Elektrosmog Fachmann Peter Schlegel" hat tatsächlich in nur 1 cm Abstand zu den Hörgeräten gemessen, also dort, wo es ihm mit seinem Hobby-Messgerät verboten ist (siehe Startposting), nämlich im reaktiven Nahfeld der Bluetooth-Antenne :no:. Schlegels fehlerhafte Messwerte klingen Diagnose-Funk nicht furchterregend hoch genug, also haben die Dilettanten auf Leistungsflussdichte mit der Einheit Mikrowatt pro Quadratmeter umgerechnet, um hohe Werte nennen zu können. Immerhin ist ihnen das gelungen, ohne Umrechnungsfehler zu machen.

Damit nicht nur Schweizer Nutznießer irrationaler Ängste vor Elektrosmog etwas von dem Artikel haben, bringt Diagnose-Funk diskret einen zweiten "Elektrosmog-Fachmann" ins Spiel, der plötzlich ebenfalls über Elektrosmog von Hörgeräten Bescheid wissen will, einen aus Aachen, einen Partner des 2019 verblichenen Baubiologen Wolfgang Maes. Die Familie hält eben zusammen. Und selbstverständlich bedient sich auch Diagnose-Funk linientreu des beliebten Framings mit dem Dysphemismus "Strahlung", dem auch "Saldo" und Schlegel verfallen sind, der Hörgeräteakustiker Tomasini und all die anderen, die kein Interesse daran haben, sachlich richtig und ohne persönliche Vorteilnahme an der Inszenierung der Elektrosmogdebatte mitzuwirken.

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Hörgeräte mit Bluetooth verursachen Elektrosmog

e=mc2, Freitag, 10.02.2023, 20:31 (vor 633 Tagen) @ H. Lamarr

Eine wahre Perle in dem Artikel ist der “Richtwert des europäischen Baubiologenverbands für den Standby-Modus", der 0,06 V/m betrage. Jetzt bin ich natürlich neugierig wie der Richtwert für den Sendebetrieb aussieht.

Gerne würde ich auch die Methode der Herleitung diese Wertes kennen. Lasse mich gerne belehren, aber stelle mir das folgendermassen vor:
Beim Baubiologentreffen im Hotel Kreuz suchen alle Baubiologen in ihren Aufzeichnungen nach dem tiefsten je gemessenen Wert bei dem jemand Geundheitsprobleme geäussert hat. Der Gewinner ist der Baubiologe mit dem sensitivsten Messgerät. Das ist dann der empirisch festgelegt Richtwert, der den Stand der Erfahrung repräsentiert.

Das Verfahren hat sich ja auch bei den Impfungen bewährt. Jedes Gesundheitsproblem das je nach einer Impfung aufgetreten ist, gilt in gewissen (denselben?) Kreisen als Impfnebenwirkung.

Europäischer Baubiologenverband

H. Lamarr @, München, Freitag, 10.02.2023, 23:22 (vor 632 Tagen) @ e=mc2

[...] Richtwert des europäischen Baubiologenverbands [...]

Richtwert des w a s? Noch nie was von einem "europäischen Baubiologenverband" gehört, geschweige denn von dessen Richtwerten. Googeln ergab 0 Treffer, auch die Suche nach "Verband europäischer Baubiologen" blieb erfolglos.

Ich dachte bislang, Gigaherz-Jakob sei der einzige in der Szene, der sein Donepezil nicht regelmäßig einnimmt. Stimmt wohl nicht, es müssen mehr sein :no:. Ob die nun bei Diagnose-Funk oder bei "Saldo" zu verorten sind, geht aus dem Text nicht hervor.

In den Second-Hand-Artikel bei Diagnose-Funk wurde zudem ohne Hirn und Verstand folgende Textpassage von "Saldo" übernommen:

[...] Allerdings sind nur noch wenige Modelle ohne Bluetooth-Technik auf dem Markt. Es sind meist günstige Einsteigergeräte, zum Beispiel Phonak Vitus oder Sonetik-Geräte, die in Apotheken und Drogerien erhältlich sind. [...]

Das mag bei der Erstveröffentlichung in der Schweiz noch richtig gewesen sein, in Deutschland unterliegen medizinischen Hörsysteme (im Gegensatz zu "Hörverstärkern") als Medizinprodukte gemäß Medizinproduktegesetz (MPG) einer Regulierung, d.h. der Verkauf ist nur autorisierten Betrieben (meist HNO-Ärzte, Hörgeräteakustiker) vorbehalten. Noch ziemlich neu ist der Verkauf übers Internet, der dann zulässig ist, wenn eine begleitende qualifizierte Beratung z.B. übers Telefon erfolgt.

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Tags:
Willkür, Schweiz, Netzwerk, Baubiologischer Richtwert, Profit

"Saldo" & "K-Tipp": Bild dir meine Meinung

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 16.02.2023, 23:36 (vor 626 Tagen) @ H. Lamarr

Hin und wieder bringt das Schweizer Verlagshaus Konsumenteninfo AG in seinen Zeitschriften "K-Tipp", "Gesundheitstipp" oder "Saldo" Beiträge zum Thema Elektrosmog. Organisierte Mobilfunkgegner freuen sich darüber, mir hingegen kommt jedes mal die Galle hoch. Warum? Weil die Zeitschriften sich aus meiner Sicht als Mietmaul für die Interessen von Nutznießern irrationaler Ängste gegenüber Elektrosmog betätigen.

Von zwei der genannten Blätter werden derzeit irrationale Ängste gegenüber Elektrosmog munter weiter geweckt oder geschürt. Da steht mMn eine klar erkennbare Agenda dahinter, die allerdings weder mit seriösem Journalismus noch mit Konsumentenanliegen etwas zu tun hat, sondern mit schlichter Geschäftemacherei. Denn dem Volk nach dem Maul reden ist gut für Auflage, Reichweite und Werbeerlöse.

Gigaherz ist den Blättern stets zu Diensten und verweist als Promoter im Forum brav auf die kostenpflichtigen Elektrosmog-Artikel, über deren bescheidene fachliche Substanz ich mich hier und jetzt nicht weiter äußern mag.

8. Februar 2023: Elisabeth Buchs verweist im Gigaherz-Forum zwanglos auf den "Saldo"-Artikel "Salt und Sunrise bringen 5G-Strahlung ins Haus". In ihrem Posting gibt die "elektrosensible" Sissi den Tipp, W-Lan zu entsagen oder wenigstens nachts abzuschalten. Schweizer Mobilfunkgegner sind ein lustiges Völkchen. Offensichtlich hat Sissi nicht verstanden, dass die unglückliche SaferPhone-Volksinitiative die sagenhafte Trennung von Indoor- und Outdoor-Versorgung durch Mobilfunk mit W-Lan als Brückentechnik bewerkstelligen wollte.

15. Februar 2023: Diesmal durfte "K-Tipp" hetzen. Im Gigaherz-Forum verlinkt zur Abwechslung ein anonymer unregistrierter Teilnehmer "Phonegate" auf den Artikel "Einige Handys strahlen stärker als erlaubt". Eine äußerst dünne und noch dazu altbackene Story, der wir 2018 einen Faktencheck gewidmet haben. Der Originaltitel in K-Tipp war Teilnehmer "Phonegate" in seinem werblichen Posting nicht grell genug, er titelt "Hirntumore wegen Handystrahlung". Dies deutet auf einen Einpeitscher hin, dem anscheinend noch niemand gesagt hat, dass auch die in Europa allgegenwärtige CE-Kennzeichnung der Verantwortung der Produkthersteller unterliegt. Im Verlauf von "Phonegate"s Posting wird dann aber seine staatsfeindliche Absicht deutlich, aus dem Dickicht der Anonymität heraus das Vertrauen der Eidgenossen in die Behörden der Eidgenossenschaft mit Desinformation zu zermürben. Das finde ich a) fies und b) doof, weil die Reichweite des Gigaherz-Forums derzeit schon am Gartenzaun des Betreibers endet.

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