Mobilfunkbundesamt tendiert zur Abkehr von der Indoorversorgung (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 02.08.2021, 22:23 (vor 1169 Tagen)

Auszug aus Badische Zeitung vom 2. August 2021:

[...] Gutbier plädierte für ein grundsätzliches Umdenken im Umgang mit Mobilfunk. Beispielsweise sollte Mobilfunk nicht als Festnetzersatz angestrebt, sondern stattdessen die Kabelanbindung favorisiert werden. Am besten wäre die – derzeit allerdings angesichts von bis zu zwölf parallel gefahrenen Netzen in den Städten illusorische – Reduktion auf ein übergreifendes Netz.

Würde dann noch die Indoorversorgung aus der Mobilfunkplanung herausgenommen , könnte die Strahlung minimiert werden, ohne die Netzabdeckung zu gefährden. Selbst das Mobilfunkbundesamt tendiere inzwischen zu einer Abkehr von der strahlungsintensiven Indoorversorgung. [...]

Toll! Bis drauf, dass es in diesem unserem Lande gar kein Mobilfunkbundesamt gibt. Hat sich der Jörn versprochen oder die Autorin des Artikels verhört? Ist etwa das BfS gemeint? Kaum, denn ich kenne nicht das leiseste Anzeichen, dass das Amt zu einer Abkehr von der Indoorversorgung "tendiert". Allerdings ist es in der Anti-Mobilfunk-Szene üblich, dass die Märchen eines Onkels von anderen Onkels aufgefischt und weiter kolportiert werden. So könnte es gut sein, dass Onkel Jörn sich bei Onkel Schilwat bedient hat, der vor ein paar Monaten von "neuen Erkenntnissen" des BfS munkelte und raunte. Muss man nicht weiter ernst nehmen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Badische Zeitung, Bergmann, Falschmeldung, Gutbier, Glasfaser, Forderung, Rosinenpickerei, Mobilfunkbundesamt, Festnetzersatz, Indoor/Outdoor, Märchenstunde

Bürgerversammlung Dachsberg u. Ibach ohne Pseudo-Experten

KlaKla, Dienstag, 03.08.2021, 07:52 (vor 1169 Tagen) @ H. Lamarr

Auszug: Zu einem Infoabend der Kritiker des geplanten Mobilfunkausbaus in Dachsberg, Ibach und Hartschwand hatten im Anschluss an zwei Bürgerversammlungen in Dachsberg und Ibach, bei denen Redner der Betreiber sowie offizieller Stellen vom Landratsamt bis zum Bundesamt für Strahlenschutz zu Wort gekommen waren, Bürger aus Görwihl und Ibach, die Bürgerinitiativen Lebenswerter Dachsberg sowie Lebenswerter Hochrhein in die Hotzenwaldhalle nach Görwihl eingeladen.

Zur offiziellen Bürgerversammlung am 26.07.2021 in Ibach wurden keine Pseudo-Experten zugelassen.

Der Gemeinderat Dachsberg hatte sich nach Abwägung der vorliegenden Fakten dafür ausgesprochen, die Versammlung als wissenschaftsbasierte Informationsveranstaltung durchzuführen. Informiert wurden die Bürger darüber Anfang Juli 2021 durch das Mitteilungsblatt der Gemeinde. Am 02.06.2021 fand ein Gespräch mit Vertrauensleuten der Bürgerinitiative statt. Man tauschte die Standpunkte aus und die Handlungsmöglichkeiten der Gemeinde wurden erörtert.

Am 18.06.2021 ein offener Brief. Mit der Referentenauswahl ist die BI nicht einverstanden. Ulrike Z. fordert Mobilfunkkritiker als Referenten. Die Bürgerinitiativen hatten genug Zeit, eine Gegenveranstaltung zu organisieren. Diese nutzte der selbsternannte Verbraucherschützer Gutbier um die Interessen der Profiteure der Angst geschürten Debatte zu fokussieren. Mit wissenschaftsbasierter Information hat das nichts zu tun. Unterstützung bekommt Gutbier von Dr. Blaubär. :tock:

Ergänzung: 30.07.2021 Der Gemeinderat traf den Grundsatzbeschluss, ein kommunales Grundstück für den geplanten Neubau einer Mobilfunkbasisstation zur Verfügung zu stellen.

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Meine Meinungsäußerung

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Game over, Badische Zeitung, Referenten, Bürgerversammlung, wissenschaftsbasiert

Ein Artikel, zwei Tageszeitungen, keine Fachkompetenz

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 04.08.2021, 00:01 (vor 1168 Tagen) @ H. Lamarr

Auszug aus Badische Zeitung vom 2. August 2021 [...]

Schlimm genug, dass die Badische Zeitung dem Auftritt der beiden gemäß Aufmacherfoto schon merklich – vielleicht durch Funkeinwirkung – vergrillten "Experten" Raum geschenkt hat. Immerhin bei der Titelzeile hat sich die Redaktion zurück gehalten und titelte unaufgeregt:

Kommunen sollten einen Standort suchen

Ihren Artikel konnte die Autorin Karin Steinebrunner (Germanistin und promovierte Musikwissenschaftlerin) auch beim Konkurrenzblatt Südkurier unterbringen. Dort verstieg sich die Redaktion bei der Titelzeile zu dem wenig geistreichen und inhaltlich falschen Klickköder:

Mobilfunkausbau: Gesundheits-Experten warnen vor Gefahr durch Bestrahlung und appellieren an Kommunen

Keiner der beiden ist Gesundheitsexperte: Bergmann (78) betreibt eine homöopathische Hausarztpraxis in Freiburg, Gutbier (54) ist gelernter Architekt aus Herrenberg, beide sind Autodidakten, die sich selbst für Experten in der Risikobeurteilung des Mobilfunks halten, in Fachkreisen anerkannter Experten indes keinerlei Rolle spielen.

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Mobilfunkbundesamt ist Umweltbundesamt

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 04.08.2021, 11:28 (vor 1168 Tagen) @ H. Lamarr

Selbst das Mobilfunkbundesamt tendiere inzwischen zu einer Abkehr von der strahlungsintensiven Indoorversorgung

Toll! Bis drauf, dass es in diesem unserem Lande gar kein Mobilfunkbundesamt gibt.

Ich bin mir ziemlich sicher, mit dem ominösen Mobilfunkbundesamt meint Gutbier nicht das Bundesamt für Strahlenschutz, sondern das Umweltbundesamt (UBA). Warum? Das UBA veröffentlichte im September 2020 die Ergebnisse des Forschungsprojekts "Green Cloud-Computing" und dort heißt es an einer einzigen Stelle lakonisch:

Der Mobilfunk ist für den Hausanschluss ungeeignet und aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes nicht tragfähig.

Da der Satz ohne Begründung dort steht, habe ich im März 2021 beim UBA nachgefragt, jedoch keine Antwort erhalten.

Höchstwahrscheinlich hat die Einschätzung der drei Studienautoren nichts mit Gutbiers Strahlenphobie zu tun, sondern mit dem Energieaufwand, der für die Gebäudedurchdringung bei hohen Frequenzen erforderlich ist. Schließlich befürworten die Studienautoren ohne Wenn & Aber den schnellen Umstieg von älteren Mobilfunknetzen auf 5G-Netze, was Rosinenpicker Gutbier seinen Zuhörern sicherlich nicht erzählt hat. Völlig unklar ist zudem, ob das Amt die Meinung der drei Studienautoren zur offiziellen Meinung des UBA erklärt hat.

Die verzerrte Wiedergabe von Tatsachen ist der Treibstoff aller Mobilfunkgegner, sie reißen Aussagen aus dem Zusammenhang, interpretieren die Fragmente nach Gutdünken um und tischen sie mit der Inbrunst der Überzeugung ihren Zuhörern auf. Schnellredner Gutbier hat sich darauf spezialisiert, dies anlässlich seiner Darbietungen in so hoher Dichte zu tun, dass anwesende Gegenspieler sich einer Flutwelle von Desinformation gegenübersehen, von der sie bestenfalls einen oder zwei zufällig in Erinnerung gebliebene Tropfen widerlegen können, bevor ein überforderter Moderator in Zeitnot dazwischen grätscht und den Fokus auf etwas ganz anderes verlagert. Wissenschaftskabarettist Vince Ebert bringt dies (von mir leicht abgewandelt) so auf den Punkt: Ein Mobilfunkgegner kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann.

Dem "Mobilfunkbundesamt" sei Dank ist mir meine in Vergessenheit geratene Anfrage an die Autorin Marina Köhn wieder eingefallen und ich habe die Nachfrage auf den Weg gebracht.

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Gutbier, Diagnose:Funk, Umweltbundesamt, Rosinenpickerei, Plurv, Mobilfunkbundesamt

UBA erläutert Aussage "Mobilfunk für Hausanschluss ungeeignet"

H. Lamarr @, München, Samstag, 07.08.2021, 23:07 (vor 1164 Tagen) @ H. Lamarr

Selbst das Mobilfunkbundesamt tendiere inzwischen zu einer Abkehr von der strahlungsintensiven Indoorversorgung

Toll! Bis drauf, dass es in diesem unserem Lande gar kein Mobilfunkbundesamt gibt.

Ich bin mir ziemlich sicher, mit dem ominösen Mobilfunkbundesamt meint Gutbier nicht das Bundesamt für Strahlenschutz, sondern das Umweltbundesamt (UBA). Warum? Das UBA veröffentlichte im September 2020 die Ergebnisse des Forschungsprojekts "Green Cloud-Computing" und dort heißt es an einer einzigen Stelle lakonisch:

Der Mobilfunk ist für den Hausanschluss ungeeignet und aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes nicht tragfähig.

Da der Satz ohne Begründung dort steht, habe ich im März 2021 beim UBA nachgefragt, jedoch keine Antwort erhalten.

(Den Text meiner Anfrage an die Berichtsautorin und UBA-Mitarbeiterin Marina Köhn habe ich hier eingestellt.)

Auf erneute Nachfrage beim UBA Anfang August 2021 traf die erhoffte Begründung postwendend ein:
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Sehr geehrter Herr Schall,

vielen Dank für Ihre berechtigte Nachfrage und Entschuldigung, dass wir so verspätet antworten. Gerne möchte ich Ihnen den Hintergrund unserer Aussage erläutern.

Zunächst zur Begrifflichkeit.

Unter Hausanschluss haben wir hier verstanden, dass primär ein Gebäude, ggf. aber auch eine einzelne Wohneinheit oder auch ein Büro, mit einem Zugang zum Internet versorgt wird. Dies geschieht bisher in den weitaus überwiegenden Fällen kabelgebunden (DSL per Kupferleitung aber auch per FTTH mittels Glasfaser), kann aber auch per Mobilfunk oder Satellit erfolgen. Im Inneren wird dann der Internetzugang i.a. über einen Router per Kabel oder WLAN den Nutzern zur Verfügung gestellt.

Die genannten Zugangswege verfügen über einen unterschiedlichen Energiebedarf der ganz wesentlich von der verwendeten Technologie abhängig ist. Beispielhafte Werte hierfür können Sie unserem Bericht entnehmen.

In der Tat greifen Sie bereits in Ihrer Mail eines der Hauptargumente auf, warum nach unserer Einschätzung Mobilfunk auch perspektivisch nicht für die Versorgung von Hausanschlüssen geeignet ist. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass selbst bei privaten Anschlüssen der Bedarf nach höheren Bandbreiten kontinuierlich zunimmt und sicher auch perspektivisch weiter wächst. Dementsprechend steigen, insbesondere in Gebäuden mit mehreren Abnehmern (Wohneinheiten, Büros usw.), auch die Bandbreitenanforderungen an den Internetzugang. Perspektivisch würden diese Anforderungen per Mobilfunk sicher nur unter Verwendung von 5G und mittels mm-Wellen (24 bis 49 GHz oder noch höher) abgedeckt.

Die über den Mobilfunk realisierbaren Bandbreiten korrespondieren unmittelbar mit den eingesetzten Frequenzen, höhere Bandbreiten erfordern auch die Verwendung höherer Funkfrequenzen. Gleichzeitig steigt die Signaldämpfung durch die Gebäudehülle. Um dies zu kompensieren müsste entweder die Sendeleistung erhöht werden (das ist auf Grund der gesetzlichen Regelungen allerdings nur begrenzt möglich (Strahlenbelastung) und gleichzeitig mit einem deutlich höheren Energieverbrauch beim Sender verbunden) oder außen an der Gebäudehülle entsprechende Empfangsantennen angebracht werden. Ggf. wäre auch ein entsprechender Signalverstärker erforderlich. Zur weiteren Versorgung der Nutzer wäre dann analog zum kabelgebundenen Zugang im Inneren ein Router o.ä. erforderlich.

Diese Maßnahmen tragen aber gleichzeitig zur Reduzierung der Energieeffizienz bei. Teils steigt der Energieverbrauch senderseitig, teils sind zusätzliche Aufwände für den Empfang erforderlich (so durchdringen mm-Wellen beispielsweise nicht einmal die menschliche Haut) und erfordern ggf. Durchbrüche an der Gebäudehülle für die externe Antenne (mit entsprechenden Auswirkungen auf die Wärmedämmung des Gebäudes).

Die verwendeten Funkfrequenzen werden aber nicht nur durch die Gebäudehülle gedämpft sondern generell auch durch andere Gebäude, Pflanzen usw. zwischen Sender und Empfänger. Daher wären für die flächendeckende Internet-Versorgung eines Wohnbereichs über 5G mehr Sendestationen (mit entsprechendem Energiebedarf) erforderlich als bspw. für die reine Mobilfunkversorgung mittels 4G / 5G. Auch dies führt zu einer Erhöhung des Energie- und Ressourcenbedarfs.

Wie Sie unserem Bericht entnehmen können, ist die Übertragung von Daten über eine kabelgebundene Verbindung sehr viel energieeffizienter als per Funk, unabhängig davon, welche Funktechnologie verwendet wird. Unter Berücksichtigung dessen sowie der oben angeführten Argumente ist eine kabelgebundene Internet-Versorgung der Hausanschlüsse (vorzugsweise per Glasfaser) aus Umweltaspekten zu bevorzugen.

[...] In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass der von Ihnen zitierte Bericht eine Vorab-Veröffentlichung war. Den vollständigen Abschlussbericht des Forschungsvorhabens finden Sie hier: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/green-cloud-computing.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen Baumeister
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Dr. Hans-Jürgen Baumeister ist Leiter der Beratungsstelle nachhaltige Informations- und Kommunikationstechnik (Green-IT) am Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau.

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Anfrage, Repeater, Festnetz, Glasfaser, Indoorversorgung, Umweltbundesamt, Klima, Mobilfunkversorgung, Indoor/Outdoor

Text der Anfrage ans UBA

H. Lamarr @, München, Samstag, 07.08.2021, 23:22 (vor 1164 Tagen) @ H. Lamarr

Sehr geehrte Frau Köhn!

In den Ergebnissen des Forschungsprojektes „Green Cloud-Computing“ sprechen Sie und Ihre Mitautoren sich einerseits klar für 5G aus, andererseits heißt es auf Seite 8:

"Der Mobilfunk ist für den Hausanschluss ungeeignet und aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes nicht tragfähig."

Bitte erläutern Sie mir kurz, was Sie unter "Hausanschluss" verstehen (Internetzugang in Gebäuden?) und warum Mobilfunk (also auch 5G) dafür aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes nicht tragfähig ist. Beachten Sie bitte: Ihre Auskunft möchte ich sinngemäß (nicht wortwörtlich) auf der IZgMF-Website einstellen, um evtl. Missverständnissen bei der Interpretation der zitierten Textpassage vorzubeugen. Eine Interpretation lautet z.B.:

"Das Umweltbundesamt hält Mobilfunk für Hausanschlüsse für ungeeignet, weil der Funk durch die Wand viel Energie verbraucht und deshalb umwelt- und klimaschädlich ist."

Gegen diese Interpretation hätte ich einzuwenden, dass die Gebäudedämpfung keine Konstante, sondern stark frequenzabhängig ist. Je niedriger die Trägerfrequenz eines Mobilfunkstandards ist, desto weniger Energie geht durch das Mauerwerk verloren. Mobilfunk bei z.B. 700 MHz hat deshalb eine wesentlich bessere Gebäudedurchdringung als z.B. bei 3600 MHz. Pauschal ist die genannte Interpretation daher aus meiner Sicht nicht gültig. Was aber wäre eine sachlich zutreffendere Interpretation?

[...]

Viele Grüße von der Isar an die Spree
www.izgmf.de

Stephan Schall

Anmerkung: Im Einvernehmen mit dem UBA habe ich mich im Nachhinein dazu entschlossen, die Antwort des UBA nun doch wortwörtlich und damit zitierfähig wiederzugeben.

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Distributed Antenna Systems (Das) machen Indoor zu Outdoor

H. Lamarr @, München, Sonntag, 08.08.2021, 15:58 (vor 1163 Tagen) @ H. Lamarr

Höchstwahrscheinlich hat die Einschätzung der drei Studienautoren nichts mit Gutbiers Strahlenphobie zu tun, sondern mit dem Energieaufwand, der für die Gebäudedurchdringung bei hohen Frequenzen erforderlich ist.

In dieser Einschätzung sehe ich mich von den Erläuterungen des UBA voll und ganz bestätigt.

Die Mobilfunknetzbetreiber werden sich zukünftig, wenn mit dem Bandbreitenbedarf auch die Trägerfrequenzen steigen, von der bisher praktizierten brachialen Innenraumversorgung von außen verabschieden müssen. Die Technik zur Indoor-Versorgung ist seit langem bekannt und die Mobilfunknetzbetreiber brauchen keine Ratschläge von Mobilfunkgegnern (Trennen von Indoor- und Outdoor-Versorgung), wie sie das aufkommende Problem mit der Gebäudedämpfung lösen können. Das Zauberwort dafür heißt "Das" (Distributed Antenna System).

Das Prinzip ist denkbar einfach: Eine außen am Gebäude angebrachte Antenne empfängt die Funksignale von Basisstationen und leitet diese per Kabel ins Gebäudeinnere. Dort werden die Signale ggf. verstärkt und vielen im Gebäude verteilten Antennen zugeleitet, die sie schlussendlich abstrahlen. Sinngemäß funktioniert es so auch in umgekehrter Richtung.

Auf diese Weise werden schon heute große Gebäudekomplexe (starker Dämpfung durch viele Mauern und Decken) wie Krankenhäuser oder Hochhäuser innen mit Funk versorgt. Mit zunehmenden Trägerfrequenzen wird diese Problemlösung auch für kleine Gebäude in Betracht kommen. Smartphonebesitzer bemerken von dieser Technik nichts, sie können sich ungehindert und ohne Verbindungsabbrüche in Das-versorgten Gebäuden bewegen. Auf den Kosten dieser Versorgung werden jedoch aller Voraussicht nach die Gebäudeeigentümer sitzen bleiben, es sei denn, Mobilfunknetzbetreiber erkennen darin ein Marketinginstrument zur Kundenbindung, so wie sie einem heute z.B. W-Lan-Router "schenken".

Eine Energiebilanz, die zeigt, ob Das-Lösungen unterm Strich insgesamt merklich weniger Energie schlucken als Funkmasten, die voll aufgedreht mit hoher Sendeleistung versuchen Mauern zu durchdringen, ist mir nicht bekannt. Es dürfte auch nicht einfach sein, so eine Bilanz treffend zu ziehen.

Sicher ist, ab einem bestimmten Trägerfrequenzbereich wird die Gebäudedämpfung für die Funkkommunikation zwischen Funkmast und Smartphone zu einem existentiellen Problem. Dann trotzdem noch zu versuchen, allein mit hochgeschraubter Sendeleistung ins Gebäude einzudringen, statt mit Das den intelligenteren Weg zu wählen, wäre ebenso unklug wie der umständliche Versuch der jungen Dame in folgendem Video, an ihren Autoschlüssel zu kommen:

Anzunehmen ist ferner, dass zukünftig zuerst nicht die leistungsstarken Funkmasten an Mauern scheitern werden, sondern die leistungsschwachen Smartphones, denen nur ein paar hundert Milliwatt zur Verfügung stehen, um Mauern von innen nach draußen zu durchdringen. Oder anders gesagt: Die Zeit für flächendeckendes Das dürfte spätestens dann reif sein, wenn wir unsere künftigen 6G- oder 7G-Smartphones 2-mal täglich laden müssen :-). Und wahrscheinlich ist es eine gute Idee, vorsorglich schon heute sein Geld in Das-Anbieter zu investieren, bevor dieser Branche in vielleicht zehn Jahren der Goldrausch winkt.

Auch wenn der Grundgedanke von Das simpel ist, so ist die optimale Planung und Installation eines solchen Systems kein Kinderspiel. Dazu ist mehr erforderlich, als irgendwo drinnen einen Repeater an die Wand zu nageln. Zu dieser Einsicht brachten mich die vielen passiven und aktiven Das-Varianten, die mir bei meinen Streifzügen durchs www begegnet sind. Glaubt man dem Mann im Video oben, ist es z.B. keine gute Idee, die Katakomben eines Stadions mit einem passiven Das versorgen zu wollen. Die Länge der signaldämpfenden Kabelage würde so einen Plan, der energetisch vorteilhaft wäre, wahrscheinlich scheitern lassen.

Hintergrund
Das in Wikipedia (englisch)
5G Indoor White Paper von ZTE (PDF, 23 Seiten)
Das-Kursangebot von Telcoma
Cellular Distributed Antenna Systems (DAS): The Definitive Guide
Wissenschaftliche Artikel zu Das

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