Mobilfunk-Forschung: Chronik eines Rufmords (Allgemein)

KlaKla, Samstag, 11.12.2021, 11:45 (vor 867 Tagen)


Kamera Joachim Stall

Eingestellt am 19-11-2021 von Diagnose-Funk
bis heute 128 Aufrufe

min. 01:04 1976 ging ich dann nach Hamburg, wo ich die Leitung der wissenschaftlichen Abteilung im Verband der Zigaretten Industrie übernahm. Dort blieb ich bis 1969. 1969 wechselte ich an die Stiftung Verum nach München, war Geschäftsführer der Stiftung. Dort führte ich auch die Reflex Studie durch ...

Die Qualitätskontrolle hat versagt. :crying:


Auszug aus dem Begleittext von Diagnose-Funk zum Film: Interview mit Prof. Dr. Franz Adlkofer, dem Koordinator der REFLEX-Studie zu Mobilfunkstrahlung und Krebsentstehung (Kapitelmarken siehe am Ende der Beschreibung).

... Prof. Franz Adlkofer geht im Interview auf viele bisher nicht aufgedeckte Zusammenhänge ein. Nach seinen eigenen Worten ist dieses Interview seine definitiv letzte Stellungnahme zur REFLEX-Affäre und zur Akte Lerchl.

Kommentar: ... letzte Stellungnahme hat er 2019 auch schon gesagt, jetzt heißt es definitiv letzte blablabla :clap:

Hintergrundinfo: Wie die Tabakindustrie in Deutschland durch die Erhaltung wissenschaftlicher sowie politischer Respektabilität Rechtsvorschriften zum Schutz vor Passivrauchen verhinderte

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Meine Meinungsäußerung

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Seilschaft, Inszenierung, Wissenschaftliches Fehlverhalten, Allianz, Rufmord, Verlautbarungsjournalismus, Abstieg, Kesseltreiben, Zweikampf, Regress, Charité, Hofberichterstattung, Echokammer, Leipner, Lebenszweck

Franz Adlkofer: Ich bin kein unglücklicher Mensch

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 15.12.2021, 01:55 (vor 864 Tagen) @ KlaKla


Kamera Joachim Stall

Wieso wird der Kameramann erwähnt? Eine Kamera auf ein Stativ schrauben, statisch auf Adlkofer ausrichten und starten ist nicht der Rede wert, das kann jeder.

Das Video erzählt zum x-ten Mal die Geschichte des "Reflex"-Skandals aus der Perspektive von Franz Adlkofer. Mir sind fast die Tränen gekommen, anlässlich der Selbstinszenierung des Ex-Tabaklobbyisten, der sich als Saubermann vor dem Herrn präsentiert. Hätten Stall und Leipner auch Adlkofers Kontrahenten Alexander Lerchl vor der Kamera geholt, wäre die Geschichte komplett anders erzählt worden und Außenstehende hätten sich eine eigene Meinung bilden können, wer hier Opfer und wer Täter ist. Da diese journalistische Pflichtübung entfallen ist, muss es sich ein Betrachter gefallen lassen getreu dem Motto "Bild dir meine Meinung" von einem jovialen Adlkofer eingewickelt zu werden.

Seitenlang könnte ich jetzt Belege einstellen, die zeigen, dass der "Reflex"-Skandal keineswegs allein zu Lasten Lerchls ablief. Lerchl konnte zwar kein Gericht davon überzeugen, dass die fraglichen Studien (Diem et al., 2005 und Schwarz et al., 2008) bewusst gefälscht wurden, daraus zu schließen, beide Studien seien einwandfrei und wissenschaftlich valide, wäre jedoch naiv. Angefangen von der ersten Stellungnahme durch den Ethikrat der Medizinischen Universität Wien bis hin zum Gutachten in der letzten Gerichtsinstanz wurde die wissenschaftliche Qualität der beiden Arbeiten durchgehend gerügt. Offenkundig nicht ohne Grund. Denn ausnahmslos alle Versuche, die HF-Studien des "Reflex"-Projekts zu replizieren scheiterten. Dieser Sachverhalt führt zu dem für Adlkofer wenig schmeichelhaften Schluss: Wenn die von ihm koordinierten Studien nicht absichtlich gefälscht wurden, dann muss bei ihrer Durchführung offensichtlich wissentlich oder unwissentlich gepfuscht worden sein.

Wer mehr über den "Reflex"-Skandal und seine zahllosen Facetten erfahren möchte, der Darstellungen von Franz Adlkofer jedoch überdrüssig ist, der kann hier im Forum mit der Suchfunktion auf Entdeckungsreise nach der Kehrseite der Medaille gehen.

Am Ende des Videos sagt Adlkofer, er sei kein unglücklicher Mensch. Dabei hätte er mMn wegen seiner langjährigen Tätigkeit als Lobbyist der Tabakindustrie dazu allen Grund. Da Adlkofers Erinnerungsvermögen für Jahreszahlen seiner Karriere anscheinend nachgelassen hat (siehe Startposting von Forumteilnehmer "KlaKla") und ich den Eindruck habe, dass dies auch seine bemerkenswert erfolgreichen Dienste für die Tabakindustrie betrifft, hier eine kleine willkürliche Auswahl von abertausenden Erinnerungsstützen:

1991: Ernst Brückner, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Cigarettenindustrie auf einer Vorstandssitzung: "In praktisch allen entwickelten Ländern dieser Welt als auch bei allen zuständigen internationalen Organisationen gelte die Frage der gesundheitlichen Schädigungen durch Passivrauchen als entschieden. Unter wissenschaftlichen Aspekten sei eine solche Schädigung zweifelsfrei anzunehmen. Die einzige wissenschaftliche Gemeinde, in der diese Frage noch offen gehalten werde, sei die Bundesrepublik (Deutschland). Dies sei nicht zuletzt das Verdienst von Professor Adlkofer und der Zusammenarbeit unserer Industrie mit der Wissenschaft."

1992: Prof. Adlkofer berichtete sodann über die interministerielle Arbeitsgruppe zur Thematik Luftverunreinigung in Innenräumen. Durch vereinte Anstrengungen von objektiven Beamten des Gesundheitsministeriums und des Wirtschaftsministeriums sei es gelungen, einen Passus aus dem Bericht zu entfernen, in dem die Passivrauchgefahr als hundert mal so groß wie die Asbestgefahr eingestuft worden sei.

1997: Am 8. Oktober 1997 fand in Bonn eine Sitzung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags zum Thema Rauchen statt. Es ging um den Antrag einer interfraktionellen Gruppe von Abgeordneten(CDU, SPD, FDP) unter Führung von Roland Sauer, MdB, der den Schutz vor dem Passivrauchen zum Ziel hatte. Zur gleichen Zeit lag ein Gesetzesentwurf der Europäischen Union (EU‐Richtlinie 98/43/EC) vor, der ein vollständiges Verbot der Werbung für Zigaretten und andere Tabakwaren vorsah. In der Bonner Sitzung des Gesundheitsausschusses wurden etwa 20 Experten aus verschiedenen medizinischen Fachgebieten angehört. Als Kardiologe und Vertreter der Deutschen Herzstiftung war auch ich [Prof. Dr. med. Martin Kaltenbach, Dreieich] eingeladen. Zum allgemeinen Erstaunen – üblicherweise haben drei Professoren vier verschiedene Meinungen – unterstützten die vielen Experten den Antrag praktisch einmütig, wobei wichtige Argumente in fundierter Form vorgetragen wurden. Die einzige Ausnahme bildete Prof. Dr. med. Franz Adlkofer, dessen Ausführungen aber ohnehin mit Zurückhaltung aufgenommen wurden, weil bekannt war, dass er lange Jahre als leitender Wissenschaftler bei der Zigarettenindustrie tätig war. Der Antrag der interfraktionellen Gruppe wurde am 5. Februar 1998 (vor allem mit den Stimmen von CDU und FDP) im Bundestag abgelehnt. Stichhaltige Gründe für die Ablehnung wurden nicht mitgeteilt. In Anbetracht der ausführlich diskutierten wissenschaftlichen Tatbestände und der nahezu einmütigen Stellungnahme der geladenen Experten war diese Entscheidung nicht zu verstehen. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier im Interesse der Zigarettenindustrie gehandelt wurde.

1998: Tabakindustrievertreter äußert Ansicht, dass durch die Unterbreitung neuer Daten seitens des VdC [Verband der Cigarettenindustrie] sowie durch den Einfluss Adlkofers die abschließende Beratung der MAK-Kommission über eine Neuklassifizierung des Passivrauchens von Januar auf Juni 1998 verschoben wurde. In der Schlussabstimmung wird der Gesetzesvorschlag am 5. Februar 1998 im Bundestag abgelehnt. Diese Abstimmung findet vor der Schlussberatung der MAK-Kommission über die Aufnahme des Passivrauchens in die MAK-Liste statt. Nach der durch die Tabakindustrie beeinflussten Verzögerung klassifiziert die MAK-Kommission Passivrauchen in Kategorie A1, in der sich Substanzen finden, die nachgewiesenermaßen beim Menschen Krebs auslösen und von denen erwartet werden kann, dass sie wesentlich zum Krebsrisiko beitragen. Anmerkung Postingautor: Erst 2007 verabschiedet der Deutsche Bundestag ein Gesetz zum Schutz von Nichtrauchern gegen Passivrauchen.

Wem das noch nicht genügt: Die Universität von San Franzisko betreibt die Tobacco Library mit Originaldokumenten der Tabakindustrie. Der Suchbegriff "Adlkofer" bringt die dortige Suchmaschine mit mehr als 16'000 Treffern zuweilen an den Rand der Belastungsgrenze.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Strategie, Opfer, Reflex, Inszenierung, Verum, VdC, Replikation, Laborantin, Ablenkungsforschung, Tabak-Library, Unabhängig, Interview, Mersch-Sundermann, Gminski, Stiftung Pandora, Leipner, Lebenszweck

Einblicke in den Motorraum der Wiener "Reflex"-Studie

H. Lamarr @, München, Montag, 20.12.2021, 01:00 (vor 859 Tagen) @ H. Lamarr

Angefangen von der ersten Stellungnahme durch den Ethikrat der Medizinischen Universität Wien bis hin zum Gutachten in der letzten Gerichtsinstanz wurde die wissenschaftliche Qualität der beiden Arbeiten durchgehend gerügt. Offenkundig nicht ohne Grund. Denn ausnahmslos alle Versuche, die HF-Studien des "Reflex"-Projekts zu replizieren scheiterten.

Der vollständige Johnston-Report (2008) gibt Einblick, mit welchen Problemen die "Reflex"-Arbeitsgruppe Rüdiger in Wien bereits während der Experimentalphase ihrer HF-Studie zu kämpfen hatte. Berichterstatter sind zwei Profis: Sheila Johnston, eine unabhängige Beraterin für Forschungsprojekte, und die bekannte Strahlenbiologin Vijayalaxmi von der Uni Texas.

Hinweis: Der Report (hier in einer nachbearbeiteten frühen Automatenübersetzung) ist für Außenstehende (besonders am Beginn) nicht einfach zu lesen, da das englische Original ursprünglich für Insider gedacht war.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Vijayalaxmi, Reflex, Wien, Rüdiger, Ethikrat, Johnston-Report

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