Freiburg 5G-frei meldet sich zurück (Allgemein)
Am 13. November 2019 war Freiburg 5G-frei am Ziel. Das Aktionsbündnis hatte die Stadt erfolgreich dazu gezwungen, eine Bürgerversammlung Pro & Kontra 5G abzuhalten. Nach dem Ereignis vor knapp 900 5G-Gegnern kehrte in der Schwarzwälder Universitätsstadt wieder Ruhe ein. Doch jetzt versucht es das Aktionsbündnis noch einmal.
Diesmal wurden rd. 2500 Unterschriften gesammelt, um einen Einwohnerantrag gegenüber dem Gemeinderat durchzusetzen. Über die Zulässigkeit des Einwohnerantrags entscheidet der Gemeinderat. Ist der Einwohnerantrag zulässig, hat der Gemeinderat oder der zuständige beschließende Ausschuss innerhalb von drei Monaten nach seinem Eingang die Angelegenheit zu behandeln; er hat hierbei die Vertrauenspersonen des Einwohnerantrags zu hören. Die Forderungen der Freiburger 5G-Gegner kann man sich hier anschauen. Aus meiner Sicht sind sie so abwegig, dass sie sich nicht überzeugend begründen lassen, schon gar nicht von einem Homöopathen. Auch diese Aktion wird als Strohfeuer-ABM für die Stadtverwaltung enden. Wie erfolgreich Freiburg 5G-frei bisher war, zeigen die Screenshots:
5G-Netzabdeckung in Freiburg am 15. Mai 2023.
Mobilfunkstandorte in Freiburg. (Bild: BNetzA)
Das Aktionsbündnis sucht seit 8. Mai 2023 in Freiburg Personen, die an Elektrosmogphobie leiden. Möglicherweise soll der Gemeinderat damit beeindruckt werden, gegenwärtig aber ist die Seite mit den geplanten Fallgeschichten der Betroffenen noch ziemlich leer. Nur der Initiator der Suchaktion hat sich bisher dort unter dem Pseudonym Alex Rausch eingetragen, Rausch deshalb, weil er (es könnte auch eine sie sein) unter EMF-Einwirkung ein Rauschen im Kopf spüren will. Böse Zungen würden jetzt mutmaßen, dies käme vom Durchzug zwischen beiden Ohren .
Wie alle mir bekannten "Elektrosensiblen" kommt allerdings auch Rausch nicht ohne Elektrosmog-Detektor aus, was seiner Glaubwürdigkeit nicht zuträglich ist. Rauschs Erzählung wirkt auf mich wie eine produktneutrale Dauerwerbesendung für Produkte und Dienstleistungen einschlägiger Branchen. Vermisst habe ich in den von mir gelesenen Passagen einen Hinweis darauf, dass der Betroffene ernsthaft versucht hat, seine angebliche Strahlenwahrnehmung mit Bordmitteln oder mehr zu objektivieren. Der mit elf Seiten üppig geratene Erfahrungsbericht ist daher nur einer unter etwa 100 ähnlichen, die im www auf Leser warten.
Hin und wieder müssen sich Sozialgerichte mit den Erzählungen "Elektrosensibler" befassen. Die mir bekannten Fälle wurden ausnahmslos abschlägig beschieden. In einem Fall stand ein Betroffener sogar kurz vor einem Vergleich mit seiner Krankenkasse. Der hätte ihm 30'000 Euro eingebracht, wobei der Kläger 70 Prozent und die Beklagte 30 Prozent der Kosten des Rechtsstreits tragen sollte. Da dem Versicherer jedoch der Nachweis arglistiger Täuschung gelang, widerrief er den Vergleich, der Schwindler ging am Ende leer aus und musste sämtliche Kosten alleine tragen. Jetzt lebt er im Wald.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –