Blut-Hirn-Wäsche (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 29.11.2006, 01:26 (vor 6352 Tagen) @ RDW

Hierbei konnten nach einer verlängerten Expositionszeit und zusätzlich durchgeführten Verhaltenstests die älteren Ergebnisse nicht bestätigt werden.

Also das ist doch zum Mäuse melken! Die ETH-Studie (Schweiz) kriegt Feuer weil sie die TNO-Studie (Nierderlande) nicht 1:1 repliziert und vielleicht deshalb nichts gefunden hat. Nun gut, hier könnte man noch einwenden: andere Länder, andere Forscher, andere Sitten, andere Resultate. Doch jetzt kommt Salford, pardon Prof. Salford. Und was macht er bei der Replikation seiner eigenen Studie? Er macht genau das, wofür die ETH-Wissenschaftler (von Seiten der Kritiker) Prügel bezogen haben, er baut seine eigene Studie nicht 1:1 nach, sondern verlängert die Expositionszeit (und wer weiß was sonst noch). Das schafft die paradoxe Situation, dass ausgerechnet Salford, der wegen seiner 2003-er-Studie oft zur Speerspitze der Mobilfunkkritik verwurstet wurde, jetzt ebenso Prügel beziehen müsste, wie zuvor die ETH-Leute. Hätte Salford seine Studie doch nur 1:1 repliziert, und zwar erfolgreich (also mit Befund), dann hätte das Pendel wieder zu seinen Gunsten ausgeschlagen und die BHS wäre ein heißes Thema geblieben. Ein Misserfolg seiner eigenen 1:1-Replikation hätte dagegen das Gegenteil bewirkt und uns Kritiker in Argumentationsnöte gebracht. Die Situation jetzt aber ist noch schlimmer: Weil's zwei völlig widersprüchliche - aber eben nicht 100-prozentig vergleichbare Ergebnisse allein schon von Salford gibt, können Kritiker und Befürworter sich die Studie herauspicken, die ins Konzept passt und munter damit argumentieren. Klasse! Genau das hat uns noch gefehlt in dem an Verwirrungen ja so armen Streit um die Risiken des Mobilfunks.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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