5G The Untold Story: Die Kunst, sich selbst zu bestätigen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 13.12.2025, 00:08 (vor 1 Tag, 5 Stunden, 57 Min.)

Mona Nilsson und Lennart Hardell fingen 2022 plötzlich an, Fallberichte von angeblichen 5G-Strahlenopfern zu publizieren. Daraus entwickelte sich eine kurze Serie, mit der die beiden schwedischen Mobilfunkkritiker 5G als gesundheitliche Risikotechnik stigmatisieren wollten. 2025, sechs Jahre nach dem Start von 5G in Europa, versuchten sie erneut, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf angeblich gesundheitlich abträgliche Folgen einer 5G-Exposition zu lenken. Diesmal nicht mit einem Druckwerk, sondern mit einem Video. Besser wurde die Argumentation dadurch aber nicht.

Der erste Fallbericht des Duos aus dem Jahr 2022 kam hier im Forum nicht gut weg, wovon man sich noch heute hier selbst überzeugen kann. Schon die unprofessionelle Messtechnik, mit der Lennart Hardell seinerzeit unbeholfen hantierte, lässt einem kalte Schauer über den Rücken laufen. Das erging nicht nur mir so, auch der schwedische 5G-Netzwerkausstatter Ericsson war über den dilettantischen Fallbericht der beiden Kritiker empört. Denn der fehlerhafte Bericht habe international einige Aufmerksamkeit der Medien erhalten, z.B. in der Rio Times, und von organisierten Mobilfunkgegnern werde er munter weiter verbreitet. Mit einer E-Mail machte Ericsson die Redaktion der Publikumszeitschrift auf die gröbsten Mängel des Fallberichts aufmerksam und verlangte die Rücknahme des Artikels, um der weiteren Verbreitung von Desinformation einen Riegel vorzuschieben. Die E-Mail datiert vom Mai 2022. Ob die Redaktion dem Verlangen von Ericsson nachgekommen ist, lässt sich rückblickend nicht mehr feststellen. Der Verein von Mona Nilsson bietet jedoch nach wie vor unentgeltlich ein PDF des Fallberichts zum Download an.

Sprung ins Jahr 2025

Das Video, das auf Initiative von Mona Nilsson zustandekam und seit Juni 2025 bei YouTube zu sehen ist, hat rd. 30 Minuten Spielzeit und trägt den irreführenden Titel: 5G The Untold Story. Irreführend ist der Titel, weil Gruselgeschichten zu 5G alles andere als unerzählt sind. Kein Mobilfunksystem wurde von Mobilfunkgegnern in aller Welt so inbrünstig mit Desinformation empfangen und dann begleitet wie 5G.

Mona Nilsson erzählt in dem Video todernst die Geschichte vom Pferd ...
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Ab Minute 25:25 erzählt Mona Nilsson von den Fallberichten (sie nennt diese "Studien"), die sie mit Lennart Hardell verfasst hat und von der Intervention Ericssons anlässlich des ersten dieser Fallberichte. Allerdings erzählt die Schwedin die Geschichte nicht so wie ich oben, sondern sie betrachtet die Tatsachen durch ihre Brille der überzeugten Mobilfunkgegnerin:

[...] Unfortunately, the industry has shown no interest in the results of our studies and the reported serious health effects of their new 5G technology. Rather, they have taken actions to cover up the health hazards.

For instance, a representative from Ericsson, the world leading provider of 5G base stations, wrote an email to the editor that published our first case study asking for the article to be withdrawn. This is evidence that the industry is working behind the scenes to cover up the health hazards and it's not interested in any objective investigation of health effects. [...]

Übersetzung: [...] Leider hat die Industrie kein Interesse an den Ergebnissen unserer Studien und den berichteten schwerwiegenden gesundheitlichen Auswirkungen ihrer neuen 5G-Technologie gezeigt. Vielmehr hat sie Maßnahmen ergriffen, um die Gesundheitsrisiken zu vertuschen.

So schrieb ein Vertreter von Ericsson, dem weltweit führenden Anbieter von 5G-Basisstationen, eine E-Mail an den Herausgeber, der unsere erste Fallstudie veröffentlicht hatte, und forderte die Rücknahme des Artikels. Dies ist ein Beweis dafür, dass die Industrie hinter den Kulissen daran arbeitet, die Gesundheitsrisiken zu vertuschen, und sie kein Interesse an einer objektiven Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen hat. [...]

Eine Tatsache und ihre Wahrnehmung

Nilsson sieht in der Intervention Ericssons bei dem Publikationsorgan einen Beweis dafür, die Industrie betreibe verdeckt die Vertuschung von Gesundheitsrisiken.

Ich sehe in der Intervention Ericssons den legitimen Versuch, einen qualitativ minderwertigen und irreführenden Fallbericht mit Sachargumenten aus der Welt zu schaffen.

Besonders geschickt ging Ericsson mMn jedoch nicht vor, denn im Gegensatz zu wissenschaftlichen Fachzeitschriften verfügen Publikumszeitschriften über kein Prozedere, einen fehlerhaften Artikel nachträglich zurückzuziehen. Wahrscheinlich wäre es daher besser gewesen, hätte Ericsson zeitnah auf eine Gegendarstellung in einer jüngeren Ausgabe der Publikumszeitschrift hingearbeitet. Anders als in Deutschland sieht das schwedische Presserecht laut ChatGPT allerdings keinen Rechtsanspruch auf Gegendarstellung vor, der Mechanismus beruht dort auf Selbstregulierung.

Hintergrund
Verbrieftes Recht, öffentlich Stuss behaupten zu dürfen

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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