Kirchturm als Standort

Schutti @, Montag, 21.03.2005, 15:42 (vor 7113 Tagen) @ Karl

In einem Punkt muss man Herrn Schall ("izgmf") uneingeschränkt Recht geben: "Kirchtürme sind in den allermeisten Fällen vorzügliche Standorte für Mobilfunksender." Allerdings meist nur aus Sicht der Netzbetreiber!

Auch aus der Sicht der Mobilfunkkunden.
Ein Standort der funttechnisch gut ist hällt die Verbindung mit weniger Aufwand wie ein weniger guter Standort. (stark vereinfacht)
Entfernung lässt sich leichter ausgleichen wie Dämpfung durch viele REflexionen (zu tief montierte Antenne).

Größere Bereiche im Umfeld der Anlagen lassen sich optimal funktechnisch versorgen.

Stimmt so.

Der von Herrn Schall angestrengte Immissions-Vergleich zweier möglicher Innerorts-Standorte (Kirchturm/Hausdach) `hinkt´ an verschiedenen Stellen:

Kirchturm-Anlage (im Vergleich zur Hausdachanlage): - Würde wahrscheinlich mit einer höheren Sendeleistung (s. auch Gegendarstellungen) arbeiten. Dies ist eine Behauptung von Herrn Hartenstein.

Und ist falsch.
Wie stark gesendet wird und wie groß die Zelle beplant wird hängt von der Dichte der Kunden ab.
Es macht einen Unterschied ob ein kleines ländliches Dorf versorgt werden muss oder ob es die Innenstadt einer typischen Metropole ist mit Geschäftsviertel und Einkaufsstrassen.

- Von einer größeren Anzahl umliegender Gebäuden aus bestünde direkter Sichtkontakt zur Kirchturmspitze. Eine dämpfende Wirkung durch Gebäude(teile), Bäume usw. entfiele also.

Genau das ist das tolle an solchen Standorten.
Auch wenn der Standort mit einer hohen Leistungsklasse betrieben wird, die Leistungsregelung regelt auf beiden Seiten die Leistung auf einen Wert der gerade noch ausreicht (plus etwas Reserve)

Ja und, der Hauptstrahl trifft erst nach mehreren Metern auf Gebäude etc. ist doch optimal wenn man bedenkt, dass es auf die Entfernung in der Horizonalen und Vertikalen ankommt. Je weiter weg desto besser.

Naja, ob die Dämpfung jetzt durch die Freiraumdämpfung (plus Luft) zustandekommt oder durch Wände....
Wenn zumindest zu den Häusern Sichtkontakt besteht kann man doch deutlich einfacher planen wie wenn man die Kunden nur durch Relfexionen erreicht und überall mindestens 2 Hauswände durchdringen muss.

- Der Faktor `Reflexion` käme voraussichtlich stärker zur Geltung. Ja wenn schon, die Entfernung ist doch entscheidend. Zum Vergleich setzen Sie mal die Antenne auf ein Einfamilienhaus. Hier ist die Entfernung deutlich geringer und somit ist die Immissionsbelastung hoher.

Die Freiraumdämfpung macht aber hier wenig aus.
Wir reden über Entferungen bis ca. 500 Meter.

Diesen Punkt ignorieren Sie einfach.

Aber auch diese Contra-Gesichtspunkte stellen nur die halbe Wahrheit dar. Deshalb macht es m.E. wenig Sinn derartige Vergleiche (innerorts) anzustellen. Die Gefahr einer Fehleinschätzung infolge unterschiedlichster Umfeld-Bedingungen ist einfach zu groß.

Die Netzbetreiber sind nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen.
Es gibt zwar mehrere Philosophien bei der Netzplaung, an die Physik müssen sie sich auch halten und auch an Erfahrungserte richtet man sich gerne.

Was ist den Ihre ganze Wahrheit? Ich weiß zu wenig, deshalb keine Mobilfunkantennen egal wo oder die Antenen raus an den Stadtrand?

Wie wird dann das Gebiet mobilfunktechnisch versorgt?
Wer sagt "gar nicht und das bleibt auch so" hat die Diskussion schon verloren.

Eines jedoch lässt sich mit Sicherheit vorhersagen: In Wohnbereichen, in denen niemand seine Liegenschaft zur Aufnahme von Sendeantennen und Basisstationen zur Verfügung stellt, wird es keine wohnortnahen Anlagen geben. Insofern ist es sehr zu begrüßen, wenn die Verantwortlichen der Kirchen bewusst auf eine mögliche Einnahmequelle verzichten und eine Vorreiterfunktion übernehmen. Es muss ja in einem solchen Fall nicht zwangsläufig ein Ersatzstandort in unmittelbarer Nähe zustande kommen. Auch Sie träumen noch, was glauben Sie, warum es so viele Antennenstandorte gibt, weil man die Gefahren nicht so einschätzt, wie Sie und weil Aufklärung tendenziös betrieben wird. Jeder ist käuflich und hat seinen Preis.

A propos "Umkreis von vielleicht 500 m". Die von Herrn Schall angesprochenen Suchkreise, die die Netzbetreiber den Kommunen für Alternativstandorte anbieten, haben im allgemeinen keinen Radius von 500 m, sondern einen Durchmesser von 100 bis maximal 500 m (bei UMTS-Netzen noch kleiner).

Also kleiner wie 100m sind bestenfalls Microzellen.

Die beiden verglichenen Standorte (Kirche/Hausdach) würden also relativ nahe bei einander liegen.

Je niedriger die Sendeleistungen desto dichter müssen die Standorte sein.
Irgenwann ist man dann bei Antennen auf jedem Dach.
Wollen die Leute das?
(Die Idee die Strassenlaternen als Standorte zu nutzen bleibt natürlich auch noch)

Informieren Sie sich doch mal, in München gab es durchaus Suchkreismeldungen mit 500 m Radius. Unterlassen Sie doch diese Bemerkungen, sie bringen nichts klärendes zur Sachen.

Schlußbemerkung: Was will uns Herr Hartenstein mit dieser seiner Meldung sagen? Für mich sieht es so aus, dass auch Herr Hartenstein die Meldung nicht entkräften kann. Bin gespannt, wer sich noch alles vor den Karren spannen läst. Jeder dieser Herren verliert an Glaubwürdigkeit bei mir mit solchen Aussagen. Es gibt auch noch Leute, die nicht der BW alles glauben und selbst kritisch mit dem Thema umgehen. Aber solange diese Vorbeter mit unhaltbaren Behauptungen und Meinungen im Feld sind, wird sich wohl nichts ändern können. Und weiter gehts mit dem Stankt-Florians-Prinzip :angry:

Es werden ja immer wieder sehr niedrige Grenzwerte (oft euphemistisch als Vorsorgewerte bezeichnet) gefordert.
Ist diesen Leuten klar dass das bestenfalls im urbanen Gebiet geht und man damit die Gebiete ausserhalb der Ortschaften nicht versorgen kann, ausser in jedem der Begrenzungspflöcke ist ein Sender?

Schutti

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