NTP-Replikation in Korea/Japan: Zwischenstand (I) (Forschung)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 18.05.2023, 22:45 (vor 540 Tagen)

Die 30 Millionen US-Dollar schwere NTP-Tierstudie endete 2018 mit dem beunruhigenden wenn auch zwiespältigen Ergebnis, starke elektromagnetische Felder könnten möglicherweise auch beim Menschen zu Tumoren führen. Doch wie in der Wissenschaft üblich, müssen die Studienergebnisse einer Forschergruppe von mindestens einer unabhängigen anderen Forschergruppe bestätigt werden, bevor sie als valide angesehen werden. Zwei Replikationen der NTP-Studie begann 2019 in Korea und Japan. Erste Zwischenergebnisse sind der wissenschaftlichen Gemeinschaft seit 2022 bekannt und noch dieses Jahr werden die validierten Endergebnisse erwartet.

[image]Anlässlich der BioEM 2022 in Nagoya, Japan, berichteten auf einem Workshop mit dem vielsagenden Titel "2B or not 2B" Katsumi Imaida (Lenkungskommitee NTP-Replikation Japan) und Young Hwan Ahn (Lenkungskommitee NTP-Replikation Korea) über die seit Beginn der Replikationen erzielten Zwischenergebnisse der beiden Forschergruppen.

Die Original-NTP-Studien waren eine Reaktion auf das Ergebnis der Iarc-Arbeitsgruppe, die 2011 HF-EMF-Exposition in die Gruppe 2B "möglicherweise krebserregend für den Menschen" einstufte. Dies geschah auf der Grundlage begrenzter Nachweise epidemiologischer Studien hinsichtlich eines erhöhten Risikos von Gliomen und Akustikusneurinomen im Zusammenhang mit der Nutzung von Mobiltelefonen und aufgrund begrenzter Nachweise durch Tierstudien.

Die NTP-Studien ergaben bei starker HF-EMF-Exposition (900 MHz), wie sie bei Mobiltelefonen auftritt (siehe auch NTP-Grafik links) ...:

Eindeutigen Nachweis (clear evidence) für einen Zusammenhang mit Tumoren im Herz männlicher Ratten. Bei den Tumoren handelt es sich um bösartige Schwannome.

Begrenzten Nachweis (some evidence) für einen Zusammenhang mit Tumoren im Gehirn männlicher Ratten. Bei den Tumoren handelt es sich um bösartige Gliome.

Begrenzten Nachweis auf einen Zusammenhang mit Tumoren in den Nebennieren männlicher Ratten. Bei den Tumoren handelt es sich um gutartige, bösartige oder komplex kombinierte Phäochromozytome.

Bei weiblichen Ratten (900 MHz) und männlichen und weiblichen Mäusen (1900 MHz) ist nicht sicher, ob die beobachteten Tumoren mit der HF-EMF-Exposition in Verbindung stehen.

Anzumerken ist, die NTP-Wissenschaftler berichteten 2016 ursprünglich nicht den eindeutigen Nachweis von Herz-Schwannomen, sie klassifizierten ihr diesbezügliches Ergebnis um eine Stufe schwächer als begrenzten Nachweis. Erst nachdem im März 2018 ein 3-tägiges Peer-Review-Meeting stattgefunden hat, wurden die finalen Befunde der NTP-Studien um eine Stufe hochgestuft. Dies gilt nicht nur für die Schwannome, sondern für nahezu alle Befunde, so berichtet es Young Hwan Ahn. Aus einem zweifelhaften Nachweis (equivocal evidence) wurden auf diese Weise ein begrenzter Nachweis, aus kein Nachweis (no evidence) wurde ein zweifelhafter Nachweis.

Um falsch-positive Befunde einer Studie auszuschließen ist es in der Wissenschaft üblich, Studien mit besorgniserregenden Ergebnissen durch unabhängige andere Forschergruppen replizieren (unter gleichen oder besseren Bedingungen wiederholen) zu lassen. Deshalb starteten 2019 in Japan und Korea zwei Arbeitsgruppen koordinierte jedoch voneinander unabhängige Replikationen der NTP-Studien.

Wie das Original umfassen die Replikationen zwei Phasen:

► Toxikologische Phase (28 Tage)

► Karzinogenizitätsphase (2 Jahre)

Die Replikationen verwenden das gleiche Tierversuchsprotokoll, das gleiche Tiermodell (Harlan SD, männliche Ratten) und die gleichen Expositionsbedingungen (900 MHz, CDMA moduliertes Signal, 4 W/kg Ganzkörper-SAR).

Vortrag Katsumi Imaida (Japan)

Ergebnisse der 28-Tage-Studie

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Imaida zufolge sind bei der exponierten Gruppe keine Auswirkungen der HF-EMF-Exposition zu erkennen. Dies gelte auch für in der Tabelle nicht erkennbare Befunde der Hämatologie, der klinischen Biochemie, für makroskopische Befunde und das Gewicht der Organe.

Wird fortgesetzt ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Tierversuch, Gliom, Replikation, Tumor, NTP-Studie, Schwannom, Korea, Japan

NTP-Replikation in Korea/Japan: Zwischenstand (II)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 21.05.2023, 23:27 (vor 537 Tagen) @ H. Lamarr

Weiter geht es mit dem Vortrag von Katsumi Imaida (Japan).

Verlauf der Karzinogenizitätsphase
Die Karzinogenizitätsphase dauerte 2 Jahre (104 Wochen), der hier betrachtete Zwischenstand wurde nach 80 Wochen im Juni 2022 gegeben. Das heißt, die Karzinogenizitätsphase der beiden Replikationen war im Dezember 2022 abgeschlossen. Die Befeldung der Expositionsgruppe über 2 Jahre hinweg begann, als die Versuchstiere 21 Tage alt waren. 14 Wochen nach Beginn der Befeldung wurde jeder der drei je 75 Tiere umfassenden Gruppen (Käfigkontrolle, Scheinexposition, Exposition) fünf Ratten für DNA-Untersuchungen entnommen (Kometenschweif- und Mikrokerntest). Die beiden Replikationen folgten damit der Original-NTP-Studie, die im Zuge einer Nachfolgeuntersuchung ebenfalls DNA-Tests an Ratten (und Mäusen) durchführte, die 19 (14) Wochen befeldet waren. Die Studie in den USA fand u. a. bei den befeldeten männlichen Ratten einen signifikanten Anstieg von DNA-Schäden in Gewebeproben des Hippocampus.

Bild 1: Verlauf der Karzinogenizitätsphase (Japan).
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Alle Bilder: Universität Kagawa

Ergebnisse der genotoxikologischen Untersuchungen (Japan)
Katsumi Imaida zufolge zeigten die beiden Tests im Vergleich zur Positivkontrolle mit dem krebserregenden Karzinogen Ethylmethansulfonat ein negatives Resultat, d. h. keine Auffälligkeiten bei der Gruppe der befeldeten Ratten.

Bild 2: Kometenschweiftest
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Bild 3: Mikrokerntest
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Vorläufiges Ergebnis der Karzinogenizitätsstudie (Japan)
Da die Karzinogenizitätsstudie zum Zeitpunkt des Zwischenstandberichts noch einen Befeldungszeitraum von 24 Wochen zu absolvieren hatte, ist das folgende Ergebnis nur vorläufig.

Was die Gewichtsentwicklung anbelangt, bestätigte die japanische Replikation frühere Beobachtungen, denen zufolge die Tiere der befeldeten Gruppe am leichtesten sind. Am schwersten wurden die Tiere der scheinbefeldeten Gruppe. Passend dazu lag die durchschnittliche tägliche Nahrungsaufnahme der befeldeten Ratten bei etwa 20 g Futter, die der Tiere in den anderen Gruppen bei etwa 25 g.

Die japanische Replikation bestätigte (nach 78 von 104 Wochen) auch das unerwartete Ergebnis des NTP-Originals, demzufolge aus der exponierten Gruppe weniger Tiere durch Tod ausschieden als aus den beiden anderen Gruppen (Bild 4). Klares Schlusslicht bei der (vorläufigen) Überlebensquote waren die Ratten der Käfigkontrolle mit 86 Prozent.

Bild 4: Überlebensquote in den drei Gruppen (Japan).
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Die Todesursachen tot aufgefundener oder sterbenskrank erlöster Tiere waren:

► Nierenversagen; Nephropathie
► Nierentumor
► Unterhauttumor
► Zwölffingerdarmtumor
► Bauchspeicheldrüsentumor
► Hypophysentumor
► Milztumor
► Leukämie

Nicht in die Karten schauen ließ sich Katsumi Imaida, was die Verteilung und Häufigkeit dieser Todesursachen in den drei Studiengruppen angeht. Darüber verlor der Japaner kein Wort. Nachvollziehbar, denn so bleibt die Spannung in einer entscheidenden Frage der japanischen NTP-Replikation bis zum Schluss erhalten.

Damit ist der Zwischenbericht von der japanischen Replikation zu Ende. Weiter geht es mit der koreanischen NTP-Replikation, die von Young Hwan Ahn vorgestellt wird.

Berichtigung: Die 2-Jahre-Studie starte nicht wie ursprünglich geschrieben mit 70 Ratten pro Gruppe, sondern mit 75. Nach 14 (von 104) Wochen wurden jeder Gruppe fünf Tiere für die genotoxikologischen Tests entnommen, so dass pro Gruppe 70 Ratten (und nicht 65) die 2-Jahre-Studie absolvierten. Der Fehler wurde am 13. Juni 2023 im Text oben berichtigt.

Wird fortgesetzt ...

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

NTP-Replikation (Japan): Tumoren ja, aber an falschen Stellen

H. Lamarr @, München, Sonntag, 11.06.2023, 14:02 (vor 516 Tagen) @ H. Lamarr

Die Todesursachen tot aufgefundener oder sterbenskrank erlöster Tiere waren:

► Nierenversagen; Nephropathie
► Nierentumor
► Unterhauttumor
► Zwölffingerdarmtumor
► Bauchspeicheldrüsentumor
► Hypophysentumor
► Milztumor
► Leukämie

Die Original-NTP-Studie alarmierte vor allem wegen der "clear evidence" für Herzschwannome und der "some evidence" für Gliome bei Ratten (nach lebenslanger EMF-Exposition). Soweit ich das als Nachrichtentechniker beurteilen kann, fehlen jedoch ausgerechnet diese Tumoren in der vorläufigen Liste der Tumoren, die von der japanischen NTP-Replikation nach 78 von 104 Wochen Befeldung gemeldet wurden. Daraus ein Scheitern der japanischen NTP-Replikation ableiten zu wollen wäre voreilig, die NTP-Fans unter organisierten Mobilfunkgegnern sollten sich mMn vorsorglich aber schon einmal darin üben, ihre Fahnen auf Halbmast zu setzen :lookaround:.

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Tierversuch, Gliom, Replikation, Tumor, NTP-Studie, Schwannom, Japan

NTP-Replikation (Japan): keine genotoxischen Wirkungen

H. Lamarr @, München, Montag, 24.06.2024, 02:50 (vor 138 Tagen) @ H. Lamarr

Die Original-NTP-Studie alarmierte vor allem wegen der "clear evidence" für Herzschwannome und der "some evidence" für Gliome bei Ratten (nach lebenslanger EMF-Exposition). Soweit ich das als Nachrichtentechniker beurteilen kann, fehlen jedoch ausgerechnet diese Tumoren in der vorläufigen Liste der Tumoren, die von der japanischen NTP-Replikation nach 78 von 104 Wochen Befeldung gemeldet wurden. Daraus ein Scheitern der japanischen NTP-Replikation ableiten zu wollen wäre voreilig, die NTP-Fans unter organisierten Mobilfunkgegnern sollten sich mMn vorsorglich aber schon einmal darin üben, ihre Fahnen auf Halbmast zu setzen :lookaround:.

Am 12. März 2024 meldete Microwave News:

Die japanische Gruppe, die eine teilweise Wiederholung der NTP-HF-Krebsstudie durchführt, hat bei männlichen Ratten, die 900 MHz CDMA-Strahlung bei 4 W/Kg ausgesetzt waren, keine genotoxischen Wirkungen beobachtet. Dies geht aus einem Papier hervor, das morgen auf der Jahrestagung der Society of Toxicology in Salt Lake City, Utah (SOT2024), vorgestellt wird.

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Tierversuch, Replikation, NTP-Studie, Japan

Zusammenfassung der NTP-Originalstudien zum Vergleich

H. Lamarr @, München, Montag, 22.05.2023, 13:41 (vor 537 Tagen) @ H. Lamarr

Wer den Zwischenstand der NTP-Replikationen in Korea und Japan mit den Original-NTP-Studien in den USA vergleichen will und sich nicht durch hunderte Seiten Dokumentation graben will, der findet beim BfS eine komprimierte Zusammenfassung und Bewertung der Original-NTP-Studien.

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BfS, Replikation, NTP-Studie, Zwischenbericht

NTP-Replikation in Korea/Japan: Zwischenstand (III)

H. Lamarr @, München, Samstag, 10.06.2023, 01:53 (vor 518 Tagen) @ H. Lamarr

Vortrag Young Hwan Ahn (Korea)

Young Hwan Ahn (private Ajou University, Süd-Korea) machte zunächst die Ziele der beiden NTP-Replikationen deutlich:

► Bewertung des karzinogenen Potenzials eines CDMA-Signals (900 MHz) bei 2-jähriger Exposition von männlichen Harlan-SD-Ratten.

► Validierung (Prüfung) von Teilen der NTP-Studie hinsichtlich des karzinogenen Potenzials.

Verantwortlich für die Replikation in Korea ist das Korea Institute of Toxicology (KIT), in Japan ist es das Daiyu-kai Institute of Medical Science, Inc. (Dims).

Die Expositionskammern (Reverberation Chamber, RC) wurde von Etri (Korea) und NIT (Japan) entworfen. Gebaut wurden sie von KSC Ltd., Cheongju, Korea. Jede Studiengruppe bekam im Februar 2020 zwei Kammern für die Scheinexposition und die Exposition. Validiert wurden die Kammern vor Ort von Etri und NIT. Die Original-NTP-Studie verwendete 21 Kammern.

Je Kammer passten beim US-Original 90 Ratten inkl. Käfig hinein, bei den Replikationen waren es bis zu 75 Ratten. Der homogen befeldete Raum war bei NTP 1,5 m x 1,5 m x 1,5 m groß (B x L x H), bei den Replikationen geringfügig kleiner (1,5 m x 1,5 m x 1,3 m)

Ungewöhnliches Detail am Rande
Die Original-NTP-Studie fand in Chicago statt, die Replikationen in Daejeon (Korea) und Nagoya (Japan). Die drei Städte liegen ungefähr auf demselben Breitengrad, haben also in etwa gleiche Abstände zum Äquator. Damit soll aus Sicht des Postingautors von vornherein verhindert werden, dass vom Original abweichende Studienergebnisse mit voneinanander stark abweichenden Breitengrad-Positionen (unterschiedliche geophysikalische Bedingungen), der ausführenden Labore begründet werden könnten.

Worin sich die Original-NTP-Studie und die beiden Replikationen unterscheiden und wo Übereinstimmung herrscht, zeigte Ahn mit Bild 1:

Bild 1: US-Original und Replikationen der NTP-Studie im Vergleich
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Alle Bilder: KIT

28-Tage-Studie
Über die 28-Tage-Studie berichtet Ahn die Gewichtsentwicklung und die Nahrungsaufnahme der Versuchstiere. Die rektal gemessene Temperatur der Versuchstiere vor und nach der Exposition unterschied sich um weniger als 1 °C.

► Pathologische Analyse derzeit (Stand Juni 2022) in Arbeit
► Institutionelle Überprüfung und Gegenkontrolle durch KIT und Dims
► Weitere Diskussion in einem bilateralen Treffen
► Abschlussbericht wird veröffentlicht

Erwähnenswert: Die 28 Tage sind nicht mit der Expositionsdauer gleich zu setzen. Denn diese war länger. Die Tiere wurden bereits während der Schwangerschaft des Muttertiers befeldet (16 Tage) und in der Stillphase (21 Tage). Die 28-Tage-Befeldung beziehen sich auf die Zeitspanne nach der Entwöhnung der Jungtiere. Dies gilt sinngemäß auch für die 2-Jahre-Studie.

Vorläufiges Ergebnis der 2-Jahre-Studie
Hier gab es bei den Koreanern einen unerwarteten Störfall. Vier exponierte Ratten wurden 13 Wochen nach Entwöhnung tot in der Expositionskammer aufgefunden. Über die Todesursachen gab es keine Angaben. Der Vorfall führte zu einer Änderung des Studienplans, damit die Anzahl von 70 Ratten pro Gruppe beibehalten werden konnte. Ahn dokumentierte die Folgen des Störfalls in seiner Präsentation nur knapp, so dass die folgende Erklärung spekulativ ist.

Ursprünglich war geplant, alle Gruppen mit 75 Ratten auszustatten, von denen am Ende der 13. Woche je fünf für die genotoxikologischen Tests hätten entnommen werden sollen (siehe Teil II) und nur die restlichen 70 Tiere je Gruppe die 2-Jahres-Studie absolvierten. Wegen des unerwarteten Ablebens der vier Ratten in der Expositionsgruppe kurz vor dem Entnahmezeitpunkt schrumpfte der Bestand der Expositionsgruppe von 75 auf 71 Tiere und er wäre für die Restlaufzeit der 2-Jahre-Studie auf 66 geschrumpft, hätte man auch noch die fünf Kandidaten für die Gentox-Tests entnommen. Um die Restlaufzeit wie geplant dennoch mit 70 Ratten pro Gruppe durchzuführen zu können, entschied man sich, der Expositionsgruppe ein Tier zu entnehmen, den beiden anderen Gruppen fünf und vorerst auf die Gentox-Tests zu verzichten. Diese Tests wurden nach Abschluss der 2-Jahre-Studie, als die Expositionskammern wieder frei waren, mit einem Neustart der 13-wöchigen Prozedur mit nun nicht fünf, sondern 20 Ratten pro Gruppe, nachgeholt. Wegen dieser Verzögerung werden die finalen Ergebnisse der Replikationen wahrscheinlich erst 2024 publiziert.

Über die Gewichtsentwicklung der Tiere in der 2-Jahre-Studie berichtete Ahn:

► Signifikant niedriger bei den exponierten Ratten (Tag 1 bis Tag 176) im Vergleich zu Käfigkontrollen und Scheinexposition.

► Signifikant niedriger bei exponierten Ratten und Käfigkontrollen (Tag 204 bis Tag 400) im Vergleich zu scheinexponierten Ratten.

Zwischen Tag 8 und Tag 463 war auch die Nahrungsaufnahme der exponierten Ratten signifikant niedriger als die der Ratten in den beiden anderen Gruppen.

Die Überlebensquoten in den drei koreanischen Versuchsgruppen bis zur Woche 75 (von 104) zeigt Bild 2. Den auffälligsten Unterschied zu den Überlebensquoten in den japanischen Versuchsgruppen (siehe Teil II) zeigen die koreanischen Käfigkontrollen mit 100 Prozent Überlebensquote. In Woche 75 hatten die japanischen Kontrollen bereits acht oder neun von 70 Tieren verloren. Übereinstimmend zeigen beide Replikationen (allerdings zu unterschiedlichen Zeitpunkten), dass die scheinexponierten Gruppen mehr Ausfälle haben als die exponierten. In Bild 2 fehlt bei der Legende der Farbcode für die grüne Kurve, diese zeigt die Überlebensquote der scheinexponierten Tiere. Über die Todesursachen der scheinexponierten und exponierten Tiere machte Ahn keine Angaben.

Bild 2: Überlebensquote in den drei Gruppen (Korea).
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NTP-Replikation in Korea: Ahn auf WHO-Meeting in Genf

H. Lamarr @, München, Samstag, 10.06.2023, 23:48 (vor 517 Tagen) @ H. Lamarr

Microwave News zufolge hat Young Hwan Ahn am 6. Juni 2023 in Genf anlässlich einer WHO-Konferenz (International Advisory Committee Meeting on Non-Ionizing Radiation) über die jüngsten Fortschritte der koreanischen NTP-Replikation berichtet. Im Gegensatz zu vielen anderen Rednern, die Online auftraten, soll Ahn leibhaftig in Genf gewesen sein. Dies gehe aus einer durchgesickerten Kopie des Tagesordnungsentwurfs hervor.

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NTP-Replikation: Präsentation in Genf ohne Überlebensquote

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.06.2023, 22:05 (vor 509 Tagen) @ H. Lamarr

Microwave News zufolge hat Young Hwan Ahn am 6. Juni 2023 in Genf anlässlich einer WHO-Konferenz (International Advisory Committee Meeting on Non-Ionizing Radiation) über die jüngsten Fortschritte der koreanischen NTP-Replikation berichtet. Im Gegensatz zu vielen anderen Rednern, die Online auftraten, soll Ahn leibhaftig in Genf gewesen sein. Dies gehe aus einer durchgesickerten Kopie des Tagesordnungsentwurfs hervor.

Ahns Präsentation der koreanischen NTP-Replikation in Genf kann man sich jetzt auf Microwave News anschauen. Sie ist praktisch identisch mit der, die Ahn im Juni 2022 anlässlich der BioEM in Japan zeigte. Die bedeutsame Folie von der Überlebensquote seiner Ratten in den drei Versuchsgruppen zeigte der Koreaner in Genf jedoch nicht. Hier aber (dort Bild 2) ist die überraschende Überlebensquote nach 75 von 104 Wochen Befeldung grafisch und numerisch zu sehen :-). Offen ist, ob Ahn zur Überlebensquote in Genf tatsächlich schwieg oder die Folie nur aus dem Exemplar der Präsentation entfernt wurde, das Microwave News zugespielt bekam.

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NTP-Replikationen: Namen, die für Schnappatmung sorgen

H. Lamarr @, München, Dienstag, 13.06.2023, 01:30 (vor 515 Tagen) @ H. Lamarr

Die koreanische und die japanische Arbeitsgruppe haben jeweils ein eigenes nationales Lenkungskomitee, bestehend aus einheimischen Wissenschaftlern vom Fach. Zusätzlich gibt es für beide NTP-Replikationen gemeinsam eine internationale Beratergruppe, deren sieben Mitglieder für exquisites Spezialwissen bekannt sind, deren Namen für die Lenkungskomitees der Anti-Mobilfunk-Szene jedoch die reinste Provokation sind:

International Advisory Committee der NTP-Replikationen

► Dr. Repacholi (Vorsitzender)
► Dr. E. van Deventer
► Dr. E. van Rongen
► Prof. Vjayalaxmi
► Prof. J. Wiart
► Dr. M. Wyde
► Prof. Alexander Lerchl

Die Beratergruppe bringt die Anti-Mobilfunk-Szene möglicherweise in Erklärungsnot. Nämlich dann, wenn die NTP-Replikationen mehr oder weniger erfolgreich sind. Dann wird die Szene sich fragen müssen, wie sie ihre Unterstellungen und Verdächtigungen gegen etliche der Berater mit den Ergebnissen in Einklang bringen wollen. Scheitern die Replikationen hingegen, wird die Szene sich mit großer Wahrscheinlichkeit an dem Vorwurf ergötzen, mit einer solchen Beratergruppe sei nichts anderes zu erwarten gewesen. Dumm nur, dass die Szene bis zum Vorliegen der Endergebnissen die Füße abwartend still halten muss, um nicht voreilig ins falsche Horn zu blasen. So war es zuletzt bei der großen Mobi-Kids-Studie, von der sich die Szene einen Großalarm erhoffte. Erst als dieser ausblieb, sah sich die Szene dazu gezwungen, den sie enttäuschenden Hoffnungsträger im Nachhinein mit allerlei konstruierten Vorwürfen also auf gewohnte Weise zu entwerten.

Für eine Überraschung in der anderen Richtung sorgt Young Hwan Ahn, der im Lenkungskomitee der koreanischen NTP-Replikation sitzt. Denn Ahn ist einer von nur zwei südkoreanischen Wissenschaftlern, die den Anti-5G-Appell von Hardell und Nyberg unterschrieben haben. Da dieser Appell bereits seit September 2017 läuft (und Stand 10. Januar 2023 auf 430 Unterzeichner angeschwollen ist) stellt sich u.a. die Frage, ob Ahn ihn vor dem Start der NTP-Replikationen 2019 unterschrieben hat oder danach. Das habe ich noch nicht geprüft. Denkbar ist auch, dass der Koreaner seine Meinung über 5G inzwischen geändert hat, denn mittelbar war er an Mobi-Kids beteiligt und im September 2021 war er Mitglied der Autorengruppe, die HF-EMF in Südkorea weitgehend von dem Lieblingsverdacht der Mobilfunkgegner erlöste, für bösartige Hirntumoren mit verantwortlich zu sein.

Wie dem auch sei, sollte der Abschlussbericht der NTP-Replikationen irgendwann 2024 am Horizont auftauchen, wird er mit einiger Sicherheit für angeregte und aufgeregte Diskussionen sorgen :-).

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NTP-Replikationen: Young Hwan Ahn außer Verdacht

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.06.2023, 21:28 (vor 509 Tagen) @ H. Lamarr

Für eine Überraschung in der anderen Richtung sorgt Young Hwan Ahn, der im Lenkungskomitee der koreanischen NTP-Replikation sitzt. Denn Ahn ist einer von nur zwei südkoreanischen Wissenschaftlern, die den Anti-5G-Appell von Hardell und Nyberg unterschrieben haben. Da dieser Appell bereits seit September 2017 läuft (und Stand 10. Januar 2023 auf 430 Unterzeichner angeschwollen ist) stellt sich u.a. die Frage, ob Ahn ihn vor dem Start der NTP-Replikationen 2019 unterschrieben hat oder danach. Das habe ich noch nicht geprüft.

Der älteste Eintrag des Anti-5G-Appells im Web-Archiv datiert vom 14. Mai 2018. Und da steht Ahn schon als Unterstützer drin. Damit ist der Koreaner außer Verdacht, er hätte unter dem Eindruck alarmierender Erkenntnisse im Verlauf seiner NTP-Replikation den Appell mit gezeichnet. Denn die Arbeiten an der Replikation begannen erst 2019, nachdem im November 2018 die finalen technischen Berichte der NTP-Studien veröffentlicht wurden. Dass ein anscheinend 5G-kritischer Wissenschaftler maßgebend mit der koreanischen NTP-Replikation beauftragt wurde, sollte der Akzeptanz der Ergebnisse sogar guttun, enttäuschen diese die Erwartungen der Anti-Mobilfunk-Szene. Eine mobilfunkfreundliche Haltung lässt sich Ahn schließlich schlecht vorwerfen.

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