NTP-Replikation in Korea/Japan: Zwischenstand (I) (Forschung)
Die 30 Millionen US-Dollar schwere NTP-Tierstudie endete 2018 mit dem beunruhigenden wenn auch zwiespältigen Ergebnis, starke elektromagnetische Felder könnten möglicherweise auch beim Menschen zu Tumoren führen. Doch wie in der Wissenschaft üblich, müssen die Studienergebnisse einer Forschergruppe von mindestens einer unabhängigen anderen Forschergruppe bestätigt werden, bevor sie als valide angesehen werden. Zwei Replikationen der NTP-Studie begann 2019 in Korea und Japan. Erste Zwischenergebnisse sind der wissenschaftlichen Gemeinschaft seit 2022 bekannt und noch dieses Jahr werden die validierten Endergebnisse erwartet.
Anlässlich der BioEM 2022 in Nagoya, Japan, berichteten auf einem Workshop mit dem vielsagenden Titel "2B or not 2B" Katsumi Imaida (Lenkungskommitee NTP-Replikation Japan) und Young Hwan Ahn (Lenkungskommitee NTP-Replikation Korea) über die seit Beginn der Replikationen erzielten Zwischenergebnisse der beiden Forschergruppen.
Die Original-NTP-Studien waren eine Reaktion auf das Ergebnis der Iarc-Arbeitsgruppe, die 2011 HF-EMF-Exposition in die Gruppe 2B "möglicherweise krebserregend für den Menschen" einstufte. Dies geschah auf der Grundlage begrenzter Nachweise epidemiologischer Studien hinsichtlich eines erhöhten Risikos von Gliomen und Akustikusneurinomen im Zusammenhang mit der Nutzung von Mobiltelefonen und aufgrund begrenzter Nachweise durch Tierstudien.
Die NTP-Studien ergaben bei starker HF-EMF-Exposition (900 MHz), wie sie bei Mobiltelefonen auftritt (siehe auch NTP-Grafik links) ...:
► Eindeutigen Nachweis (clear evidence) für einen Zusammenhang mit Tumoren im Herz männlicher Ratten. Bei den Tumoren handelt es sich um bösartige Schwannome.
► Begrenzten Nachweis (some evidence) für einen Zusammenhang mit Tumoren im Gehirn männlicher Ratten. Bei den Tumoren handelt es sich um bösartige Gliome.
► Begrenzten Nachweis auf einen Zusammenhang mit Tumoren in den Nebennieren männlicher Ratten. Bei den Tumoren handelt es sich um gutartige, bösartige oder komplex kombinierte Phäochromozytome.
Bei weiblichen Ratten (900 MHz) und männlichen und weiblichen Mäusen (1900 MHz) ist nicht sicher, ob die beobachteten Tumoren mit der HF-EMF-Exposition in Verbindung stehen.
Anzumerken ist, die NTP-Wissenschaftler berichteten 2016 ursprünglich nicht den eindeutigen Nachweis von Herz-Schwannomen, sie klassifizierten ihr diesbezügliches Ergebnis um eine Stufe schwächer als begrenzten Nachweis. Erst nachdem im März 2018 ein 3-tägiges Peer-Review-Meeting stattgefunden hat, wurden die finalen Befunde der NTP-Studien um eine Stufe hochgestuft. Dies gilt nicht nur für die Schwannome, sondern für nahezu alle Befunde, so berichtet es Young Hwan Ahn. Aus einem zweifelhaften Nachweis (equivocal evidence) wurden auf diese Weise ein begrenzter Nachweis, aus kein Nachweis (no evidence) wurde ein zweifelhafter Nachweis.
Um falsch-positive Befunde einer Studie auszuschließen ist es in der Wissenschaft üblich, Studien mit besorgniserregenden Ergebnissen durch unabhängige andere Forschergruppen replizieren (unter gleichen oder besseren Bedingungen wiederholen) zu lassen. Deshalb starteten 2019 in Japan und Korea zwei Arbeitsgruppen koordinierte jedoch voneinander unabhängige Replikationen der NTP-Studien.
Wie das Original umfassen die Replikationen zwei Phasen:
► Toxikologische Phase (28 Tage)
► Karzinogenizitätsphase (2 Jahre)
Die Replikationen verwenden das gleiche Tierversuchsprotokoll, das gleiche Tiermodell (Harlan SD, männliche Ratten) und die gleichen Expositionsbedingungen (900 MHz, CDMA moduliertes Signal, 4 W/kg Ganzkörper-SAR).
Vortrag Katsumi Imaida (Japan)
Ergebnisse der 28-Tage-Studie
Imaida zufolge sind bei der exponierten Gruppe keine Auswirkungen der HF-EMF-Exposition zu erkennen. Dies gelte auch für in der Tabelle nicht erkennbare Befunde der Hämatologie, der klinischen Biochemie, für makroskopische Befunde und das Gewicht der Organe.
Wird fortgesetzt ...
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –